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TRAININGSTIPPS
Herzmuskel reguliert genetisch bedingt Trainierbarkeit
Besonders für Hobbyläufer, die im Vergleich zu Gleichgesinnten für relativ wenig Ertrag ordentlich schuften, bergen folgende Fragen Verzweiflung: Warum sind andere Menschen fitter als man selbst? Warum erzielen andere Menschen bei selben Trainingsaufwand die größeren Fortschritte? Laut einer neuen wissenschaftlichen Forschung in Zusammenarbeit einer norwegischen und US-amerikanischen Universität liegen die Gründe im Herzmuskel und sind genetisch bedingt. Das bedeutet jedoch nicht, dass ein untalentierter Läufer automatisch ein untalentierter Sportler sei.
Es ist keine Überraschung, dass die physischen Voraussetzungen für Sport und damit auch die Rahmenbedingungen für Fitness genetisch bedingt sind. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse können präzisieren, um welche Gene es sich dabei handelt: Es sind vorwiegend für Zellwachstum verantwortliche Gene im Herzmuskel.

Sportliche und unsportliche Tiere

Forscher der University of Michigan in Ann Arbor und der norwegischen Universität für Wissenschaft und Technologie in Trondheim gingen in einer Untersuchung an Ratten von der bereits bekannten genetischen Theorie aus und kreierten zwei Gruppen von Probanden: Einerseits Tiere, die bei Vortests ihre Sportlichkeit unter Beweis gestellt haben und von sportlichen Muttertieren abstammen, andererseits unsportliche Tiere, die von unsportlichen Muttertieren abstammen. Zwei Monate lang wurden die tierischen Probanden immer wieder zu Laufeinheiten animiert – beide Gruppen mit derselben Intensität und demselben Umfang. Während Gruppe eins den Trainingsumfang in dieser Zeit um 40% steigerte, verlor Gruppe zwei sogar 2% ihrer Ausdauerfähigkeit. Anschließend führten die Forscher an den Tieren kardiovaskuläre Untersuchungen durch. Bei Gruppe eins verliefen die Tests wie erwartet: Bei sportlicher Anstrengung vergrößern sich die Herzkammern und ziehen sich kraftvoller zusammen und wieder auseinander. Dies ist bei Tieren wie Menschen ident.

Große Unterschiede

In dieser Untersuchung kam aber der große Unterschied zu Tage. Bei den Tieren der Gruppe zwei hatte sich am Herzen nichts verändert, so als hätten sie das zweimonatige Programm nicht absolviert. „Wenn das Herz nicht adaptiv mitmacht, schwächt Training den Körper anstatt ihn zu stärken“, bestätigt der norwegische Wissenschaftler Ulrik Wisloff, Leiter der Studie. Alleine 360 verschiedene Gene stellten die Forscher fest, die Unterschiede zwischen den Tieren der beiden Gruppe demonstrierten. Viele davon sind dafür bekannt, für das Zellwachstum im Körper verantwortlich zu sein.

Ergebnisse als Zwischenschritt

Auch wenn eine direkte Übertragung der Ergebnisse der Studie an Ratten auf Menschen logischerweise unmöglich ist, weist Wisloff darauf hin, dass menschliche Gene während sportlicher Betätigung exakt so reagieren wie jene bei Ratten. Des Weiteren erklärte Wisloff auch, dass die Forscher mit diesen Ergebnissen erst am Beginn eines längeren Forschungsprozesses stehen, schließlich müssen bei Menschen Einflüsse verschiedenster Faktoren wie Vererbung, Umwelt, Ernährung und psychologische Aspekte berücksichtig werden.

Untalentierte Läufer sind nicht automatisch unsportlich!
Als Conclusio empfehlen die Forscher Sportlern, die keine Fortschritte beim Training feststellen, die Art von Training, die Frequenz und Intensität oder im Extremfall sogar die Sportart zu wechseln. „Die Gene, die die Antwort des Körpers auf eine bestimmte Aktivität bestimmen, sind unterschiedlich zur Reaktion anderer Gene auf andere Beanspruchung“, so Professor Wisloff. Sprich: Ein Läufer, der sein Fitnesslimit früh erreicht, kann sich beispielsweise mit Gymnastik bestens fit halten.
Text: SIP / TK
Foto: Salzburg Marathon / Bryan Reinhart – Salzburg Marathon / Uwe Brandl