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Während hinten Jakub Holusa zu einem neuen tschechischen Landesrekord stürmt, freut sich Ayanleh Souleiman über den zweiten Saisonsieg im Rahmen der Diamond League, der ihm immerhin 10.000$ einbringt.
NEWS
Drei Debütsiege beim Diamond League Meeting in Stockholm
In drei von vier zum Diamond Race zählenden Laufentscheidungen beim Diamond League Meeting in Stockholm ergänzen neue Namen die Siegerlisten der wichtigsten Meeting-Serie der internationalen Leichtathletik. Keine Überraschung lässt Ayanleh Souleiman über 1.500m zu.
Aufgrund diverser terminlicher Verpflichtungen – zum Beispiel die Kenya Trails am Wochenende – fehlten in der schwedischen Hauptstadt zahlreiche Laufstars aus Ostafrika. Einer der talentiertesten Läufer der Gegenwart beglückte das fachkundige und wie immer begeisterte Publikum im alt ehrwürdigen Stockholmer Olympiastadion mit seiner Anwesenheit und lief auch gleich zum Sieg. Ayanleh Souleiman gelang dabei das Kunststück, die 1.500 Meter lange Distanz in einer Schnappszahl von 3:33,33 Minuten zu absolvieren. Aufgrund der mittelmäßigen Qualität dieser Marke wird der talentierte Läufer aus Dschibuti sich allerdings wenig darauf einbilden. Vielmehr hatte Souleiman, der heuer bereits in Eugene gewann und mit diesem Sieg die Führung im Diamond Race eroberte, seine Leistung dem Niveau des Feldes angepasst, das Rennen nach Blieben kontrolliert und den Sieg mit einer starken letzten Runde locker abgesichert. „Ich bin hierher gekommen, um zu gewinnen. Das ist mir gelungen, obwohl es nicht mein bestes Rennen war“, analysierte Souleiman, der in Schweden seine Europa-Residenz hat, nüchtern.

Landesrekord für Hallen-Europameister
Am ehesten hätte man dem US-Amerikaner Matthew Centrowitz, zuletzt Zweiter in London über die Meile, zugetraut, Souleiman herauszufordern. Doch der 25-Jährige erwischte einen katastrophalen Tag, konnte im Finale nicht zusetzen und belegte lediglich Rang elf. Einzig der Türke Ilham Tanui Özbilen versuchte in der letzten Runde mit Souleiman mitzuhalten, mit dem Ergebnis, dass er auf den letzten 20 Metern „stand“ und von einem phänomenalen Finish vom Tschechen Jakub Holusa überflügelt wurde. Während Özbilen mit Rang drei zufrieden sein konnte, erlebte der Hallen-Europameister von Prag eine Sterstunde. In 3:34,26 Minuten verbesserte er den 32 Jahre alten tschechischen Landesrekord von Jan Kubista um gut eine halbe Sekunde. „Fantastisch! Ich habe auf den letzten 200 Metern alles herausgeholt“, jubelte Holusa, der für seine starken Finishs bekannt ist.

Lamote feiert größten Erfolg
Erst im Mai gelang es der 21-jährigen Renelle Lamote erstmals, einen 800m-Lauf unter zwei Minuten zu absolvieren. Gut zwei Monate später gelang ihr das in Stockholm erneut und sie jubelte über den größten Erfolg ihrer noch jungen Karriere. „Das ist eine große Überraschung, ein sehr guter Tag für mich. Ich liebe dieses Stadion“, sprudelte es aus der Französin nach dem Rennen nur heraus. Doch auch ihr war nicht verborgen geblieben: „Es war ein seltsames Rennen.“

Die US-Amerikanerinnen Molly Ludlow und Chanelle Price hielten das Tempo bei kühlen Temperaturen und zeitweise leichten Regenschauern in der ersten Runde gewohnt hoch, die Zwischenzeit nach 400 Meter von 56,99 Sekunden ließ aufhorchen. Doch plötzlich war das Tempo draußen, bei 600 Meter stauchte das Feld förmlich zusammen, als die Britin Lynsey Sharp ihr Heil in der Flucht suchte. Sharp führte auch noch auf der Schlussgerade, bis auf Lamote konnte keine Rivalin einen Konter setzen. Und so war es am Ende die Französin, die in einer Zeit von 1:59,91 Minuten als Erste die Ziellinie überquerte. Sharp wurde Zweite vor US-Vizemeisterin Brenda Martinez, die sich gegenüber einem völlig missglückten Europa-Debüt in London zumindest verbessert zeigte. Nicht überzeugen konnte die Kubanerin Rose Mary Almanza, die zweitschnellste 800m-Läuferin des Jahres, mit Rang sieben.

