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Ihr gehörte der Jubel des Tages: Vivan Cheruiyot ist zwei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Allan zurück auf dem WM-Thron.
NEWS
Vivian Cheruiyot meldet sich mit WM-Titel zurück in der Weltklasse
Vivian Cheruiyot hat sich nach ihrer Babypause mit dem best möglichen Resultat zurückgemeldet und ihren zweiten WM-Titel über 10.000m geholt. In einem spannenden Finale hält sie sich die Äthiopierin Gelete Burka vom Leib. Dahinter passiert der US-Amerikanerin Molly Huddle eine verhängnisvolle Peinlichkeit.
Der 10.000m-Lauf der Damen im „Vogelnest“ von Peking war das Paradebeispiel eines taktischen Meisterschaftsrennen. Im dosierten Tempo spulte die große Gruppe eine Runde nach der anderen ab. Nach 8.000m waren noch 13 Läuferinnen gemeinsam an der Spitze, einen Kilometer vor dem Ziel befanden sich noch zehn Läuferinnen in derselben Sekunden wie die zu diesem Zeitpunkt führende US-Amerikanerin Molly Huddle.

Traumhaftes Duell als Belohnung für die Geduld
Das Rennen hatte einen langen Atem, erst eingangs der Schlussrunde ging die Post ab und das Rennen nahm die lang ersehnte Spannung auf. Nun überschlugen sich in einem Duell zwischen Vivian Cheruiyot und Gelete Burka förmlich die Ereignisse. Beide schoben sich an Huddle vorbei in Führung, dann zog die Äthiopierin auf der Gegengerade das Tempo merklich an, die Kenianerin konterte eingangs der Kurve und sorgte für den nächsten Führungswechsel. Ausgangs der Kurve startete Burka den Gegenkonter, setzte sich beinahe gleich auf mit Cheruiyot, als die Kenianerin ihrer Konkurrentin den entscheidenden Gnadenstoß versetzte und jubelnd in Richtung Ziellinie davon lief. In einer Zeit von 31:41,31 Minuten kreuzte sie die Ziellinie und meldete sich mit diesem WM-Titel zurück in der Weltklasse des Langstreckenlaufs. Freudestrahlend präsentierte sich die 39 Kilo leichte, kleine Läuferin umhüllt von einer kenianischen Nationalflagge dem Beifall spendenden Publikum. Folgerichtig holte die schnellste Äthiopierin des Jahres als schnellste ihrer Nation bei der WM eine verdiente Silbermedaille, die den größten Erfolg ihrer Karriere darstellt.

Molly Huddle als Lachnummer
Es ist gleich unverständlich wie peinlich, was Molly Huddle mit all ihrer verfügbaren Leichtfertigkeit da passierte! Und sie wird sich ein Leben lang über diesen Aussetzer ärgern! Wenige Augenblicke vor dem größten Erfolg ihrer sportlichen Laufbahn hakte sie das Rennen bereits einige Meter vor der Ziellinie ab und hob nach einer tollen Leistung jubelnd die Arme gen Himmel, nachdem sie kurz nach rechts geblickt hatte. Dabei übersah und überhörte sie im Lärm des Olympiastadions, dass auf der Innenbahn ihre Landsfrau Emily Infeld druchhuschte und sich im allerletzten Moment an Huddle vorbeischob, um die Bronzemedaille zu ergattern. Als die 30-Jährige ihren Faux-Pas bemerkte, fuhr ihr der Schreck in alle Glieder, aber sie konnte nicht mehr reagieren. Mit versteinerter Miene und gelähmt vom Schock schenkte sie ihrer Teamkollegin eine halbherzige Gratulation. Die 25-jährige Infeld, die sich bei den Trials überraschend gut in Szene setzen konnte, lief nahe an ihre Bestzeit heran und nutzte damit die Gunst der Stunde der trägen Renngestaltung in weiten Phasen zu einer echten Sensation. Und dieses Geschenk von Huddle konnte sie nun wirklich nicht ablehnen. Dass die USA eine Medaille gewinnen könnte, schien im Bereich des Möglichen, dass es ausgerechnet Infeld ist, war vor dem Rennen unvorstellbar gewesen. Das beeindruckend starke Ergebnis der US-Damen komplettierte Shalane Flanagan, die an Ort und Stelle vor sieben Jahren Olympia-Bronzemedaille gewinnen konnte, mit Rang sechs hinter Mitfavoritn Sally Kipyego.

Kuijken beste Europäerin
Lange Zeit hielt Sara Moreira aus Portugal gut mit, am Ende war die Dritte des letztjährigen New York City Marathon überfordert und musste sich als drittbeste Europäerin mit Rang zwölf zufrieden geben. Prestigeerfolge feierten die Holländerinnen Susan Kuijken und Jip Vastenburg mit den Rängen zehn und elf, die Japanerinnen, die lange Zeit das Renngeschehen mitbestimmt hatten, hatten in der Schlussphase nicht mehr den Hauch einer Chance. Europameisterin Jo Pavey hatte auf ein Antreten bei den Weltmeisterschaften verzichtet.


10.000m-Lauf der Damen, Endergebnis

Gold: Vivian Cheruiyot (Kenia) 31:41,31 Minuten
Silber: Gelete Burka (Äthiopien) 31:41,77 Minuten
Bronze: Emily Infeld (USA) 31:43,49 Minuten

4. Molly Huddle (USA) 31:43,58 Minuten
5. Sally Kipyego (Kenia) 31:44,42 Minuten
6. Shalane Flanagan (USA) 31:46,23 Minuten
7. Alemitu Heroye (Äthiopien) 31:49,73 Minuten
8. Betsy Saina (Kenia) 31:51,35 Minuten
9. Belyanesh Oljira (Äthiopien) 31:53,01 Minuten
10. Susan Kuijken (Niederlande) 31:54,32 Minuten

IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2015 in Peking
Text: SIP / TK
Foto: Getty Images for IAAF