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Clemens Kimutai feiert seinen Titelgewinn über 3.000m Hindernis.
NEWS
Goldmedaillen für Amos und Semenya bei All African Games
Obwohl wie üblich zahlreiche Stars die All African Games übergehen, bieten die Entscheidungen in Brazzaville spannende Rennen. Nijel Amos setzt sich über 800m gegen Taoufik Makhloufi durch, Caster Semenya gewinnt bei den Damen. Während Äthiopien und Kenia fast alle Medaillen im Laufbereich abräumen, holt Zersenay Tadese Gold für Eritrea im Halbmarathon. Einen sensationellen Zieleinlauf gab es im Halbmarathon der Damen.
Das Aufsehen erregendste Rennen im Rahmen der All African Games in Brazzaville war der Finallauf über 800m, bei dem 1.500m-Olympiasieger Taoufik Makhloufi den besten 800m-Läufer der Saison, Nijel Amos herausforderte. Amos, der wie im Vorjahr die Gesamtwertung der Diamond League gewinnen konnte, bei den Weltmeisterschaften in Peking aber sensationell im Halbfinale gescheitert war, setzte sich in einer Zeit von 1:50,45 Minuten gegen Makhloufi durch. Der Algerier, der in Peking eine Medaille in seiner Spezialdisziplin 1.500m knapp verpasste, schob sich im Kampf um die Silbermedaille knapp vor dem Kenianer Job Kinyor über die Ziellinie.

Semenya nach Titelgewinn zufrieden
Mit der Goldmedaille bei den All African Games hat sich Caster Semenya endgültig zurückgemeldet. Die WM-Finalistin setzte sich in einem mittelprächtig besetzten Finallauf, bei dem die besten afrikanischen Mittelstreckenläuferinnen fehlten, in einer Zeit von 2:00,97 Minuten dank einer starken zweiten Runde sicher vor Annet Mwanzi aus Kenia und Chaltu Shume aus Äthiopien durch. „Ich wusste, dass ich auf die letzten 200 Meter warten konnte, denn in diesem Feld musste ich niemanden fürchten. Ich bin sehr zufrieden, diese Goldmedaille hat großen Wert für mich. Mit der WM-Teilnahme und diesem Sieg habe ich nun beide meiner Saisonziele erreicht“, bilanzierte die Weltmeisterin von Berlin 2009. Francine Niyonsaba aus Burundi, die am vergangenen Sonntag in Rieti mit einer Superzeit aufhorchen ließ, verzichtete kurzfristig auf ein Antreten in Brazzaville.

Positives Ende einer schwachen Saison
Eine überraschende Niederlage setzte es für Kenia im 1.500m-Lauf der Herren. James Magut hatte gar nur mit Mühe den Vorlauf überstanden, wobei er lange Zeit in Führung lag und plötzlich, offensichtlich aufgrund gesundheitlicher Probleme, verlangsamte, um im Finale gar nicht an den Start zu gehen. Favorit Ronald Kwemoi, heuer immerhin dreimal in den Top-6 bei Diamond League Rennen und im Vorjahr Bronzemedaillengewinner bei den deutlich besser besetzten Afrikameisterschaften, musste sich mit Rang vier zufrieden geben. Die Goldmedaille ging in einer Zeit von 3:45,73 Minuten an den Olympia-Sechsten von London, Mekonnen Gebremedhin aus Äthiopien, der eine ansonsten völlig enttäuschende Saison rettete. Rang zwei und damit Silber ging an Abri Waiss Mouhyadine aus Dschibuti, Bronze gewann der Algerier Salim Keddar.

Äthiopierinnen besiegen Kenianerinnen
Eines der best besetzten Rennen des Events, bei dem insgesamt der Großteil der Stars nach einer anstrengenden Saison inklusive der Weltmeisterschaften in Peking fehlte, war das 3.000m-Hindernisrennen der Damen. Die Äthiopierin Sofia Assefa, die in Peking als Vierte knapp leer ausgegangen war, sich aber bei den Weltmeisterschaften 2013 und den Olympischen Spielen 2012 jeweils mit Bronze dekorierte, besiegte die WM-Sechste von Peking, Hiwot Ayalew in einer Siegerzeit von 9:51,30 Minuten. Beide fanden damit am Ende einer der für sie schwierigen Saison, während der sie großteils im Schatten der Kenianerinnen standen, in den All African Games einen versöhnlichen Abschluss. Dritte wurde die ehemalige Junioren-Weltmeisterin Purity Cherotich aus Kenia. Einen Favoritensieg landete die äthiopische Junioren-Weltmeisterin Dawit Seyaum über 1.500m. Die 19-Jährige, die bei den Weltmeisterschaften von Peking als Vierte denkbar knapp eine Medaille verpasst hatte, setzte sich in einer Zeit von 4:16,89 Minuten mit einem deutlichen Vorsprung von über zwei Sekunden auf ihre Landsfrau Beso Sado und die Kenianerin Beatrie Chepkoech durch. 800m-Spezialistin Caster Semenya kam als Achte ins Ziel.

