Member Area
Benutzer:
Passwort:
Gratis anmelden
Siegerin Lynsey Sharp und Fabienne Kohlmann (im Hintergrund) holten zum Saisonfinale noch einmal alles aus sich heraus.
NEWS
Wiedergutmachung für Amos und Sharp nach WM-Halbfinalaus
Die 800m-Läufer Nijel Amos und Lynsey Sharp, für die bei den Weltmeisterschaften in Peking bereits im Halbfinale Schluss war, rehabilitieren sich mit starken Leistungen beim ISTAF im Berliner Olympiastadion. Im 2.000m-Hindernislauf markiert die Kenianerin Virginia Nyambura einen neuen Afrikarekord. In Zagreb gibt es zwei afrikanische Siege.
Voll motiviert ließ sich Nijel Amos auf der bekannt schnellen, blauen Bahn in Berlin von Pacemaker Bram Som ein hohes Tempo anziehen, um die Weltjahresbestleistung von Amel Tuka anzugreifen. Mit diesem Nahziel wollte der Jungstar aus Botswana verdeutlichen, dass sein unerwartetes Halbfinalaus bei den Weltmeisterschaften in Peking lediglich ein außerplanmäßiger Ausrutscher war. Nach drei Viertel der Distanz hatte Amos einen Vorsprung von rund 20 Metern auf den Rest des Feldes, auf der Zielgerade ging dem 21-Jährigen dann aber etwas die Kraft aus. Er gewann das Rennen deutlich in einer Zeit von 1:43,28 Minuten, musste sich dabei aber mit der sechstschnellsten Zeit des Jahres zufrieden geben. Amos war bereits zweimal in dieser Saison schneller gelaufen, in Monaco und in Lausanne. Den außergewöhnlich engen Sprint aus dem Hauptfeld gewann Vize-Weltmeister Adam Kszczot vor Ex-Weltmeister Mohammed Aman und 1.500m-Olympiasieger Taoufik Makhloufi. Weltmeister David Rudisha hatte das ISTAF nicht in seinem Wettkampfkalender, wird jedoch auch beim Saisonabschluss am kommenden Sonntag in Rieti fehlen, da seine Frau in der Heimat ihr gemeinsamen Kind erwartet.

Sharp und Kohlmann überraschend stark
Dass Nijel Amos im WM-Halbfinale gescheitert war, war sicherlich eine größere Sensation als das WM-Halbfinalaus der Britin Lynsey Sharp. Die Schottin war in Peking nicht aufgrund einer eigenen, enttäuschenden Leistung gescheitert, sondern an den grandiosen Darbietungen der direkten Gegnerinnen. Doch beim ISTAF am Sonntagnachmittag wuchs die Vize-Europameisterin über sich hinaus und krönte ein optimales Rennen mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 1:57,71 Minuten und einem tollen, überlegenen Sieg. Seit Kelly Holmes, zweifache Olympiasiegerin von Athen, war keine Britin mehr so schnell gelaufen. Lediglich die kenianische Dominatorin Eunice Sum, die WM-Sensationen Melissa Bishop und Marina Arzamasova sowie die Kubanerin Rose Mary Almanza waren in dieser Saison schneller gelaufen. Außerordentlich stark präsentierte sich auch Fabienne Kohlmann vor heimischem Publikum. Einige Zehntausende im Berliner Olympiastadion und rund zwei Millionen TV-Zuschauer allein in Deutschland bewunderten den schnellsten 800m-Lauf ihrer Karriere in einer Zeit von 1:58,34 Minuten, mit dem sie das Sahnehäuptchen auf ihre erste Saison in der Weltklasse setzte. Damit war Kohlmann in Berlin auch schneller als Weltmeisterin Marina Arzamasova, auch die viertplatzierte Chanelle Price blieb noch unter der Zwei-Minuten-Marke. Die zweite Deutsche im Feld, Christina Hering zeigte eine ordentliche Leistung und blieb als Sechste in einer Zeit von 2:00,04 Minuten noch zwei Plätze vor Ex-Weltmeisterin Caster Semenya. Iuliia Stepanova, die Whistleblowerin, die die Karriere zahlreicher russischer Mittelstreckenstars bedroht, kam abgeschlagen als Zehnte und Letzte ins Ziel und erzielte dabei eine Zeit von 2:04,88 Minuten, was so etwa im Schnitt der gezeigten Leistungen seit ihrem Comeback liegt.

Nyambura schreibt Geschichte
Eine historische Leistung gelang der Kenianerin Virginia Nyambura auf der bei den Seniorinnen selten gelaufenen Distanz von 2.000m über Hindernissen. In einem spannenden Rennen bekriegte sich die 22-Jährige bis kurz vor der Ziellinie mit ihrer Landsfrau Beatrice Chepkoech und siegte in einer Zeit von 6:02,16 Minuten. Damit markierte die Kenianerin, die mit dieser Leistung die Enttäuschung von Peking mit Rang sieben etwas verdrängte, einen neuen Afrikarekord und die zweitschnellste, jemals über diese Distanz gelaufene Zeit. Schneller war einzig die Russin Gulnara Galkina bei der Zwischenzeit zu ihrem Olympiasieg in Peking 2008. Die Endzeit von 8:58,81 Minuten ist nach wie vor als Weltrekord über 3.000m Hindernis in den Geschichtsbüchern verewigt. Nur gut eine Woche nach ihrer fantastischen Performance im „Vogelnest“ von Peking präsentierte sich die WM-Bronzemedaillengewinnerin Gesa Felicitas Krause auch vor heimischem Publikum in exzellenter Verfassung und wurde in einer Zeit von 6:04,20 Minuten Dritte. Sie konnte als einzige des Feldes das Tempo des kenianischen Duos folgen.

Eine Überraschung gab es im 5.000m-Lauf der Herren, den der Kenianer Paul Koech in einer Zeit von 13:08,86 Minuten gewann. Der 33-jährige Allrounder hatte erst drei Tage zuvor in Zürich im Rahmen der Diamond League über seine Paradedisziplin, den 3.000m mit Hindernissen triumphiert. Koech verwies in Berlin die US-Amerikaner Hassan Mead und Bernard Lagat auf die weiteren Plätze. Der deutsche WM-Finalist Richard Ringer kam knapp hinter dem ehemaligen Doppel-Weltmeister auf Rang vier ins Ziel.

Siege für Kibet und Embaye in Zagreb
In einem spannenden Finale des 1.500m-Laufs im Rahmen des IAAF World Challenge Meetins in Zagreb am Dienstagabend setzte sich Vincent Kibet in einer Zeit von 3:38,56 Minuten knapp vor dem Äthiopier Dawit Wolde und dem Marokkaner Yassine Bengshir durch. Der norwegische Europameister von 2012, Henrik Ingebrigtsen, der anno 2015 nie richtig auf Touren kam, musste sich mit Platz sechs zufrieden geben. Noch schlimmer erwischte es WM-Finalist und Olympia-Silbermedaillengewinner Leonel Manzano, der sich auf Position zwölf alles andere als mit Ruhm bekleckerte.

Über 3.000m hätte die Norwegerin Karoline Bjerkeli Grövdal beinahe eine Überraschung geschafft. Die 25-Jährige hielt gut mit den Afrikanerinnen mit und musste sich lediglich hinter der Äthiopierin Axumawit Embaye, die in 8:51,82 Minuten gewann, einordnen.

ISTAF in Berlin
IAAF World Challenge in Zagreb
Text: SIP / TK
Foto: IAAF / Gladys von der Laage