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Im Vorlauf kontrollierte Asbel Kiprop das Geschehen souverän.
NEWS
Asbel Kiprop auf den Spuren zweier 1.500m-Legenden
Vor den Halbfinalläufen über 1.500m ist die Favoritenstellung von Asbel Kiprop majestätisch. Das liegt nicht nur daran, dass sein vermeintlich stärkster Konkurrent bereits ausgeschieden ist. Der zweifache Weltmeister sieht sich ohnehin zu höherem berufen, denn er möchte in die Fußstapfen zweier 1.500m-Idole steigen.
Asbel Kiprop würde nie sagen, dass er WM-Gold im Vorbeigehen mitnehmen will. Das gebührt sich einfach nicht und ist auch nicht im Sinne des kenianischen Sportsmanns, der seine Konkurrenz respektiert. Wie es sich anfühlt, Weltmeister zu werden, weiß der 26-Jährige längst: In Daegu 2011 und in Moskau 2013 war er nicht zu schlagen, davor hatte er bei den Spielen 2008 bereits als 19-Jähriger Olympisches Gold gewonnen. Bei der Rückkehr an die Stätte seines vielleicht größten Erfolges, als er sich in der Weltklasse des Mittelstreckenlaufs angemeldet hatte, wandelt er auf den Spuren der unvergesslichen Größen in dieser Disziplin – und will sich an deren Serien orientieren. Der unvergessliche Algerier Noureddine Morceli gewann in der ersten Hälfte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts dreimal in Folge WM-Gold – eine fantastische Leistung, die Kiprop in Peking egalisieren könnte. Weltrekordhalter Hicham El Guerrouj übernahm damals das Ruder und gewann zwischen 1997 und 2003 gleich viermal WM-Gold en suite.

Hattrick und Weltrekord?
Nur mehr zwei Läufer stehen in der ewigen Bestenliste des 1.500m-Laufs noch vor Asbel Kiprop, der in Monaco zu einer Zeit von 3:26,69 Minuten stürmte. Morcelis Bestleistung aus dem Jahre 1995 konnte er unterbieten, die Bestmarken der marokkanischen Lauflegende und Bernard Lagat (noch) nicht. Wenige Tage vor seinem Wunderlauf im Fürstentum gab Kiprop in seiner Heimat ein Interview, in dem er sagte, er sei zu jenem Zeitpunkt erst bei 70% seiner Leistungsfähigkeit und würde fleißig an der Grundgeschwindigkeit feilschen, um für die großen Rennen in dieser Saison gerüstet zu sein. Denn eines ist klar: Der WM-Hattrick soll nur eine Durchgangsstation für Kiprop sein zu Olympischem Gold in Rio de Janeiro, nachdem er in London 2012 eine seiner seltenen, großen Niederlagen erlitten hatte. Und läuft es nach Plan, soll bis dahin auch der Weltrekord fallen.

Bestens vorbereitet
Asbel Kiprop ist ein Tausendsassa, ein Mann, der alles kann auf seinen Lieblingsdistanzen der Meile und dem 1.500m und der auch über eine bemerkenswerte Bestzeit über 800m verfügt. Der schlaksige Kenianer mit der riesigen Schrittlänge beherrscht Tempoläufe, um Rekorde zu jagen genauso wie von der Taktik geprägte Meisterschaftsrennen. Bei einem seltsamen Rennen in London Ende Juli sorgte er für Verwunderung, aber Kiprop trainierte in Hinblick auf Peking ein unrhythmisches Rennen mit Tempovariationen und einem beeindruckenden Schlusssprint, der ihn noch gewinnen ließ. Nur die Creme de la Creme kann sich solche taktischen Spielchen bei großen Meetings leisten. Dass ihm taktische Unzulänglichkeiten passieren, wie das ein oder andere Mal bei „unwichtigeren“ Rennen im Rahmen von Diamond League Meetings wie etwa in Eugene, ist bei den Weltmeisterschaften nicht zu erwarten. Ein „Umfaller“ im Halbfinallauf am morgigen Freitag ohnehin nicht.

Im Halbfinale gegen Landsmann Kiplagat
Das Los wollte es so, dass für Kiprop die Nummer eins gezogen wurde. Der Favorit startet im ersten von zwei Halbfinalläufen auf der Bahn eins. Die Aufgabe ist überschaubar: Die schnellsten Fünf beider Vorläufe und die zwei Nächstschnellsten kommen ins Finale, welches am Schlusstag der Weltmeisterschaften von Peking auf dem Programm steht. Wiederum trifft der 26-Jährige auf interessante Konkurrenz, denn Nick Willis, vor sieben Jahren in diesem Stadion Olympia-Zweiter hinter ihm, sein Landsmann Silas Kiplagat und der US-Amerikaner Matthew Centrowitz geben sich ebenfalls bereits im ersten Halbfinallauf die Ehre. Das deutlich offenere, zweite Halbfinale wird angeführt von Olympiasieger Taoufik Makhloufi, Abdelaati Iguider, Aman Wote und Elija Manangoi. Nur mehr fünf Europäer sind im Rennen: der gebürtige Kenianer Ilham Tanui Özbilen (Türkei) und der Belgier Pieter Jan Hannes im ersten sowie David Bustos (Spanien, Charlie Grice (Großbritannien) und Morhad Amdouni (Frankreich) im zweiten Lauf. Medaillenkandidat Ayanleh Souleiman musste bereits im Vorlauf mit einer Verletzung aufgeben.

IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2015 in Peking
Text: SIP / TK
Foto: Getty Images for IAAF