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Almaz Ayana war in Zürich erneut nicht zu schlagen, auch von Genzebe Dibaba nicht.
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Nächster großer Sieg für Almaz Ayana über Genzebe Dibaba
Almaz Ayana zeigt ihrer Erzrivalin Genzebe Dibaba erneut die Grenzen auf und zieht ihr mit einem hohen Tempo den Zahn. Während Asbel Kiprop die Konkurrenz erneut im Finale beherrscht, zeigen sich weitere Weltmeister nach der langen Anreise aus China noch müde.
Almaz Ayana hat das bewährte Rezept, welches ihr im 5.000m-Finale von Peking eine hoch beachtete WM-Goldmedaille eingebracht hatte, erstmals auch auf europäischem Boden umgesetzt. Von Beginn an hielt die 23-Jährige das Tempo hoch und spulte auch nachdem die Pacemakerinnen den Dienst eingestellt hatten, ihr Programm unbeirrt weiter ab. Und wie bei den Weltmeisterschaften konnte Genzebe Dibaba, die sich lange im Windschatten ihrer Konkurrentin halten konnte, das Tempo nicht bis zum Schluss mitgehen. Bereits vor der Schlussrunde des 3.000m-Laufs war die Vorentscheidung gefallen, im Finale setzte sich Ayana die Krone auf. Mit einer Zeit von 8:22,34 Minuten setzte sie nicht nur einen neuen Meetingrekord, den bisher die Russin Olga Yegorova seit ihrem Sieg im Jahre 2001 gehalten hatte, sondern verpasste die eigene Weltjahresbestleistung lediglich hauchdünn. Diese Marke bedeutete die 16.-schnellste Zeit aller Zeiten, die sechstschnellste im neuen Jahrtausend.

Äthiopischer Dreifachsieg
Bei diesem furiosen Rennen konnte Dibaba nichts gegenhalten und wurde mit gut vier Sekunden Rückstand Zweite. Immerhin rettete die 24-Jährige damit den Sieg im Diamond Race mit 16 Punkten vor Ayana, die 14 Punkte sammeln konnte. Die 40.000$ Preisgeld stellen mehr als ein Trostpflaster für die 1.500m-Weltmeisterin dar. „Das stimmt mich glücklich. Das war ein extrem hartes Rennen, nach meinen vielen Rennen in Peking bin ich doch sehr müde“, sagte die Laureus Weltsportlerin des Jahres 2014 anschließend. Den äthiopischen Dreifachsieg komplettierte Senbere Teferi, die in Peking Silber über 5.000m geholt hatte und in Zürich in einer Zeit von 8:34,32 Minuten eine neue persönliche Bestleistung erzielte. Hervorragend schlug sich auch die US-amerikanische 1.500m-Spezialisitin Jennifer Simpson, die einen Podestplatz haarscharf verpasste. Ihre Landsfrau Shannon Rowbury kam auf Rang sieben ins Ziel, die Kenianerinnen um Mercy Cherono (5.), 10.000m-Weltmeisterin Vivian Cheruiyot (6.) und Viola Kibiwott (8.) konnten mit diesem Rennen kaum zufrieden sein.

Sum schlägt zurück
Keine offenen Fragen gab es im Diamond Race über 800m, den Eunice Sum mit vier Siegen bereits frühzeitig abgesichert hat. Auch in Zürich lag die WM-Bronzemedaillengewinnerin am Ende in einer Zeit von 1:59,14 Minuten vorne, doch der Lauf im mit 25.000 Zuschauern ausverkauftem Letzigrund war atypisch. Denn nicht Sum, sondern die Deutsche Fabienne Kohlmann machte anfangs der zweiten Runde das Tempo, nachdem Pacemakerin Ilona Usovich das Feld in einer Zeit von 56,42 Sekunden in die zweite Runde geführt hatte. Kohlmanns Führungsposition bedeutete jedoch auch, dass das Rennen nicht superschnell war. Die Kenianerin versteckte sich lange und kam im Schlussspurt aus dem Hinterhalt zum fünften Saisonsieg beim fünften Auftritt in der Diamond League 2015. „Dieser Sieg bedeutet mir eine Menge, gerade nach Peking“, jubelte Sum. Bei der WM hatte sie die einzige Niederlage im laufenden Jahr erlitten. Die Britin Lynsey Sharp hatte das zweitbeste Finale, auch Kohlmann, die sich in einer tollen Zeit von 1:59,68 Minuten über ihr bestes Resultat bei einem Diamond League Rennen freuen durfte, und Sifan Hassan blieben noch unter der Zwei-Minuten-Marke. Dies misslang Weltmeisterin Marina Arzamasova, die sich mit Rang fünf zufrieden geben musste, und der Schweizer Lokalmatadorin Selina Büchel, die völlig entkräftet als Zehnte über die Ziellinie trudelte. „Es war für mich eine verdammt lange Zeit. Am Ende des Rennens hatte ich überhaupt keine Energie mehr. Ich hätte diesem fantastischem Publikum gerne eine bessere Leistung gezeigt“, bedauerte die 23-Jährige nach dem Rennen. Büchel verabschiedete sich in den wohlverdienten Urlaub, die beste Saison ihrer Karriere ist für sie vorbei.

