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Mo Farah hebt zum Jubeln seine Arme. Nach einem harten Stück Arbeit hat er seinen WM-Titel über 10.000m erfolgreich verteidigt.
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Sechster Titel in Folge: Mo Farah baut an seinem Denkmal
Zum sechsten Mal in Folge gewinnt Mo Farah ein Rennen auf globaler Ebene (Weltmeisterschaften und Olympische Spiele) und schreibt damit Geschichte. Für die erfolgreiche Titelverteidigung muss er aber gegen aufmüpfige Kenianer hart kämpfen und eine Schrecksekunde überstehen.
In der Geschichte des Laufsports gab es schon einige Legenden, deren Erwähnung im selben Satz mit dem eigenen Namen bereits Gänsehaut erzeugt. Von Paavo Nurmi über Emil Zatopek, Lasse Viren bis hin zu den Äthiopiern Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele haben alle riesige Erfolge gefeiert, aber Mo Farah kann seit heute etwas vorweisen, was sie alle nicht geschafft haben: Sechs Titel in Folge bei globalen Rennen. Was im 5.000m-Lauf von Daegu 2011 seinen Anfang und  über die Doppelschläge von London 2012 und Moskau 2013 ihre Fortsetzung nahm, hat nun im 10.000m-Lauf von Peking den nur vorläufigen Endpunkt erreicht. Eine Siegesserie, die ihresgleichen im internationalen Sport sucht. Und die für Farah, der den Erfolg als „speziellen Moment als Konsequenz harter Arbeit“ einstufte, eine besondere Genugtuung nach der harten Kritik und den Doping-Anschuldigungen im Sommer darstellt: „Manche Sachen im Umfeld kann man nicht beeinflussen. Aber ich gebe meine Antwort auf der Bahn!“

Schrecksekunde und Fight bis zum Schluss
Beinahe wäre es passiert und sämtliche Träume wären wie Seifenblasen zerplatzt. Rund 350 Meter vor dem Ziel, gerade als der Brite beschleunigte um seine Schlussrunde zu lancieren, kam er bei einer kleinen Unachtsamkeit während einer Überrundung ins Straucheln. Doch der 32-Jährige reagierte geistesgegenwärtig und hielt die Balance aufrecht. Doch noch war der Kuchen im Pekinger „Vogelnest“ nicht gegessen, denn die hartnäckigen Kenianer Geoffrey Kamworor und Paul Tanui trotzten der obligatorischen Tempoverschärfung Farahs und Letzterer deutete ausgangs der letzten Kurve sogar einen Angriff an. Farah leistete sich sogar einen kontrollierten und nicht sorglosen Blick über seine Schulter, legte auf den letzten 100 Metern noch einmal alles ins Zeug und erst rund 30 Meter vor dem Ziel war der Widerstand Kamworors endgültig gebrochen und Farah in einer für ein Meisterschaftsrennen mehr als anständigen Zeit von 27:01,13 Minuten im sicheren Hafen angekommen. Der amtierende Crosslauf- und Halbmarathon-Weltmeister nahm bei seinem WM-Debüt die Silbermedaille entgegen, Tanui gewann wie vor zwei Jahren in Moskau Bronze.

Flüssiges Rennen
Größe Töne hatte das junge kenianische Team vor den Weltmeisterschaften gespuckt, wie sie Farah auf den 25 Stadionrunden im leider nicht ganz ausverkauften, aber mit geschätzten rund 60.000 Besuchern sehr gut gefüllten Olympiastadion von Peking gefährden wollten – als Team. Und sie enttäuschten nicht. Mit einem klaren Plan gingen Geoffrey Kamworor, Paul Tanui und Bedan Karoki bei Außentemperaturen von 25°C und klarem Abendhimmel über der chinesischen Hauptstadt ins Rennen. Nach einem Bummel-Kilometer übernahmen die drei Kenianer das Kommando und entschieden sich für ein gleichmäßiges, ordentliches Tempo. Mit konstanten Kilometerzeiten von 2:42 bis 2:44 Minuten spulte das Trio sein Programm ab und wechselte sich beispielhaft immer wieder an der Spitze ab. „Es war klar, was mich erwartet. Es ging nur darum, stets dranzubleiben“, erzählte Farah nach dem Rennen. Nach 6.000m hatte die Tempoarbeit der Kenianer erste Früchte eingebracht, die Spitzengruppe war auf fünf Mann reduziert. Neben den drei Kenianern und Farah lief auch noch der starke US-Amerikaner Galen Rupp vorne, während die äthiopische Niederlage bereits früh feststand. Ihr bester, Imane Merga warf nach rund 7.500 Metern auf Rang sechs liegend das Handtuch. Dass mit Muktar Edris am Ende gerade einmal ein Äthiopier mit Mühe in die Top Ten kam, ist durchaus eine böse Überraschung.

Rupp zufrieden, Gabius enttäuscht
Die Kenianer führten ihren Plan bis zum Ertönen der Glocke planmäßig durch und hatten noch Energie, um gegen Farahs Schlussrunde anzukämpfen. Es war am Ende wieder die schier unerschöpfliche Klasse des Briten, die einen weiteren großen Titel garantierte, doch die Kenianer konnten nach der gezeigten Leistung mit zwei gewonnen Medaillen durchaus zufrieden sein. Dass dies die ersten bei den laufenden Titelkämpfen sind, war freilich nicht so vorgesehen. Zufrieden konnte auch Galen Rupp sein, der lange mithielt und am Ende auf Position fünf einkam. Als zweitbester Europäer hinter dem Sieger kreuzte erwartungsgemäß der Türke Ali Kaya die Ziellinie auf Rang sieben, während der Kanadier Cam Levins als 13. seine Versprechungen nicht halten konnte. Arne Gabius, der zuvor zweimal über 5.000m bei Weltmeisterschaften an den Start gegangen war und im Herbst in Frankfurt seinen zweiten Marathon angehen will, lief von Beginn weg seinen eigenen Rhythmus und erzielte beim voraussichtlich letzten Bahnrennen seiner Karriere eine Endzeit von 28:24,47 Minuten, welche Rang 17 unter 27 Teilnehmern bedeutete. Im Mai war er in Eugene rund 40 Sekunden schneller gelaufen. Ziemlich genau einen Kilometer vor dem Ziel musste er das Spitzenquintett bei einer Überrundung vorbeiziehen lassen.


10.000m-Lauf der Herren, Endergebnis

Gold: Mo Farah (Großbritannien) 27:01,13 Minuten
Silber: Geoffrey Kamworor (Kenia) 27:01,76 Minuten
Bronze: Paul Tanuii (Kenia) 27:02,83 Minuten

4. Bedan Karoki (Kenia) 27:04,77 Minuten
5. Galen Rupp (USA) 27:08,91 Minuten
6. Abrar Osman (Eritrea) 27:43,21 Minuten
7. Ali Kaya (Türkei) 27:43,69 Minuten
8. Timothy Toroitich (Uganda) 27:44,90 Minuten
9. Joshua Cheptegei (Uganda) 27:48,89 Minuten
10. Muktar Edris (Äthiopien) 27:54,47 Minuten

17. Arne Gabius (Deutschland) 28:24,27 Minuten

IAAF Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2015 in Peking
Text: SIP / TK
Foto: Getty Images