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Henry Sugut setzte bei seinem überzeugenden Sieg in Wien in 2:06:58 eine neue Duftmarke beim VCM.
BLOG JOHANNES LANGER
21 & 42 Kilometer durch Wien als 3-Sterne-Menü
Mit einem Zeitvorsprung 7:52 Minuten durfte Paula vor Haile auf die Strecke des OMV-Halbmarathon in Wien gehen. Auf den Vorsprung hatten sich die beiden Legenden geeinigt – es ist der Abstand zwischen ihren Bestzeiten. Der Altmeister machte keine Anstalten, Spannung aufkommen zu lassen. Nach rund 44 Minuten, bei KM 16, überholte er Paula und lief von dannen. Nach starken 60:52 Minuten [im Alleingang!] kam er ins Ziel.
Paula brach im Ziel ob ihrer Leistung [72:03 Minuten] in Tränen aus, entschuldigte sich sogar bei Veranstalter Wolfgang Konrad. Die Weltrekordlerin hatte noch mit einer gerade erst überstandenen Bronchitis zu kämpfen. Ein klares Signal an uns alle, nur hundertprozentig gesund an einem sportlichen Ausdauerbewerb teilzunehmen.
Spannung über mehr als 42 Kilometer
Für mich brachte der Vienna City Marathon ein kurzfristiges Comeback als Rennleiter. Schon von 1990 bis 2001 war ich für die Athleten und das Rennen an der Spitze verantwortlich. Nachdem Mark Milde, der das Spitzenfeld zusammengestellt hatte, nicht nach Wien kommen konnte, vertrauten die Organisatoren mir diese aufregende Tätigkeit an. Dabei geht es in den Tagen vor dem Marathon neben vielen kleinen organisatorischen Dingen um das Festlegen der Taktik der eingeladenen Top-Läufer für das Rennen und deren Umsetzung am Renntag.
Schon beim Durchsehen der Starterliste freute ich mich auf ein spannendes Rennen, was es dann auch wirklich wurde. Vier ehemalige Sieger des VCM bei den Herren und zwei bei den Damen garantierten Klasse. Und die übrigen Starter waren überaus stark.
Nach dem Startschuss – der für die Top-Athleten um 17 Sekunden zu spät erfolgte [daher die Zeitdifferenz zu den Anzeigen im Ziel] – trafen die „Hasen“ schon auf der Reichsbrücke das richtige Tempo. Erster Kilometer in 3:05 Minuten und auf den nächsten Kilometern fanden alle gut in den richtigen Marathon-Rhythmus und eine sehr große Gruppe nahm diese Hilfe an. Das ist eine ganz wesentliche taktische Maßnahme, um ruhig in den Bewerb hineinzukommen und nicht zu viel Energie zu verbrauchen.
Gerade für Hobbyläufer ist es wichtig, den Marathon möglichst gleichmäßig zu laufen. Bei den Profis setzt sich seit Jahren das „Negative Splitting“ durch. Das heißt, man rollt den ersten Teil etwas langsamer, um dann auf der zweiten Streckenhälfte noch ordentlich Gas geben zu können. Bei Hochausdauertrainierten funktioniert das aufgrund ihrer außergewöhnlichen aeroben Kapazität ganz gut. Der Wien-Sieger 2012 lief auf der ersten Hälfte 64:19 Minuten [50,66%] und die zweite in 62:39 Minuten [49,34%]. Wahnsinnig schnell war dabei der Abschnitt zwischen 20 und 25 Kilometer, der in 14:18[!!] Minuten gelaufen wurde. Nur so zum Überlegen, wie schnell das war: die Stoppuhren für den schnellsten 5-km-Split blieben bei Patrick Makau in seinem Weltrekord-Rennen in Berlin bei 14:20 Minuten stehen.
Für uns „Normalsterbliche“ ergibt sich daraus dennoch die Erkenntnis, längere Wettläufe mit konstantem Tempo zu planen. Klar: Wenn alles perfekt läuft, kann man am Schluss noch etwas das Tempo forcieren. Und bei einem großen Stadtmarathon muss man auch ein oder zwei langsame erste Kilometer einkalkulieren, bis sich das Starterfeld ordentlich in Bewegung setzt – aber Gleichmäßigkeit siegt gegenüber einem zu schnellen Start immer.
Neben den unglaublichen Willenseigenschaften, die afrikanische Läufer gerade in der Endphase eines Marathon überzeugend einsetzen, ist eine ökonomische Lauftechnik auf so langen Strecken leistungsentscheidend. Bei Kilometer 36 waren im Prater noch vier Athleten an der Spitze. Mit Tempo 2:56 pro Kilometer „schwangen“ alle Vier im Gleichklang und für einen Lauf-Gourmet wie mich ein 3-Sterne-Menü. Auf diese enorme Qualität setzte Henry Sugut noch einen Kilometer [37] in 2:52 Minuten drauf. Obwohl er den Asphalt noch bei jedem Schritt zu berühren schien, war es mehr ein Schweben. Und, es führte in diesem Rennen zur Entscheidung zugunsten des Kenianers. 2:06:58 Stunden brachten Henry eine neue persönliche Bestleistung und Wien eine neue Hausmarke. Seine 5-km-Splits waren 15:02, 15:27, 15:10, 15:22, 14:18, 14:59, 14:52, 15:03, 06:42.
