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Junioren-Weltrekordhalterin Shure Demise ist eines der größten Marathon-Talente der Gegenwart.
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Kampf im Zehntelsekunden-Bereich um die besten Plätze
In einem außergewöhnlich spannenden Finale des Toronto Marathon der Herren sorgt der Kenianer Ishhimael Chemtan für eine Überraschung und setzt sich gegen seine höher eingeschätzten Landsleute durch. Bei den Damen liefert ein Marathon-Rohdiamant mit einem phänomenalen Alleingang zu ihrem ersten Sieg auf dem internationalen Parkett eine vorzügliche Talentprobe ab.
Beim Dubai Marathon Anfang Jänner hat Shure Demise, Jahrgang 1996, für eine Sternstunde gesorgt. Bei ihrem Marathon-Debüt lief der Youngster völlig unbeschwert und in einer sehr beeindruckenden Manier auf Rang vier und hält mit einer Zeit von 2:20:59 Stunden nach wie vor die sechstschnellste Marathonzeit des Jahres und einen (nicht-offiziellen) Junioren-Weltrekord. (Nicht offiziell, weil der Leichtathletik-Weltverband IAAF im Marathonlauf keine Nachwuchs-Weltrekorde führt, Anm.). Während zahlreiche andere Jungstars, vornehmlich aus Äthiopien, die in den vergangenen Jahren beim Dubai Marathon wie Pilze aus dem Boden schossen und sofort in die Weltklasse vorstießen, dazu tendieren zu „One-Hit-Wondern“ zu werden, ging die 19-Jährige beim Toronto Marathon den nächsten Schritt ihrer Entwicklung und feierte den ersten großen Sieg auf der internationalen Marathon-Bühne beim dritten Start. „Ich bin überglücklich. Das war ein fantastisches Rennen. Ich habe mich dafür super vorbereitet. Es war das erste Mal, dass ich in Kanada war, und es hat mir sehr gefallen“, jubelte die Siegerin.

Alleingang
Beeindruckend war allerdings die Art und Weise, wie Demise ihr Ziel des mit 20.000$ prämierten Sieges anging. Vom Start weg Attacke! Nach fünf Kilometern hatte sie bereits einen Vorsprung von 16 Sekunden auf die Verfolgerinnen, die sie nie wieder zu Gesicht bekamen. „Nach 25 Kilometern war ich mir eigentlich sicher, dass ich gewinnen kann. Ich habe keine Rivalin gesehen“, erzählte Demise, die sich mit Mütze und Handschuhen gegen die empfindliche Kälte beim Toronto Marathon schützte, nach dem Rennen, welches sie in einer Zeit von 2:23:37 Stunden beendete. Damit haben die Äthiopierinnen in Toronto zum sechsten Mal in den letzten neun Rennen gewonnen.

Geteilte Freude ist doppelte Freude
Hinter Demise entwickelte sich ein faszinierendes Duell zwischen der Kenianerin Sharon Cherop und der Äthiopierin Fatuma Sado, welches in einem hoch spannenden Zieleinlauf gifpelte. Beide erzielten auf die Zehntelsekunde dieselbe Zeit von 2:24:16 Stunden, weshalb der Veranstalter entschied, beiden dasselbe Preisgeld auszuzahlen, obwohl das Fotofinish verriet, dass die ehemalige Boston-Siegerin Cherop die Nase ganz knapp vorne hatte.

Schwere Verletzung bei Sturz

Pechvogel des Rennens war die Kenianerin Flomena Chepchirchir, Zweitplatzierte des Frankfurt Marathon 2013. Die 33-Jährige blieb nach einer Kollision mit einem Läufer im Durcheinander einer Verpflegungsstation so unglücklich in den Straßenbahnschienen hängen, dass sie sich beim anschließenden Sturz den linken Oberschenkel brach.

