Member Area
Benutzer:
Passwort:
Gratis anmelden
Beim Frankfurt Marathon 2014 lieferte Arne Gabius eine beachtliche Leistung ab und lief konstant zu einer Zeit unter 2:10 Stunden.
NEWS
Mit Selbstbewusstsein auf dem Weg zum Deutschen Rekord
Zum ersten Mal tritt Arne Gabis bei den Deutschen Meisterschaften im Marathonlauf an, der Titel scheint jedoch reine Formsache. Der 34-Jährige sehnt sich nach größeren Zielen und will am kommenden Sonntag beim Frankfurt Marathon die deutsche Lauf-Historie umschreiben. Sein großes Ziel nimmt er mit einer gigantischen Portion Selbstvertrauen in Angriff.
Der Frankfurt Marathon steckt im schwarz-rot-goldenen Marathon-Fieber. Nicht nur, weil der Frankfurt Marathon, als zweiter Marathon Deutschlands neben dem Berlin Marathon mit dem Golden Label des Leichtathletik-Verbandes ausgezeichnet ist, damit zu den Big Playern der Welt zählt und heuer die Deutschen Meisterschaften austrägt, sondern auch, weil Deutschland endlich wieder einen Marathonläufer besitzt, der unter 2:10 Stunden laufen kann. Sechs Deutsche haben das in der Geschichte der Leichtathletik geschafft, unter anderem Arne Gabius im vergangenen Jahr, als er in Frankfurt in einer Zeit von 2:09:32 Stunden ein Traum-Debüt ablegte. Damals sagte er: „Ich bin noch nicht an meine Grenzen gestoßen. Ich glaube, dass mein biologisches Alter deutlich unter dem in meinem Ausweis liegt.“ Zuletzt war der deutsche Rekordhalter Jörg Peter 27 Jahre davor schneller gelaufen, auch die beiden weiteren Leistungen, die (noch) vor Gabius in den Rekordlisten stehen, stammen aus den 80er Jahren. Die zweitbeste Leistung des neuen Jahrtausends hinter dem Rekord-Aspritanten in den DLV-Bestenlisten ist jene von Philipp Pflieger vor einem Monat beim Berlin Marathon (2:12:50 Stunden) auf Rang 23.

Deutschland und das Leistungsloch im Marathon
Die deutsche Bestenliste im Marathon hat ihre eigene Struktur, die aufgrund von Mechanismen in der Vergangenheit so konstruiert ist, wie sie sich jetzt präsentiert. Dass erfolgreiche deutsche Marathonläufer in den letzten 15 Jahren gänzlich gefehlt haben, ist auch der generellen spitzensportlichen Ausrichtung des deutschen Leichtathletik-Verbandes geschuldet. Während der Wurf- und Sprungsektor ob der Medaillenchancen bei internationalen Großereignissen beim DLV einen Stein im Brett haben, sehen sich die Läufer in ganz anderem Konkurrenzumfeld. Die Diskussion um das verschärfte deutsche Marathon-Limit und Pfliegers Leistung von Berlin hat abermals gezeigt: Der DLV bevorzugt Klasse statt Masse und gibt damit die Marschrichtung vor. Doch Arne Gabius hat sich mit harter Arbeit gepaart mit Talent jahrelang im Langstreckenlauf behauptet und wird dies auch im Marathon tun.

Attacke auf den Rekord
Das Licht am Ende des deutschen Marathon-Tunnels wird also heller und heller. Pfliegers Leistung von Berlin hatte definitiv zumindest erweiterte europäische Klasse, bei jener von Gabius im Vorjahr in Frankfurt kann man das „erweitert“ getrost streichen. Für den 34-Jährigen, der mit Rang 17 bei den Weltmeisterschaften in Peking über 10.000 seinen Abschied von der Bahn, wo seine EM-Silbermedaille von 2012 am hervorsticht, gefeiert hat, geht es in Frankfurt auch um das Olmypia-Limit von 2:12:15 Stunden. So offensiv Gabius an die Geschichte auch herangeht, der Berlin Marathon und der Amsterdam Marathon haben jüngst eindrucksvoll gezeigt, um welch hohe Hürden es sich hier handeln kann. Der deutsche Marathon-Rekord liegt übrigens nur knapp dreieinhalb Minuten unter dem Olympia-Limit für 2016.

