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Allein auf weiter Flur: Bei ihrem zweiten Sieg in South Shields hatte Mary Keitany die Zielgerade ganz für sich.
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Erfolgreiche Titelverteidigungen durch Mo Farah und Mary Keitany
Mo Farah und Mary Keitany haben ihre Vorjahressiege beim traditionsreichen Great North Run im Norden Englands wiederholt. Während die Kenianerin ihre Überlegenheit in einem Sololauf zelebriert, zeigt der zweifache Weltmeister von Peking eine herausragende Leistung.
Sollten vor seinem Antreten beim Great North Run noch offene Fragen im Raum gestanden haben ob der physischen Verfassung von Mo Farah, der britische Star hat sie auf der Strecke in einer unmissverständlichen Sprache beantwortet. Der zweifache Weltmeister von Peking zeigte sich von den Strapazen der Bahnsaison mit einigen harten Rennen, den langen Reisen nach China und dem harten Programm während der Weltmeisterschaften bestens erholt und in einer erneut fabelhaften Verfassung. Farah nahm auf dem 21,0975 Kilometer langen Weg von Newcastle nach South Shields das hohe Tempo seiner Konkurrenten auf und konnte im Finale noch einmal zusetzen. Im sehr spannenden Zweikampf gegen den Kenianer Stanley Biwott hatte der endschnelle Brite die Nase vorne und siegte in einer Zeit von 59:22 Minuten, zwei Sekunden vor Biwott, der heuer beim London Marathon starker Vierter war. Damit war Farah 38 Sekunden schneller als bei seinem Vorjahressieg und unterbot auch seinen Europarekord, welchen er im Frühjahr in Lissabon aufgestellt hatte, um zehn Sekunden. Allerdings ist die Punkt-zu-Punkt-Strecke des Great North Run nicht für Rekorde tauglich, zumal die Strecke auch noch ein Gesamtgefälle von 30,5 Meter aufweist. Dennoch stellt diese Leistung einen weiteren Meilenstein in der großartigen Karriere Mo Farahs dar. Eine erfolgreiche Titelverteidigung beim Great North Run war davor in 35 Jahren lediglich Mike McLeod in den frühen 80er Jahren und dem Kenianer Benson Masya Anfang der 90er Jahre gelungen.

Konkurrenz drückt aufs Tempo
Angesichts der stressigen Saison Mo Farahs drückte die afrikanische Konkurrenz erwartungsgemäß aufs Tempo, um den Briten bereits frühzeitig den Zahn zu ziehen. Doch Stanley Biwott war die Geschwindigkeit einer Fünfergruppe noch nicht schnell genug, mit zwei Angriffen löste er sich von seinen Konkurrenten und konnte jeweils auch eine kleine Lücke zu Farah öffnen. Doch der 32-Jährige ließ sich dadurch nicht beirren und konnte den Rückstand jeweils gleich wieder wettmachen. „Zwei Meilen vor dem Ziel hat Biwott richtig aufs Tempo gedrückt. Das hat richtig weh getan. Ich habe nur gedacht, hoffentlich macht er nicht so weiter“, beschrieb der Brite nach dem Rennen die entscheidende Phase. Farah konnte dran bleiben, der Sieg auf den letzten 250 Metern war dann eine klare Sache. „Ich wollte unbedingt gewinnen, hier vor meinen Landsleuten. Ich wusste, dass ich im Schlusssprint Vorteile haben würde. Also musste ich mit aller Kraft dranbleiben. Ich musste mehr investieren, als ich gedacht hatte“, resümierte der umjubelte Sieger, der nun in den lang ersehnten und wohl verdienten Urlaub aufbricht. Das Podest komplettierte der Kenianer Mike Kigen, der sich im vergangenen Jahr Farah im Sprint geschlagen geben musste.

Ungefährdeter Sieg für Keitany
Um das Ziel der Titelverteidigung zu erreichen, musste Mary Keitany weit weniger investieren als Mo Farah bei den Herren. Die Kenianerin, die im Vorjahr mit einem historischen Streckenrekord triumphiert hatte, übernahm von Beginn an die Initiative und lag bereits in der Anfangsphase in Führung. Damit entwickelte sich der Lauf nach South Shields für die ehemalige Halbmarathon-Weltrekordhalterin zu einem Trainingslauf im Rahmen eines Wettkampfs, bei dem sie ihr Programm wie gewünscht abspulte. Die 33-Jährige, die den zwölften Sieg im Halbmarathon in Serie feierte, erreichte die Ziellinie nach exakt 1:07:32 Stunden als überlegene Siegerin.

