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Sechs Jahre ist es mittlerweile her, als Andrea Mayr beim Vienna City Marathon triumphierte und den österreichischen Rekord im Marathonlauf markierte.
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Der Frankfurt Marathon als Sprungbrett für Olympia-Träume
Andrea Mayr kehrt am Sonntag beim Frankfurt Marathon auf die Marathonstrecke zurück, um sich für die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro zu qualifizieren. Den Olympia-Traum hat auch Lisa Hahner im Hinterkopf, die Aufgabe ist für sie allerdings ungleich schwieriger. Um den prestigeträchtigen Sieg kämpfen die Äthiopierinnen.
Ihren letzten Marathon ist Andrea Mayr (SVS Leichtathletik) bei den Olympischen Spielen von London 2012, wo sie Rang 54 erzielte, gelaufen. Der nächste nach dem Frankfurt Marathon soll jener bei den Olympischen Spielen von 2016 sein. Vor London hat sich die österreichische Marathon-Rekordhalterin (2:30:43 Stunden beim Vienna City Marathon 2009) in Frankfurt mit einer Zeit von 2:32:33 Stunden für London qualifiziert. Nun soll heuer Selbiges für Rio gelingen.

Allrounderin par exzellence
In den vier Jahren seit ihrem letzten Frankfurt Marathon ist viel Wasser den Main hinuntergeflossen. Und im Leben der Andrea Mayr hat sich viel verändert. Sie lebt wieder in Oberösterreich und geht als Ärztin im Krankenhaus von Vöcklabruck einem Vollzeitjob nach, was Trainingsintensität, -zeit und -planung stark beeinträchtigt. Was aber gleich geblieben – oder sogar noch besser geworden ist – ist ihre Leistungsfähigkeit im Laufsport. Im Berglauf ist die 35-Jährige mittlerweile seit Jahren unantastbar und holt sich bei ausgewählten Veranstaltungen locker eine Trophäe nach der anderen ab. Die Rückkehr auf die Straße zu Gunsten ihres Olympia-Traums hätte kaum besser verlaufen können: Österreichischer Rekord beim Halbmarathon in Linz im Frühjahr in einer Zeit von 1:11:34 Stunden, in der Wachau legte Mayr im September einen weiteren flotten Halbmarathon hinterher. Die Formkurve Richtung Frankfurt stimmt. Und sollte es einer Läuferin zuzutrauen sein, das Olympia-Limit von 2:34 Stunden in ihrem ersten Marathon seit über drei Jahren zu packen, dann ist es sicher die Alleskönnerin Andrea Mayr!

Baierl sagt Marathon-Debüt ab
Nicht dabei ist dagegen Mayrs oberösterreichische Kollegin Anita Baierl (TuS Kremsmünster). Nach ihrem erstaunlich starken Auftritt beim Halbmarathon in Berlin im Frühjahr reifte in ihr der Gedanke, im Herbst das Marathon-Debüt zu feiern, welches für den Frankfurt Marathon geplant war. Allerdings kam in der Vorbereitung ein Umstand in die Quere, der sie zur Absage bewegte: „Leider habe ich mir einen grippalen Infekt und eine Beinhautentzündung zugezogen. Ich konnte auch kein Alternativtraining machen, weil ich so geschwächt war, und ich bin immer noch nicht schmerzfrei. Ein Start in Frankfurt wäre ein entsprechendes Risiko.“ Dafür ist die Vorarlbergerin Sabine Reiner (hellblau.POWERTEAM) am Start und versucht, ihre vier Jahre alte Bestleistung von 2:43:09 Stunden zu steigern.

Die ungerechte Messlatte für Olympia-Starts
Andrea Mayr und Lisa Hahner verfolgen dasselbe Ziel, doch die Ausgangslage ist völlig unterschiedlich, was mitunter auch damit zu tun hat, dass der Sport manchmal doch nicht ganz gerecht ist. Während der Österreicherin auf dem Weg nach Rio eine Zeit von 2:34 Stunden genügt, muss die Deutsche den erhöhten Anforderungen des DLV von 2:28:30 Stunden entsprechen – eine Mammutaufgabe, denn dieses Limit liegt knapp zwei Minuten unterhalb der Bestleistung der Zwillingsschwester der ehemaligen Wien-Siegerin Anna, erzielt in Frankfurt vor zwei Jahren. „Ich werde so schnell laufen wie ich kann. Ob die Zeit es in den Augen des DLV wert sein wird, dass ich in Rio starte, werde nicht ich entscheiden“, formuliert Hahner zwischen den Zeilen auch Kritik in Richtung Verband.

