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Vladimir Putin und Russlands Sportminister Vitali Mutko – hier bei den Olympischen Spielen 2014 – stehen an der Spitze der neuen russischen Sportmacht und dürften die Dopingpraktiken nicht nur geduldet, sondern auch gefördert haben.
NEWS
„Doping ist kein russisches, sondern ein weltweites Problem“
Russlands Sport- und Politelite spricht nach der Veröffentlichung des WADA-Berichts am Montag in Genf von einem politisch motivierten Vorgehen gegen Russland und weist darauf hin, dass Doping nicht allein ein russisches Problem darstellt. Unterdessen beschließt die Welt Anti Doping Agentur erste Sanktionen.
Zwei Tage nach der Veröffentlichung des WADA-Berichts über das systematische Doping in der russischen Leichtathletik hat sich auch die russische Politik zu Wort gemeldet. Dmitry Peskov, Sprecher des russischen Präsidenten Vladimir Putin, bemängelte die fehlenden Beweise des WADA-Berichts, der laut seiner Meinung rein auf Anschuldigungen aufgebaut ist. Peskov bekräftigte das, was Vladimir Ujba, Leiter der föderalen medizinisch-biologischen Agentur FMBA, bereits gestern in einem Statement gesagt hat: Er vermutet politische Motivation der westlichen Welt hinter dem entschlossenen Vorgehen gegen den russischen Sport. Sportminister Vladimir Mutko ergänzte: „Doping ist kein russisches Problem. Doping ist ein weltweites Problem. Deswegen sollte Russland jetzt nicht von der Sportwelt ausgeschlossen werden.“

WADA entzieht Moskauer Doping Labor Lizenz

Wie erwartet hat die Welt Anti Doping Agentur unterdessen dem Anti Doping Labor in Moskau die offizielle Akkreditierung entzogen. Außerdem rief sie eine lebenslange Sperre des ehemaligen Direktors des Labors, Grigory Rodchenkov aus, der sich von russischen Athleten bezahlen ließ und 1.417 Dopingproben noch vor Beginn der WADA-Ermittlungen zerstörte. Rodchenkov, den die Ermittler als aktiven Förderer von Doping bezeichneten, hatte unmittelbar nach Veröffentlichung des WADA-Berichts am Montagnachmittag den Rücktritt von seinem Amt verkündet und die WADA-Ermittler in russischen Medien als „Idioten“ beschimpft. Russland hat nun drei Wochen Zeit, beim obersten Sportgericht CAS in Lausanne gegen diesen Beschluss zu klagen. Gegen das Anti Doping Labor in Sochi, welches während der Olympischen Winterspiele 2014 ebenfalls von Mitarbeitern des russischen Geheimdienstes geführt wurde, gibt es noch keine Maßnahmen.

Shobukhova stellt sich vor Athleten

Für große, internationale Diskussionen hat die Empfehlung von Richard Pound, russische Leichtathleten von den kommenden Olympischen Spielen auszuschließen, gesorgt. Während es zwar keine flächendeckende, aber eine erhebliche Zustimmung für diesen Vorschlag gibt, wehrt sich der russische Sport naturgemäß dagegen. Nun hat sich mit Liliya Shobukhova eine jener Athletinnen gemeldet, die mit ihrem Geständnis in der TV-Dokumentation „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht“ gemeinsam mit anderen den Stein ins Rollen brachte. „Ich verstehe die Forderung der WADA nicht. Die Athleten sind nicht die Hauptschuldigen für systematisches Doping.“ Viel mehr müssen Funktionäre aus dem Verkehr gezogen und grundlegende Strukturen im russischen Sport verändert werden. „Wir haben über Jahre hart gearbeitet. Wir haben unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt, um Medaillen zu gewinnen. Balakhnichev (ehemaliger russischer Verbandspräsident, Anm.) und Melnikov (ehemaliger Nationaltrainer, Anm.) haben von unserer harten Arbeit profitiert“, stellt die 37-Jährige klar.
Text: SIP / TK
Foto: Getty Images