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Hoch die Daumen! Erst recht, wenn's grad gar nicht läuft. Besonders bei einem Marathon wichtig: Mit positiven Emotionen kann man die negativen im Zaum halten.
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Kurzzeitgedächtnis lässt Marathon-Schmerzen vergessen
Sie fühlen sich während eines Marathons oder unmittelbar danach schlechter denn je? Ihnen tut alles weh? Und Sie sagen sich: „Nie wieder!“? Nicht so voreilig, denn in der Nachbetrachtung waren die Schmerzen bei einem Marathon weit weniger schlimm als in der zeitnahen Empfindung.
Zu dieser Behauptung kommt eine neue Studie aus Polen, welche im Fachmagazin „Memory“ veröffentlicht wurde. Das Kurzzeitgedächtnis schwächt die negativen Erinnerungen an Erlebnisse während eines Marathons ab und zeichnet in der Nachbetrachtung ein freundlicheres Bild.

Erinnerungen verblassen
Der polnische Forscher Przemyslaw Babel befragte 62 polnische Läufer ummittelbar nach einem Marathon detailliert über ihre Schmerzen während der 42,195 Kilometer. Dann teilte er die Probanden in zwei verschiedene Gruppen. 32 Läufer stellte er drei Monate später dieselben Fragen, bei den restlichen 30 Läufern wartete er drei weitere Monate. Die erste Gruppe bezifferte die Schmerzen bei einem Marathon als durchschnittlich 10% weniger schlimm als ursprünglich angegeben, bei der zweiten Gruppe waren es sogar 20%. „Das wichtigste Resultat dieser Studie ist, dass die Erinnerung an Schmerzen, welche von einem Marathonlauf herrühren, mit der Zeit nicht mehr so exakt sind“, ist in der Studie zu lesen.

Positive Emotionen überwiegen
„Typischerweise glauben Menschen, Schmerzen haben lediglich einen physiologischen Ursprung. Aber Schmerzen sind auch emotionale Erfahrungen“, gibt der US-amerikanische Psychologe Eddie O’Connor im Interview mit Runner’s World zu bedenken, „Läufer erinnern sich mit der Zeit stärker an die positiven Erlebnisse als an die negativen.“ Dementsprechend sei die Erinnerung an das Erlebnis, die Finisher-Medaille um den Hals gehängt bekommen zu haben, stärker und langfristiger als die Erinnerung an eine Blase an den Füßen.

Lerneffekt?

Babel argumentiert sogar, dass bereits die positiven Emotionen beim Überqueren der Ziellinie die negativen der Stunden zuvor auf der Laufstrecke verdrängen können. O’Connor sieht in dieser Entwicklung bei Läufer einen Lerneffekt: „Wir können Schmerzen besser tolerieren, wenn wir bedenken, was wir dafür bekommen. So können Läufer auch während des Laufs ihre Schmerzen psychologisch mit positiven Gedanken behandeln.“
Text: SIP / TK
Foto: Salzburg Marathon / Salzburg Cityguide