Rückkehr nach Verletzungsmisere
Deshalb steht für Lisa Hahner beim Frankfurt Marathon im Vordergrund, erstmals seit zwei Jahren wieder einen Marathon zu beenden. Immer wieder wurde sie in den vergangenen Monaten von Verletzungen zurückgeworfen, doch für Frankfurt ist die 25-Jährige optimistisch und fühlt sich bestens vorbereitet: „Es läuft einfach wieder. Ich bin seit vielen Wochen gesund und beschwerdefrei und kann exakt nach Plan trainieren. Die Kurve ist steil nach oben gegangen.“ Eine Halbmarathon-Bestleistung von 1:14:05 Stunden im unmittelbaren Vorfeld des Frankfurt Marathon bestätigt diese Aussage. Beim Versuch, erstmals in ihrem Leben die 2:30 Stunden-Marke zu knacken, steht ein weiteres Ziel ganz oben auf der Agenda von Lisa Hahner. Sie kann beim Frankfurt Marathon nämlich erstmals Deutsche Meisterin im Marathonlauf werden. Größte Konkurrentin dafür ist wohl Mona Stockhecke, die ob fehlender Olympia-Ambitionen einen etwas differenzierteren Zugang zum Rennen wählen wird: „Ich möchte dort anknüpfen, wo ich im vergangenen Herbst aufgehört habe und eine neue Bestleistung laufen.“ Im vergangenen Jahr benötigte die 32-Jährige für die 42,195 Kilometer durch Frankfurt mit dem Ziel in der stimmungsvollen Festhalle exakt zwei Stunden, 33 Minuten und 50 Sekunden.

Äthiopierinnen führen Elitefeld an
Vorherzusagen, eine Äthiopierin würde beim Frankfurt Marathon am Sonntag vom obersten Treppchen des Podests lächeln, wäre eine ähnlich mutige Prognose wie zu behaupten, die USA würde Weltmeister im Basketball oder Mo Farah gewinnt ein Langstreckenrennen bei internationalen Großereignissen der Leichtathletik. Von den acht Läuferinnen im Starterfeld, welche eine persönliche Bestleistung von unter 2:30 Stunden aufweisen, stammen sieben aus Äthiopien, die achte ist die Russin Sardana Trofimova als schnellste Europäerin der Meldeliste vor Hahner und Mayr. Die zwei Kenianerinnen Agnes Mutune und Debütantin Risper Gesabwa werden wohl eine untergeordnete Rolle spielen. Und tatsächlich: Im Gegensatz zu den Herren war der Frankfurt Marathon in den letzten Jahren ein gutes Pflaster für die Äthiopierinnen, die in den vergangenen vier Jahren mit Mamitu Daska (2011), Meselch Melkamu (2012) und Aberu Kebede (2014) dreimal triumphierten.

Rückkehrerin Jelela gegen junge Herausforderinnen

Die Namen großer internationaler Stars sucht man auch bei den Damen vergeblich. Die vielleicht interessanteste Läuferin im Feld ist Koren Jelela, die die Zeitenliste anführt. Ihre Bestleistung von 2:22:43 Stunden stammt noch aus ihrer besten Zeit, als sie 2011 den Toronto Marathon gewinnen konnte. Nach dem Istanbul Marathon im darauffolgenden Jahr rückte die Familie in den Vordergrund und Jelela brachte ein Kind auf die Welt. Das Comeback im heurigen Frühjahr beim Prag Marathon verlief mit einer Leistung von 2:37:42 Stunden unterdurchschnittlich, weshalb hinter der Leistungsfähigkeit der 28-Jährigen ein Fragezeichen steht.

Favoritin ist aus diesem Grund wohl eine Läuferin, die im heurigen Jahr bereits einen großen Erfolg feiern konnte. Die erst 25 Jahre alte Meseret Mengisto gewann im Frühjahr überraschend den Paris Marathon in einer persönlichen Bestleistung von 2:23:26 Stunden. Damals verbesserte sie ihre persönliche Bestleistung um knapp sechs Minuten! Das war der internationale Durchbruch der Läuferin, die aus ärmsten Verhältnissen eines Dorfes in der Nähe von Addis Abeba stammt und im Gegensatz zu zahlreichen ihrer Landsleuten vornehmlich alleine und nicht in Gruppen trainiert. „Das Leben ist kein Lottogewinn. Es ist immer eine Herausforderung, die wir annehmen und meistern müssen“, lautet ihr Motto und zeigt, aus welchem Holz die Äthiopierin geschnitzt ist. Nach zwei Siegen bei südafrikanischen Marathons 2014 ist Mengistu in drei Marathons in Folge ungeschlagen.

Ein kräftiges Wörtchen um den Sieg mitsprechen möchte auch Ashete Bekele, die im vergangenen Jahr in Frankfurt Rang drei belegte. Zu Saisonauftakt gelang ihr in Dubai eine persönliche Bestleistung von 2:23:43 Stunden, welche allerdings in einem schnellen Rennen lediglich für Rang zehn reichte. Außenseiterchancen haben Dinkinesh Mekash, im Vorjahr Zweite beim Hamburg Marathon, und die erst 21-Jährige Meseret Kitata, die heuer bei strömendem Regen den Rom Marathon für sich entscheiden konnte.

Frankfurt Marathon
Text: SIP / TK
Foto: SIP / Johannes Langer