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TRAININGSTIPPS
Läuft man schneller, wenn man die Zwischenzeiten kennt?
Ein schottischer Forscher ist dieser interessanten Frage nachgegangen: Hilft es einem Läufer in seiner Leistungsfähigkeit, wenn er die Zwischenzeiten kennt oder hemmt ihn dies? Die Ergebnisse sind zwar nicht repräsentativ, aber dennoch ein Indiz.
Experten empfehlen Hobbyläufern, ohne Uhr am Handgelenk zu laufen, um das Erlebnis Laufen und den Genuss der sportlichen Aktivität besser auskosten zu können und nicht mit den Gedanken immer am Zeitmesser am Handgelenk zu hängen. Doch geht es um einen exakten Leistungswunsch, egal ob im Training oder im Wettkampf, sehnt sich der Mensch nach Orientierung, die ihm diverse Sportuhren und Trainingscomputer im modernsten technischen Ausmaß in Echtzeit direkt ins Blickfeld zaubern, ohne Einschränkung der Laufaktivität. Hier unterscheidet sich der europäische Läufer in seiner Mentalität übrigens auch zum afrikanischen, der einfach drauf los läuft. Die Frage ist: Was bringt das ständige Bescheid wissen über die Zwischenzeiten?

Schneller mit konkretem Ziel vor Augen
Der schottische Trainer und Forscher Luke McIlvenna versammelte acht Läufer zu einem Test. Sie mussten jeweils dreimal auf einem Laufband 5 Kilometer zurücklegen. Das erste Mal bekamen sie keine Informationen zur Verfügung gestellt, beim zweiten Mal ein Feedback nach jedem Kilometer und beim dritten Mal laufend Informationen über die Zeit und Distanz. Danach wurden die einzelnen Leistungen verglichen.

Interessant ist, dass sämtliche Läufer die schlechteste Leistung brachten, als sie kein Feedback erhielten, auch wenn die Unterschiede gering ausfielen. Dabei verloren die Probanden die Zeit auf den ersten beiden Kilometern, weil sie automatisch etwas konservativer starteten. Auch die Tempobeschleunigung in der Schlussphase fiel aus, da der konkrete Anhaltspunkt als Zielsetzung fehlte, was rein psychologisch leicht verständlich ist. Auch wenn der Forscher bescheinigte, dass alle Probanden bei allen Tests alles gaben, sind die Ergebnisse dieser Forschung im kleinen Rahmen natürlich nicht repräsentativ.

Individuelle Charakter spielt eine große Rolle
Trotzdem geben diese Ergebnisse einige Indizien. So lässt sich argumentieren, dass die Zeitmessung und das Wissen darüber zu einer besseren Leistung verhilft, weil es konkrete Anhaltspunkte liefert. Oder umgekehrt analysiert: Vielleicht brauchen Läufer diese Anhaltspunkte, um gegen das eigene, mangelhafte Tempogefühl anzukommen, was man allerdings trainieren könnte, wenn man regelmäßig ohne Zeitmessung übt. Was man aber bei diesen Ergebnissen nicht außer Acht lassen darf, ist die individuelle Psychologie. „Die Zeit zu kontrollieren kann dir auf der einen Seite helfen, auf der anderen Seite kann es dich aber auch hemmen. Außerdem spielt die aktuelle physische Verfassung ebenfalls eine Rolle, wie die Zwischenzeiten psychologisch aufgenommen werden – als Motivationsspritze oder als Rückschlag“, erklärt McIllvena.
Text: SIP / TK
Foto: Salzburg Marathon / Bryan Reinhart