Kenianerinnen dominieren Langstrecken
Einen Dreifachsieg feierten die kenianischen Damen im 5.000m-Lauf. Die erst 18-jährige Margaret Chelimo setzte sich in einem spannenden Zielsprint in einer Zeit von 15:30,15 Minuten mit dem marginalen Vorsprung von 0,03 Sekunden auf ihre 20-jährige Landsfrau Rosemary Wanjiru durch. Diese hatte in der letzten Runde die Initiative übernommen und bis kurz vor der Ziellinie noch geführt, ehe sich Chelimo im letzten Augenblick vorbeischob. Bronze gewann Alice Aprot. Aprot schlug nur drei Tage später zurück und sicherte sich in einer Zeit von 31:24,18 Minuten in überlegener Manier die Goldmedaille über 10.000m vor Landsfrau Gladys Kiptagelai. Damit gelang den beiden Kenianerinnen die vielleicht größte Sensation bei den Laufentscheidungen im Rahmen der All African Games, denn Vize-Weltmeisterin Gelete Burka aus Äthiopien, die als bombensicherer Gold-Tipp galt, kam nicht über Rang drei hinaus. Die Kuriosität an diesem Ergebnis: Aprot war vom kenianischen Verband eigentlich nur eingesetzt worden, um für ihre Landsfrauen Kiptagelai und Agnes Chebet das Tempo zu machen. Während die amtierende Crosslauf-Weltmeisterin Chebet völlig einbrach und am Ende mit eineinhalb Minuten Rückstand nur Position fünf einnahm, wurde Aprop von der Konkurrenz erst zu spät ernst genommen und zog durch. „Ich habe noch nie einen 10.000m-Lauf im Wettkampfmodus bestritten. Ich habe es versucht und nun habe ich Gold“, verblüffte die 21-Jährige nicht nur die Journalisten nach dem Rennen mit dieser Aussage.

Longosiwa über 5.000m nur Dritter
Gold im 3.000m-Hindernislauf der Herren holte der Kenianer Clemens Kimutai, zuletzt Vierter beim Diamond League Meeting in Zürich, in einer Zeit von 8:20,31 Minuten vor seinem Landsmann Hillary Kemboi und dem Äthiopier Amare Hailemariyam. Der Silbermedaillengewinner zelebrierte anschließend seinen Nationalstolz im TV-Interview übertrieben: „Ich wäre lieber gestorben, als dem Äthiopier den Gewinn der Silbermedaille zu erlauben.“ Im 10.000m-Lauf der Herren setzte sich der Äthiopier Tsebelu Zewude in einer Zeit von 27:27,19 Minuten knapp gegen den kenianischen Crosslauf-WM-Fünften Leonard Barsoton durch, Bronze gewann Adugna Takele aus Äthiopien. Damit wartet Kenia seit 20 Jahren auf Gold bei den All African Games über 10.000m der Herren. Eine sehr überraschende Niederlage kassierte Kenia auch im 5.000m-Lauf am Schlusstag der fünftägigen Wettkämpfe: Der Olympia-Dritte Thomas Longosiwa, der sich heuer nicht für die WM qualifizieren konnte, musste sich hinter den Äthiopierin Getaneh Molla (13:21,88 Minuten) und Leulsi Gebresilase mit der Bronzemedaille zufrieden geben.

Gold für Weltrekordmann
Einer der großen afrikanischen Laufstars zeigte in Brazzaville ebenfalls Flagge. Halbmarathon-Weltrekordhalter Zersenay Tadese gewann in einer Zeit von 1:03:11 Stunden den Halbmarathon und verwies dabei Luka Kanda aus Kenia und seinen eritreeischen Landsmann Hizkel Tewelde auf die weiteren Medaillenplätze. Den spannendsten Zieleinlauf der All African Games – und vermutlich auch in der Geschichte des Halbmarathons – gab es bei den Damen. Drei Äthiopierinnen überquerten die Ziellinie allesamt mit derselben Laufzeit von 1:12:42 Stunden. Das Fotofinish brachte Licht ins Dunkel, Yebergal Melese bekam Gold vor Worknesh Degefa und Marathon-Spezialistin Mamitu Daska. Angesichts dieses Zieleinlaufs war die WM-Entscheidung von Peking im Marathon der Damen eine glasklare Angelegenheit…

Back to the Roots
Die 11. Austragung der All African Games, das Pendant der in diesem Jahr erstmals ausgetragenen Europaspiele, führte die afrikanische Sportwelt zurück an jenen Ort, der vor exakt 50 Jahren die ersten All African Games ausgetragen hatte: Brazzaville, die Hauptstadt der in Zentralafrika liegenden Republik Kongo mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 1,8 Millionen Menschen. Da der Kleinstaat seither allerdings keine sportlichen Großereignisse mehr ausgerichtet hat, waren ausgiebige Investitionen notwendig. Insgesamt kosteten die 11. All African Games rund 900 Millionen US-Dollar. Die Leichtathletik-Bewerbe fanden im brandneuen Stade Municipal de Kintélé statt, welches über 60.000 Zuschauern Platz bietet.

All African Games 2015
Text: SIP / TK
Foto: AFP / Getty Images