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Die Zieleinläufe im Vorlauf und im Halbfinale glichen sich: Erst sparte Genzebe Dibaba im Schutz des Feldes Kraft, dann zog sie das Tempo an und hielt jeweils die Kenianer Faith Kipyegon im Finale in Schach.
NEWS
Medaillenkandidatinnen im Kollektiv ins Finale
Von bösen Überraschungen und Sensationen ausgenommen waren die beiden Halbfinalläufe über 1.500m. Sämtliche Medaillenaspirantinnen schafften mehr oder weniger souverän die Qualifikation für das große Finale am Dienstag und sorgen somit für ein hoch qualitatives Starterfeld im Kampf um die Medaillen.
Es waren zwei vergleichbare Halbfinalläufe im fast ausverkauften Olympiastadion von Peking: Zwei, bei denen die favorisierten Läuferin erst einmal darauf bedacht waren, so wenig Energie wie möglich für eine Finalqualifikation aufzuwenden. Erst nach jeweils 450 Metern kam etwas Bewegung ins Feld, als im ersten Halbfinallauf Sifan Hassan gleich wie Genzebe Dibaba wenige Minuten später im zweiten Halbfinallauf das Feld mit einem langen Überholmanöver von hinten aufrollten und die Tempogestaltung übernahmen. Dibaba kontrollierte im Schlusssprint die Kenianerin Faith Kipyegon und sicherte sich mit 4:06,74 Minuten die schnellste Halbfinalzeit. Einen guten Job erledigte auch die junge Britin Laura Muir, die anfänglich als Schlusslicht lief, im Finale aber als Dritte mehr als souverän die Herausforderung bewältigte. Im ersten, deutlich langsameren Halbfinale, setzte sich Sifan Hassan in einer Zeit von 4:15,38 Minuten vor Junioren-Weltmeisterin Dawit Seyaum und Weltmeisterin Abeba Aregawi durch. Damit fiel ein taktischer Fehler der Schwedin, die sich 250 Meter vor dem Ziel in einer fürchterlichen Position befand, nicht bestraft.

Kalkül oder Schwäche?
Da Jennifer Simpson als Siegerin des Diamond Race 2014 eine Wildcard für die Weltmeisterschaften erhielt, starteten gleich vier US-Amerikanerinnen im Halbfinale. Davon werden Simpson und ihrer Landsfrau Shannon Rowbury gute Chancen auf Medaillen eingerechnet, doch wie schon in den Vorläufen rutschten die beiden gerade so ins Finale. Rowbury als Fünfte des ersten Vorlaufs in einer Zeit von 4:16,64 Minuten, Simpson als Fünfte des zweiten Vorlaufs in 4:08,20 Minuten. Während die Weltmeisterin von Daegu 2011 und Silbermedaillengewinnerin von 2013 relativ ungefährdet war, war’s bei Rowbury durchaus knapp. Nur 0,06 Sekunden langsamer war die Polin Sofia Ennaoui – so nah war das endgültige Aus für die US-Rekordhalterin.

Das reine Faktum lautet, beide sind im Finale dabei. Doch angesichts der zurückhaltenden und konservativen Laufweise sowohl in den Vorläufen als auch in den Halbfinalläufen, lässt sich die Frage in den Raum werfen: Ist reines taktisches Kalkül, mit dem Auftrag so viel wie möglich Energie zu sparen, der Grund für die Darbietungen der US-Amerikanerinnen oder haben sie  in Peking nicht mehr auf der Spule, was allerdings den bisherigen Saisonleistungen widersprechen würde. Die beiden weiteren US-Amerikanerinnen Laura Johnson und Kerri Galagher scheiterten übrigens ebenso wie die höher eingeschätzte Niederländerin Maureen Koster, die britische EM-Medaillengewinnerin Laura Weightman war nicht angetreten. Dagegen qualifizierte sich die mit einer stattlichen Dopingvergangenheit ausgestattete Russin Tatyana Tomashova als Sechste des zweiten Halbfinallaufes ebenso wie die Polin Angelika Cichocka über die Zeitregel für den Endlauf. Bei den Weltmeisterschaften 2003 in Paris und 2005 in Helsinki hatte die mittlerweile 40-Jährige diesen jeweils gewonnen.

IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2015 in Peking
Text: SIP / TK
Foto: Getty Images