Weltmeister Kiprop souverän
Das Duell um den Gesamtsieg im Diamond Race zwischen Asbel Kiprop und Silas Kiplagat war zu keinem Zeitpunkt eines. Der dreifache Weltmeister, der in Peking trotz einer Grippe triumphiert hatte, lief ein unauffälliges Rennen, brachte sich aber in der letzten Kurve in Position und sicherte sich mit einem beeindruckenden Finish in einer Endzeit von 3:35,79 Minuten einen deutlichen Sieg. Dagegen hatte Kiplagat keine Chance und kam nicht über einen neunten Platz hinaus. „Nach Peking wollte ich auch das zweite große Saisonziel erreichen, und das ist mir gelungen. Nun geht’s in den Urlaub und dann in die Vorbereitung auf Olympia“, bilanzierte der Sieger.

Für Spannung hatte der Norweger Henrik Ingebrigtsen gesorgt, der sich nach 1.100m an die Spitze gesetzt hatte und mit einem Zwischensprint einen Abstand auf das Feld herausarbeiten konnte. Bis 60 Meter vor dem Ziel lag der Europameister von 2012 an der Spitze, am Ende gab es für ihn einen ordentlichen sechsten Platz. Im Windschatten Kiprops sicherte sich Vize-Weltmeister Elijah Manangoi den zweiten Platz, Robert Biwott komplettierte als Dritter das rein kenianische Podium.

Überraschung über die Hindernisse
Dominant waren die Kenianer erwartungsgemäß auch über die Hindernisse, trotzdem endete dieses Rennen mit einer Überraschung. Am Ende siegte einer, der die WM vor dem Fernseher verfolgen musste: Paul Koech. Bereits früh hatte sich dank der Initiative von Jairus Birech ein Trio abgesetzt, doch der WM-Vierte konnte im Finale nicht mehr zulegen und musste seinen erfahrenen Landsmann, der in einer Zeit von 8:10,24 Minuten klar gewann, schließlich ziehen lassen. „Das ist ein super Ende einer leider enttäuschenden Saison“, fasste der Olympia-Dritte von 2004 zusammen. Birech verteidigte Rang zwei gegen den US-Amerikaner Evan Jager ebenso souverän wie den zweiten Gesamtsieg im Diamond Race in Serie. „Das war mein Hauptziel heute. Ich bin glücklich“, kommentierte der 22-Jährige. Weltmeister Ezekiel Kemboi spielte nie eine Rolle, weil er das anfänglich hohe Tempo nicht mitgehen wollte – oder konnte. Erst im Finale zeigte er auf und sicherte sich noch Rang vier, die beiden Kiprutos, Conseslus und Brimin belegten hinter dem Marokkaner Brahim Taleb die Positionen sechs und sieben.

Großer Sieg für Kszczot
Nicht um Punkte für das Diamond Race ging es im 800m-Lauf der Herren. Deshalb konnte der sichtlich müde Weltmeister David Rudisha, dessen Frau hochschwanger in Kenia im Krankenhaus liegt und Tag für Tag darauf wartet, dass der zweite gemeinsame Sohn das Licht der Welt erblickt, die Niederlage mit einem kraftlosen vierten Platz verschmerzen. „Ich mag es überhaupt nicht, im Regen zu laufen. Ich konnte mich nicht richtig bewegen. Ich bin enttäuscht“, ärgerte sich der Kenianer über das unfreundliche Wetter über der Schweiz mit Nieselregen.

Es war 1.500m-Olympiasieger Taoufik Makhloufi, der das Finale eröffnete, aber die Innenbahn aufmachte, wo Vize-Weltmeister Adam Kszczot durchsprintete und in einer Zeit von 1:45,55 Minuten gewann. „Ich freue mich nun auf ein paar ruhige Wochen gemeinsam mit meiner Frau. Dabei werde ich für eine Weile nicht ans Laufen denken“, schmunzelte der Pole, der auf dieser Bahn im vergangenen Jahr Europameister wurde und bereits zum vierten Mal auf diesem hohen Niveau einen Sieg feiern konnte.

Diamond League Meeting in Zürich
Text: SIP / TK
Foto: IAAF – Errol Anderson