Limit hin oder her, Arne Gabius hat Größeres im Sinn. Die Attacke auf den deutschen Rekord soll am Sonntag mit Erfolg enden, das Olympia-Limit stellt lediglich den Notnagel dar. Jörg Peter markierte beim Tokio Marathon 1988 eine Zeit von 2:08:47 Stunden, die seither als Richtwert ganz oben an der Bestenliste ragt. Im Vorjahr war Gabius um 45 Sekunden langsamer, beim zweiten Versuch über die 42,195 Kilometer soll es klappen.

Starke Vorbereitung
Die vor Selbstbewusstsein geschwellte Brust des Deutschen ergründet sich in einer laut eigenen Angaben tadellosen Vorbereitung. „Die Vorbereitung ist super gelaufen. Ich bin bereit für das Rennen“, stellt der Autodidakt, der vom italienischen Starcoach Renato Canova unterstützt wird, in einem Interview auf www.laufen.de klar. Das Testrennen in Berlin über 10 Kilometer endete in mitten eine starken Feldes mit einer persönlichen Bestleistung. Das Vertrauen in die eigene Leistungsfähigkeit ist so groß, dass sich Gabius auch im ostafrikanisch geprägten Elitefeld des Frankfurt Marathon nicht verstecken und das Rennen aggressiv angehen möchte: 1:03:30 Stunden ist die stolze, in Absprache mit Gabius geplante Durchgangszeit beim Halbmarathon, also ein Puffer von mehr als eineinhalb Minuten auf den deutschen Rekord bei einer linearen Hochrechnung. „Ich sehe das so: Der Frankfurt Marathon hat ein starkes Feld um mich herum aufgebaut. Vielleicht sind wir noch 15 bis 20 Läufer bei Kilometer 30“, hofft der Deutsche auf einen für ihn idealen Rennverlauf. Gabius weiß aber auch, bei all der Fokussierung der Veranstaltung auf ihn und bei all den optimistischen und offensiven Aussagen im Vorfeld, steigt auch der Druck und die Erwartungshaltung an ihn: „Ein solches Rennen wird mir wahrscheinlich nie wieder präsentiert.“ Und fügt unbescheiden an: „Ich orientiere mich im Bereich von 2:07:20 Stunden!“ So baut ein Mann vor, der eine Enttäuschung am Sonntagmittag nicht auf dem Zettel hat.

„Beste Voraussetzungen“
Bestleistungen und Rekorde können nur an Tagen passieren, an denen alles passt. Die Wettervorhersage für den Frankfurt Marathon verspricht einiges, das Starterfeld ist nahezu maßgeschneidert für Arne Gabius und wenn die Einstellung in seinem Inneren jener entspricht, die er nach außen demonstriert, scheint einem Marathon-Spektakel am Sonntag in Frankfurt nichts im Wege zu stehen – unabhängig davon, ob der Deutsche Rekord von Jörg Peter den Sonntag „überlebt“ oder endgültig in die Annalen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes verschwindet. „Ich gehe davon aus, dass der deutsche Rekord fallen wird“, schickt der Bewerber seine Prognose mutig voraus. Der aktuelle Rekordhalter hätte nicht viel dagegen. „Arne hat die besten Voraussetzungen, meinen Rekord zu knacken. Er ist hochmotiviert, hat eine gute Grundschnelligkeit und gute Rahmenbedingungen, sein großes Ziel zu erreichen“, erklärt Peter, der zwei Tage vor dem Frankfurt Marathon seinen 60. Geburtstag feiern wird.

Frankfurt Marathon
Text: SIP / TK
Foto: SIP / Johannes Langer – Frankfurt Marathon