Mackey gewinnt über 3.000m
Das Starterfeld über 3.000m der Damen war ohnehin eines der schwächsten in der Geschichte der Diamond League, als die Favoritin Molly Huddle kurzfristig auch noch ihren Start absagte. Dementsprechend entwickelte sich ein Rennen ohne große Favoritin, bei dem die US-Amerikanerin Katie Mackey ihre Chance nutzte und zu einem Sieg bei der Diamond League kam wie die Jungfrau zum Kind. „Ich lebe einen Traum. Ich kann es nicht glauben, irgendwer muss meine Gebete erhört haben. Danke für diese Chance!“, konnte sich Mackey, die mit dem Preisgeld in Seattle den Bau eines Trainingscamps für Mädchen unterstützen will, nach dem Rennen gar nicht mehr einkriegen. In einer persönlichen Bestleistung von 8:52,99 Minuten – um die Stärke des Feldes in die Relation zu setzen: eine halbe Minute über der Weltjahresbestleistung – verwies die 27-Jährige die Polin Renata Plis und Betlhem Desalegn, die in einer Zeit von 8:53,75 Minuten einen neuen Landesrekord für die Vereinigte Arabische Emirate aufstellte, auf die weiteren Plätze. Doch das alles spielte für die US-Amerikanerin keine Rolle, denn Sieg ist Sieg und Diamond League Sieg ist Diamond League Sieg! Ein Erfolg, den ihr keiner mehr nehmen kann.

Überraschung über die Hindernisse
Nicht weniger überraschend verlief das 3.000m-Hindernisrennen der Herren, in dem sich der erklärte Favorit Hillary Yego, der eine frühzeitig entstandene Lücke nicht mehr schließen konnte, mit Rang drei begnügen musste. Im Finale entwickelte sich ein hochgradig spannendes Duell zwischen den beiden Marokkanerin Hicham Sigueni und Brahim Taleb. Taleb übersprang das letzte Hindernis als Erster, danach gaben beide noch einmal alles. Taleb war bis Zentimeter vor der Ziellinie vorne, als Sigueni einen langen Schritt machte und seine Brust nach vorne schleuderte. In 8:16,54 Minuten hatte er eine neue persönliche Bestleistung erzielt und das Rennen um die Winzigkeit von 0,02 Sekunden gewonnen. Hätte man dem 22-Jährigen, der vor drei Jahren bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Barcelona die Bronzemedaille gewonnen hatte, vor der Saison gesagt, er würde im Sommer ein Diamond League Rennen gewinnen, er hätte einen mit Sicherheit als verrückten Träumer bezeichnet. Und hätte der deutlich erfahrenere Taleb nach dem letzten Hindernis nicht einen angstvollen Blick über seine Schulter gewagt, wäre er vielleicht 0,03 Sekunden früher im Ziel gewesen…

Keine Überraschung gab es in der einzigen Laufentscheidung des Abends, bei der keine Punkte für das Diamond Race vergeben wurden, dem 800m-Lauf der Herren. Ausgangs der letzten Kurve überholte Musaeb Abdulrahman Balla den bis dato führenden Erik Sowinski und lief zu einem klaren Sieg in einer Zeit von 1:45,33 Minuten. Sowinski ging im Finale das Benzin aus, so dass es für ihn nur zu Rang fünf reichte. Auf das Podest kamen der Däne Andreas Bube und der Brite Michael Rimmer, der in einem spannenden Schlussakt noch Lokalmatador Andreas Almgren abfing. Keine Rolle spielte 1.500m-Olympiasilbermedaillengewinner Leonel Manzano als Zehnter.

Diamond League Meeting in Stockholm
Text: SIP / TK
Foto: IAAF / Deca Text&Bild