Die Quintessenz aus dem Rennerlebnis, dass ich 42 Kilometer lang aus der ersten Reihe beobachten durfte: Wichtig ist ein ruhiger Beginn, ein konstantes rhythmisches Laufen, dabei den Kopf immer „eingeschaltet“ und am Ende auch eine gewisse Härte gegen sich selbst, um den Laufklassiker schlechthin zu bewältigen. Ein Marathon bleibt sportlich für mich die schönste Herausforderung – und die sollte man zumindest einmal im Leben bewältigen, und dann vielleicht noch einmal, …
Paula brach im Ziel ob ihrer Leistung [72:03 Minuten] in Tränen aus, entschuldigte sich sogar bei Veranstalter Wolfgang Konrad. Die Weltrekordlerin hatte noch mit einer gerade erst überstandenen Bronchitis zu kämpfen. Ein klares Signal an uns alle, nur hundertprozentig gesund an einem sportlichen Ausdauerbewerb teilzunehmen.
Spannung über mehr als 42 Kilometer
Für mich brachte der Vienna City Marathon ein kurzfristiges Comeback als Rennleiter. Schon von 1990 bis 2001 war ich für die Athleten und das Rennen an der Spitze verantwortlich. Nachdem Mark Milde, der das Spitzenfeld zusammengestellt hatte, nicht nach Wien kommen konnte, vertrauten die Organisatoren mir diese aufregende Tätigkeit an. Dabei geht es in den Tagen vor dem Marathon neben vielen kleinen organisatorischen Dingen um das Festlegen der Taktik der eingeladenen Top-Läufer für das Rennen und deren Umsetzung am Renntag.
Schon beim Durchsehen der Starterliste freute ich mich auf ein spannendes Rennen, was es dann auch wirklich wurde. Vier ehemalige Sieger des VCM bei den Herren und zwei bei den Damen garantierten Klasse. Und die übrigen Starter waren überaus stark.
Nach dem Startschuss – der für die Top-Athleten um 17 Sekunden zu spät erfolgte [daher die Zeitdifferenz zu den Anzeigen im Ziel] – trafen die „Hasen“ schon auf der Reichsbrücke das richtige Tempo. Erster Kilometer in 3:05 Minuten und auf den nächsten Kilometern fanden alle gut in den richtigen Marathon-Rhythmus und eine sehr große Gruppe nahm diese Hilfe an. Das ist eine ganz wesentliche taktische Maßnahme, um ruhig in den Bewerb hineinzukommen und nicht zu viel Energie zu verbrauchen.
Gerade für Hobbyläufer ist es wichtig, den Marathon möglichst gleichmäßig zu laufen. Bei den Profis setzt sich seit Jahren das „Negative Splitting“ durch. Das heißt, man rollt den ersten Teil etwas langsamer, um dann auf der zweiten Streckenhälfte noch ordentlich Gas geben zu können. Bei Hochausdauertrainierten funktioniert das aufgrund ihrer außergewöhnlichen aeroben Kapazität ganz gut. Der Wien-Sieger 2012 lief auf der ersten Hälfte 64:19 Minuten [50,66%] und die zweite in 62:39 Minuten [49,34%]. Wahnsinnig schnell war dabei der Abschnitt zwischen 20 und 25 Kilometer, der in 14:18[!!] Minuten gelaufen wurde. Nur so zum Überlegen, wie schnell das war: die Stoppuhren für den schnellsten 5-km-Split blieben bei Patrick Makau in seinem Weltrekord-Rennen in Berlin bei 14:20 Minuten stehen.
Für uns „Normalsterbliche“ ergibt sich daraus dennoch die Erkenntnis, längere Wettläufe mit konstantem Tempo zu planen. Klar: Wenn alles perfekt läuft, kann man am Schluss noch etwas das Tempo forcieren. Und bei einem großen Stadtmarathon muss man auch ein oder zwei langsame erste Kilometer einkalkulieren, bis sich das Starterfeld ordentlich in Bewegung setzt – aber Gleichmäßigkeit siegt gegenüber einem zu schnellen Start immer.
Neben den unglaublichen Willenseigenschaften, die afrikanische Läufer gerade in der Endphase eines Marathon überzeugend einsetzen, ist eine ökonomische Lauftechnik auf so langen Strecken leistungsentscheidend. Bei Kilometer 36 waren im Prater noch vier Athleten an der Spitze. Mit Tempo 2:56 pro Kilometer „schwangen“ alle Vier im Gleichklang und für einen Lauf-Gourmet wie mich ein 3-Sterne-Menü. Auf diese enorme Qualität setzte Henry Sugut noch einen Kilometer [37] in 2:52 Minuten drauf. Obwohl er den Asphalt noch bei jedem Schritt zu berühren schien, war es mehr ein Schweben. Und, es führte in diesem Rennen zur Entscheidung zugunsten des Kenianers. 2:06:58 Stunden brachten Henry eine neue persönliche Bestleistung und Wien eine neue Hausmarke. Seine 5-km-Splits waren 15:02, 15:27, 15:10, 15:22, 14:18, 14:59, 14:52, 15:03, 06:42.
Die Quintessenz aus dem Rennerlebnis, dass ich 42 Kilometer lang aus der ersten Reihe beobachten durfte: Wichtig ist ein ruhiger Beginn, ein konstantes rhythmisches Laufen, dabei den Kopf immer „eingeschaltet“ und am Ende auch eine gewisse Härte gegen sich selbst, um den Laufklassiker schlechthin zu bewältigen. Ein Marathon bleibt sportlich für mich die schönste Herausforderung – und die sollte man zumindest einmal im Leben bewältigen, und dann vielleicht noch einmal, …
Text: JL
Foto: VCM-PhotoRun/Jean Pierre Durand
Foto: VCM-PhotoRun/Jean Pierre Durand
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