Sprint um den Sieg
Bei den Herren gab es einen Zweikampf im Finale, welcher zwar nicht ganz so eng war als jener zwischen Cherop und Sado, doch es war wichtiger. Denn auf den letzten Metern der 42,195 Kilometer durch die größte Stadt des zweitgrößten Landes der Welt fighteten die Kenianer Ishhimael Chemtan und Gilbert Kirwa um den Sieg. Es ist selten genug, dass eine Marathon-Entscheidung in einem Sprint fallen muss, noch seltener ist allerdings der finale Abstand von einer halben Sekunde, mit der Chemtan überraschend die Oberhand behielt und mit einer an Mo Farah erinnernden Jubelgeste das Zielband durchtrennte. „Ich bin überglücklich“, strahlte über den wichtigsten seiner nun vier Marathon-Siege. Einen Kilometer vor dem Ziel hatte er begonnen, entscheidend zu attackieren, doch Kirwa ließ sich nicht abschütteln und forderte Chemtan auch auf den allerletzten Metern.

„Ich wollte gewinnen, aber Ishhimael war sehr gut vorbereitet. Wir haben oft miteinander trainiert, deshalb kennen wir uns sehr gut. Ich bin nicht der beste Sprinter, deshalb habe ich schon befürchtet, dass das Pendel im Finale zu seinen Gunsten ausschlagen könnte“, analysierte der 29-Jährige. Auch die Kenianer Laban Korir, seines Zeichens Vorjahressieger, und Robert Chemosin hatten im Ziel nur einen geringen Rückstand auf den Sieger und blieben unter 2:10 Stunden. Das Rennen hatte mit einer Halbmarathon-Zwischenzeit von 1:03:44 Stunden begonnen, doch die vom Lake Ontario heraufziehende, feuchte Kälte hatte den Marathonläufern auf der zweiten Hälfte zugesetzt. Für die Enttäuschung des Rennens sorgte der ehemalige Sieger des Paris Marathon, Peter Some, der als Favorit nicht über Rang zehn hinauskam.

Kanadische Meistertitel für Marchant und Gillis
Im Rahmen des Toronto Marathon trug der kanadische Leichtathletikverband die nationalen Meisterschaften im Marathonlauf auf. Bei den Damen setzte sich erwartungsgemäß Lanni Marchant durch, die auf Rang fünf in einer Endzeit von 2:28:09 Stunden ihren eigenen kanadischen Landesrekord lediglich um neun Sekunden verpasste. „Ich war bis Kilometer 30 auf Rekordkurs, dann hatte ich einige kleinere Probleme mit der linken Wade“, erklärte die 31-Jährige nach dem Rennen. Bei den Herren krönte sich Eric Gillis auf Rang sieben in einer Zeit von 2:11:31 Stunden zum kanadischen Meister und freute sich gleichzeitig wie auch Marchant über die Erfüllung des kanadischen Olympia-Limits.


Ergebnisse Toronto Marathon


Herren
1. Ishhimael Chemtan (KEN) 2:09:00 Stunden
2. Gilbert Kirwa (KEN) 2:09:01 Stunden
3. Laban Korir (KEN) 2:09:20 Stunden
4. Robert Chemosin (KEN) 2:09:38 Stunden
5. Belay Asefa (ETH) 2:10:32 Stunden
6. Mathew Bowen (KEN) 2:11:28 Stunden
7. Eric Gillis (CAN) 2:11:31 Stunden
8. Edwin Kiptoo (KEN) 2:11:45 Stunden
9. Wily Canchanya (PER) 2:!4:24 Stunden
10. Peter Some (KEN) 2:15:21 Stunden

Damen
1. Shure Demise (ETH) 2:23:37 Stunden
2. Sharon Cherop (KEN) 2:24:16 Stunden
3. Fatuma Sado (ETH) 2:24:16 Stunden
4. Monica Jepkoech (KEN) 2:27:26 Stunden
5. Lanni Marchant (CAN) 2:28:09 Stunden
6. Atsede Habtamu (ETH) 2:29:40 Stunden
7. Kellys Arias (COL) 2:32:30 Stunden
8. Leslie Sexton (CAN) 2:33:20 Stunden
9. Jovana de la Cruz (PER) 2:35:03 Stunden
10. Jenny Spink (GBR) 2:35:57 Stunden

Toronto Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Toronto Marathon / Victah Sailer