Namhafte Absagen
Die größten Widersacherinnen Keitanys machten bereits vor dem Start den Weg für die Kenianerin frei. Ihre Landsfrau Priscah Jeptoo, die vor zwei Jahren diesen traditionsreichen und vielleicht wichtigsten Halbmarathon der Welt gewinnen konnte, musste aufgrund einer Malaria-Erkrankung auf ein Antreten verzichten. Tigist Tufa, die Keitany heuer überraschend beim London Marathon besiegte, entschied sich dafür, nicht an den Start zu gehen, weil sie sich nach dem WM-Marathon vor zwei Wochen noch nicht erholt genug fühlte – was mehr als verständlich ist. Und ihre Landsfrau Gelete Burka, in Peking Silbermedaillengewinnerin über 10.000m, verzichtete ebenfalls auf einen Start. „Natürlich wäre ich anders gelaufen, wenn stärkere Gegnerinnen mich gepuscht hätten. Ich bin sehr glücklich, hier erneut gewonnen zu haben“, hatte der Triumph für Keitany aufgrund der zahlreichen hochkarätigen Absagen allerdings nicht an Wert verloren.

Steel erneut Zweite
Diese Konstellation eröffnete dem Feld hinter Keitany unverhoffte Chancen. Und die britische Lokalmatadorin Gemma Steel, die bereits im Vorjahr mit einem fantastischen zweiten Rang überzeugte, nutze die Gelegenheit, sich gut in Szene zu setzen. Die 29-Jährige übernahm nach rund fünf Kilometern die Initiative in der Verfolgergruppe und sicherte so ihren zweiten Platz ab, auch wenn sie für die Strecke beinahe drei Minuten länger in Anspruch nahm als vergangenes Jahr. Rang drei ging an die erfahrene Lettin Jelena Prokopcuka.

Traurige Nachricht
Rund 57.000 Läuferinnen und Läufer haben sich für die 35. Auflage des traditionsreichen Halbmarathons im Nordosten Englands, der im vergangenen Jahr als erste Laufveranstaltung der Welt die Teilnehmergrenze von 1 Million Finishern überboten hatte, angemeldet. Leider wurde die diesjährige Ausgabe vom Tod eines Teilnehmers überschattet. In einem Statement auf der Veranstaltungs-Website ist zu lesen: „Wir bedauern zutiefst, dass einer unserer Teilnehmer sein Leben verloren hat und spenden unser tiefstes Mitgefühl und Beileid der Familie und den Freunden.“


Ergebnisse Great North Run


Herren
1. Mo Farah (GBR) 59:22 Minuten
2. Stanley Biwott (KEN) 59:24 Minuten
3. Mike Kigen (KEN) 1:00:10 Stunden
4. Stephen Mokoka (RSA) 1:00:40 Stunden
5. Thomas Ayeko (UGA) 1:01:14 Stunden
6. Bashir Abdi (BEL) 1:02:06 Stunden
7. Stephen Sambu (KEN) 1:02:22 Stunden
8. Mark Kiptoo (KEN) 1:02:32 Stunden
9. Masato Kikuchi (JPN) 1:03:13 Stunden
10. Timothy Toroitich (UGA) 1:03:14 Stunden

Damen
1. Mary Keitany (KEN) 1:07:32 Stunden
2. Gemma Steel (GBR) 1:11:00 Stunden
3. Jelena Prokopcuka (LAT) 1:11:52 Stunden
4. Alyson Dixon (GBR) 1:12:07 Stunden
5. Adrianna Nelson (USA) 1:12:29 Stunden
6. Reia Iwade (JPN) 1:12:41 Stunden
7. Sara Hall (USA) 1:15:45 Stunden
8. Dianne Lauder (GBR) 1:20:33 Stunden
9. Tori Green (GBR) 1:21:56 Stunden
10. Diane Moore (GBR) 1:22:34 Stunden

Great North Run
Text: SIP / TK
Foto: Veranstalter / AFP / Getty Images