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Nach dem Zieleinlauf konnte Gesa Felicitas Krause ihr Glück kaum fassen und ließ ihren Freudentränen freien Lauf.
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Nach WM-Bronze: „Es war ein Statement, das ich setzen wollte“
Gesa Felicitas Krause hat mit ihrem überragenden Auftritt im Finale über 3.000m-Hindernis für deutsche Leichtatheltik-Geschichte geschrieben und die erste WM-Medaille für den deutschen Leichtathletik-Verband DLV im Laufbereich seit 24 Jahren geholt. Harte Arbeit und Höhentraining sind die Basis dieses Erfolges.
Gesa Felicitas Krause, was haben Sie heute gedacht, als Sie über die Ziellinie gerannt sind?

Gesa Felicitas Krause:
Ich glaube, das war so etwas wie: Jetzt wird ein Traum wahr. Wenn man sich keine hohen Ziele setzt, erreicht man sie auch nicht. Es war ein Statement, das ich setzen wollte. Ich will als Läuferin wahrgenommen werden. Leider haben wir dazu in der Leichtathletik nur selten die Gelegenheit. Man arbeitet das ganze Jahr, ist aber kaum präsent, vielleicht bei einer Team-EM, bei Deutschen Meisterschaften und bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen. Momente wie heute sind die Momente, für die man trotzdem so hart arbeitet.


Zwischendurch hatten wir schon fast „Angst“, dass es eine Goldmedaille wird…


(lacht) Ja, als ich am Wassergraben fast vorne war, hätte man das vielleicht erahnen können. Ich habe ja auch das letzte Hindernis als Erste genommen. Danach war ich aber doch noch ein paar Schritte langsamer als die anderen beiden. Dennoch ist das der größte Erfolg, den ich in meiner Karriere je hatte. Ein Erfolg, den man sich immer vorstellt und zum Ziel nimmt im Training, in harten Momenten. Das ist der Grund, wofür man das macht.


War die Überquerung des letzten Hindernisses der Moment, an dem Sie selbst an die Medaille geglaubt haben? Oder kam der früher im Rennen?

Im Vorfeld überlegt man sich schon, wie so ein Rennen laufen könnte. So ein WM-Finale habe ich noch nicht erlebt – die letzten Rennen, die ich bestritten habe, waren immer von Anfang an sehr schnell. Wir sind relativ langsam angelaufen, und als ich das gemerkt habe, habe ich gedacht: Das ist mein Rennen. Wenn der richtige Moment kommt, muss ich mit, ich muss nur konzentriert bleiben. Ich habe mich unglaublich gut gefühlt. Es ist schön, dass meine Beine mich am Ende noch so schnell getragen haben. Der letzte Kilometer war sehr, sehr schnell. Dass ich da mithalten konnte, ist der harten Arbeit geschuldet, die ich in den letzten Monaten hinter mir habe. Die nimmt man dafür gerne in Kauf.


Sie haben viel in der Höhe trainiert, unter anderem mit den Besten der Welt in Iten in Kenia. Warum fiel die Wahl auf diesen Ort?

Kenia hat optimale Trainingsbedingungen, auf 2.400 Metern Höhe. Das ist der Hauptgrund, warum wir dorthin fahren. Es hat natürlich auch seinen Reiz zu sehen, wie die Weltbesten trainieren. Sie leben dort unter sehr einfachen Bedingungen, da steht das Laufen im Vordergrund. Da braucht man nichts anderes als seine Sportschuhe und seine Sportsachen. Ich war schon 2010 das erste Mal dort. Damals konnte ich nicht annähernd mithalten. Ein Dauerlauf fiel mir dort sehr schwer. Ich habe fünf Jahre daran gearbeitet, mir ein Level aufzubauen, um dort oben auch einigermaßen qualitativ zu trainieren. Im März war ich das letzte Mal in Iten. Für November haben wir Kenia schon wieder gebucht. Ich habe seit Dezember fünf Höhentrainingslager absolviert, das wird im nächsten Jahr ähnlich sein.


Sie sprachen davon, dass heute ein Traum wahr geworden ist. Wann begann dieser Traum von einer WM-Medaille?

Ich habe es nie ausgesprochen. Aber das Training in Davos lief in den letzten Wochen sehr, sehr gut. Mit dem Lauf in Monaco [9:20,15 min] habe ich mich schon ein bisschen in die Weltspitze vorgeschoben. Und dann gehört natürlich auch Glück dazu. Aber ich habe mir gesagt: Wenn ich ein Rennen erwische, was nicht ganz so schnell wird, dann kann ich auch mitmischen. Ich weiß, dass ich hinten raus schnell laufen kann, ich kann auch auf dem letzten Kilometer eine Rolle spielen. Von daher ist die Medaille schon etwas, wovon ich geträumt habe und was mich motiviert hat. Ich hatte sie in den Trainingseinheiten vor Augen. Aber dass es dann wirklich klappt, ist eine andere Sache.


Glauben Sie, dass das Rennen mit einem schnelleren Anfangstempo anders ausgegangen wäre?

Ich kann noch schneller laufen. Das weiß ich. Aber das will ich jetzt gar nicht vorhersagen, denn das Rennen ist vorbei. Ich bin zwar, was die Jahresbestzeit betrifft, nicht die Schnellste der Welt, aber das spielt hier keine Rolle.


Nach dem Rennen kullerten ein paar Freudentränen – insgesamt wirken Sie nach diesem großen Erfolg jetzt ziemlich gefasst…

In den ersten Momenten habe ich mich schon riesig gefreut. Aber ich glaube, ich muss mich nachher erst mal ein wenig sammeln. Wenn mein Handy dann ununterbrochen klingelt, werde ich das wahrscheinlich erst richtig realisieren.


Quelle des Interviews: DLV, nachzulesen auf www.leichtathletik.de
Text: SIP / leichtathletik.de
Foto: Getty Images for IAAF