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Bei den Weltmeisterschaften von Daegu war Vivian Cheriuyot mit zwei Goldmedaillen der gefeierte Star.
NEWS
Cheruiyot sehnt sich nach Wiederholung alter Erfolge
Im Teilnehmerfeld des 10.000m-Lauf der Damen sticht keine Top-Favoritin heraus. Traditionell kommen die aussichtsreichsten Medaillenanwärterinnen aus Kenia und Äthiopien. Im kenianischen Team geben zwei erfolgreiche Läuferinnen ihr WM-Comeback und träumen von der Wiederholung früherer Erfolge.
Bewerb: 10.000m-Lauf der Damen
Startzeit: Montag, 24. August um 20:35 Uhr Ortszeit / 14:35 Uhr MEZ
Titelverteidigerin: Tirunesh Dibaba (Äthiopien)
Olympiasiegerin 2014: Tirunesh Dibaba (Äthiopien)
Europameisterin 2012: Jo Pavey (Großbritannien)
WM-Rekord: Berhane Adere (Äthiopien), 30:04,18 Minuten (Paris 2003)

Wer die erste Laufentscheidung der Damen bei den Weltmeisterschaften 2015 in Peking mit Böshaftigkeit abwerten möchte, könnte zur Erkenntnis kommen, dass es vielleicht selten zuvor so leicht war, einen WM-Titel über 10.000m zu gewinnen. In der Tat fehlen die großen Namen, die die letzten Jahre dominiert haben, beinahe komplett. Titelverteidigerin Tirunesh Dibaba hat sich eine wohl verdiente Babypause genommen, beobachtet aus der Heimat den sich anbahnenden Erfolgslauf ihrer Schwester Genzebe und will nach ihrem geplanten Comeback nur mehr Marathon laufen. Dibabas Dauerrivalin Meseret Defar, die gemeinsam mit ihrem Ehemann zuvor schon einige Kinder adoptiert hatte, hat ebenfalls Nachwuchs bekommen und das Angebot einer Wildcard des äthiopischen Verbandes für die WM dankend abgelehnt. Doch wenn die großen Namen fehlen, heißt das nicht automatisch, dass die Rennen an Qualität verlieren. Ganz im Gegenteil: Durch die Offenheit und zahlreichen taktischen Varianten werden oft genau solche Rennen zu spannenden Spektakel.

Eine Ex-Weltmeisterin ist wieder da

Daher rückt eine Athletin automatisch in den Fokus, die ebenfalls bereits den süßen Honig des Erfolgs genascht hat. 2011 gewann die Kenianerin Vivian Cheruiyot sowohl über 10.000m als auch über 5.000m WM-Gold. Nach den Olympischen Spielen von London, wo sie Silber und Bronze holte, unterbrach die 31-Jährige ihre Karriere für die Geburt ihres Sohnes Allan. „Ich habe die Mutterschaft sehr genossen. Allan ist ein sehr glücklicher und gesunder Junge, ist voller Energie und liebt es, im Freien herumzutollen“, erzählt die glückliche Mama.

Knapp 16 Kilo hatte sie in der Vorbereitung auf ihr Comeback abgenommen, doch die sportliche Rückkehr war nicht so einfach, wie sie sich das vielleicht selbst gewünscht hat. Bei einigen Rennen zeigte Cheruiyot zwar ihre Klasse und lief sowohl in Eugene als auch in Rabat auf Unterdistanzen auf das Podest, die großen Ausreißer und sensationellen Zeiten waren jedoch nicht dabei. Haupt-Motivation des Comebacks war der Gewinn einer Olympischen Goldmedaille in Rio 2016, der Formaufbau ist klar auf das nächsten Großereignisses ausgerichtet. Ob Cheruiyot bei der WM 2015 bereits wieder in der Verfassung ist, um auf das Stockerl zu laufen, lässt sich im Vornehinein schwer beantworten. Über 5.000m hat sie gegen die starken Äthiopierinnen definitiv keine Chance (sofern sie über diese Distanz überhaupt startet), über die doppelte Distanz eröffnen sich durch das offene Feld Möglichkeiten. „Mein Training ist gut verlaufen, ich bin bereit, mir den Titel zurückzuholen. Ich glaube, dass ich es schaffen kann“, gibt sich Cheruiyot optimistisch. Hoffnung verlieh ihr sicherlich der kenianische Meistertitel, bei dem sie sich im Finale gegen die in den USA lebende Betsy Saina durchsetzte.

Kipyego als harte Gegnerin
Vielleicht ist Cheruiyots Landsfrau Sally Kipyego sogar die leichte Favoritin. Die 29-Jährige hatte sowohl bei den Weltmeisterschaften 2011 als auch bei den Olympischen Spielen 2012 die Silbermedaille gewonnen. Nach London schlug allerdings der Verletzungsteufel grausam zu. Gleich zweimal brach sie sich das Fersenbein, was besonders für eine Läuferin eine unangenehme Verletzung darstellt, die eine lange Trainingspause mit sich zieht. Nach ihrem Comeback konzentrierte sich Kipyego auf Straßenrennen über 10 Kilometer und im Halbmarathon. Für ihren WM-Start kam sie in den Genuss einer Wildcard, nachdem sie bei den kenianischen Trials mit Muskelkämpfen ausgeschieden war. Die dritte Kenianerin im Rennen ist Betsy Saina, ebenfalls eine Spezialistin für Rennen auf der Straße.

Äthiopierinnen in der Außenseiterrolle
Das Duell Kenia gegen Äthiopien hat Tradition bei den Laufentscheidungen über 10.000m bei Weltmeisterschaften, es wird auch in diesem Jahr ein spannendes. Die letzte nicht-kenianische und nicht-äthiopische Weltmeisterin war die Portugiesin Fernanda Ribeiro vor 20 Jahren in Göteborg. Die Äthiopierinnen schicken mit Belaynesh Oljira, in Moskau Bronzemedaillengewinnerin, Gelete Burka und 5.000m-Junioren-Weltmeisterin Alemitu Heroye ein ausgeglichenes Trio ins Rennen, aus dem alle für Medaillengewinne in Frage kommen. Die Offenheit des Feldes erlaubt aber auch Läuferinnen von anderen Kontinenten, sich Hoffnungen auf überraschendes Edelmetall zu machen. In erster Linie hat die US-Amerikanerin Molly Huddle die Leistungsfähigkeit, an einem optimalen Tag die Konkurrenz aus Kenia und Äthiopien kitzeln zu können. Auch ihre Landsfrau Shalane Flanagan, hier in Peking Olympia-Bronzemedaillengewinnerin vor sieben Jahren, liegt aussichtsreich im Rennen. Die Konzentration auf den Marathon hat ihrer Leistungsfähigkeit über die 25 Stadionrunden allerdings eher geschadet. Aus europäischer Sicht können die beiden starken Portugiesinnen Sara Moreira und Ana Dulce Felix mit Platzierungen im vorderen Feld spekulieren. Im 25-köpfigen Finalfeld befinden sich mit den Niederländerinnen Susan Kuijken und Jip Vastenburg, der Britin Kate Avery, Silbermedaillengewinnerin bei den Crosslauf-Europameisterschaften 2014, der Belgierin Almensh Belete und der Spanierin Trihas Gebre fünf weitere Athletinnen, die ein europäisches Land repräsentieren. Bei den Herren waren es bloß vier gewesen.

IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2015 in Peking
Text: SIP / TK
Foto: Getty Images