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Die entscheidende Phase im Rennen ist angebrochen: Die spätere Siegerin Caroline Rotich gegen ihre äthiopischen Rivalinnen Mare Dibaba und Buzunesh Deba.
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Caroline Rotich überrascht Äthiopierinnen in Boston
In einem spannenden Rennen setzt sich im Finale ausgerechnet Außenseiterin Caroline Rotich durch und verweist die favorisierten Äthiopierinnen auf die Ränge zwei und drei. Während Desiree Linden das Podest knapp verpasst, verläuft das Rennen für Shalane Flanagan alles andere als nach Wunsch.
Das Finale war völlig offen und die Ausgangslage hätte kaum spannender sein können: Nach 41,195 Kilometer lagen noch drei Läuferinnen gemeinsam an der Spitze: Die Weltjahresschnellste Mare Dibaba, die Vorjahreszweite Buzunesh Deba und Außenseiterin Caroline Rotich – der Anfang eines Thrillers. Deba musste in der vorletzten Kurve abreißen lassen, das Trio hatte sich zum Duo verformt. Ausgangs der letzten Kurve deutete die Kenianerin eine Attacke an, versteckte sich aber dann wieder im Windschatten Dibabas, die alles aus sich herausholte. „Ich dachte, ich könnte gewinnen. Aber gegen dieses Finish hatte ich keine Chance“, sollte die 25-Jährige später sagen. Denn als Rotich die Ziellinie eilig näher kommen sah, startete sie aus dem Rücken Dibabas einen beeindruckenden Schlusssprint, der sie zu einer Zeit von 2:24:55 Stunden sowie zu Sieg, Ehre und einer Prämie von 150.000$ führte.

Größter Sieg
„Ich bin noch einmal zurückgekommen. Ich habe wirklich alles herausgeholt auf den letzten Metern“, strahlte eine völlig erschöpfte Caroline Rotich, wenige Minuten, nachdem der größte Sieg ihrer Karriere feststand. In Boston hatte sie zuvor noch nie das Podest erreicht, der Sieg beim Prag Marathon vor zwei Jahren war der wichtigste Eintrag auf ihrer Visitenkarte neben der persönlichen Bestleistung, erzielt in Chicago 2012. Die 30-jährige Kenianerin, die gemeinsam mit dem verstorbenen Olympiasieger von 2008, Samuel Wanjiru zur Schule gegangen ist, hat lange Jahre in Japan gelebt und bereitete sich im Winter in den USA, in ihrer neuen Wahlheimat Santa Fe, New Mexico auf die neue Saison vor – eine Entscheidung, die sich bereits jetzt voll rentiert hat.

Äthiopierinnen leicht enttäuscht
„Das war nicht mein Tag. Mein Körper war einfach müde die letzten fünf Kilometer“, konstatierte die Vorjahreszweite Buzunesh Deba, die in New York lebt und im Ziel 14 Sekunden Rückstand hatte – aber erneut auf das Podest eines großen Marathons lief. Auch Mare Dibaba konnte sich nicht ganz damit anfreunden, dass sie nicht gewonnen hatte: „Ich habe versucht das Tempo hochzuhalten, aber ich konnte sie nicht abschüttlen.“ Ihre Weltjahresbestleistung von 2:19:52 Stunden geriet in Boston nicht in Gefahr, zumal beim Boston Marathon erzielte Leistungen ohnehin nicht in Rekordbücher eingetragen werden.

Desiree Linden zufrieden
„Das ist genau jene Art und Weise, wie man auf einem derartigen Kurs laufen muss: mutig und aggressiv!“ Diese Worte glichen einem Selbstlob, das sich Desiree Linden im Ziel gönnte. Bei der Halbmarathon-Marke hatte sie die Zügel in der Hand, wodurch sie 50% Leistung zu einem historischen Ereignis beisteuerte: Weil Dathan Ritzenhein wenig später das Herrenfeld an derselben Stelle als Führender durchlotste, führten zum ersten Mal seit 20 Jahren die US-Amerikaner beide Rennen zur Halbzeit an. Dass die 31-Jährige, die 2011 bereits Zweite war, am Ende das Tempo der Top Drei nicht ganz halten konnte, war für sie kein Problem: „Ganz im Gegenteil. Ich habe einige starke Läuferinnen hinter mir gelassen. Normalerweise bin ich keine emotionale Person, aber das war ein fantastischer Tag für mich. Ich kann richtig stolz auf mich sein!“ Lindens hervorragende Leistung kann statistisch belegt werden: Trotz der schwierigen Bedingungen und der welligen Strecke lief sie 16 Sekunden schneller als bei ihrer offiziellen persönlichen Bestleistung in Houston 2012.

Flanagan unzufrieden
Der einen Freud, der anderen Leid. Der Boston Marathon 2015 wird nicht als der glücklichste Tag der Geschichte der Läuferkarriere von Shalane Flanagan eingehen. Schon früh ließ sie ihre aggressive und offensive Laufweise vermissen, nach zwei Dritteln der Distanz musste sie endgültig abreisen lassen. Rang neun in einer Zeit von 2:27:47 Stunden war nicht das, was sich die 34-Jährige vorgestellt hatte. Enttäuscht verließ sie den Zielraum ihres Heimrennens, blockte alle Interviewwünsche ab und verwies auf eine Verletzung im Winter, die ihre Vorbereitung behinderte. Immerhin gratulierte sie im Nachhinein via sozialer Netzwerke artig ihrer Landsfrau Desiree Linden.

Ex-Siegerinnen am Podest vorbei
Wo Sieger, auch Verlierer: Nicht nur für Flanagan lief das Rennen nicht nach Wunsch. Als ehemalige Siegerinnen des Boston Marathons kamen die Kenianerinnen Sharon Cherop und Caroline Kilel auf jeden Fall für Spitzenergebnisse in Frage. Am Ende wurden es keine überragenden Resultate, aber auch keine enttäuschenden – die soliden Ränge fünf und sechs. Und Aberu Kebede, im vergangenen Jahr noch Siegerin des Frankfurt Marathon, konnte in Boston nicht an ihre zahlreichen Erfolge auf deutschem Boden anknüpfen und kam als Siebte ins Ziel. Knapp die besten Zehn verpassten die besten Europäerinnen Alexsandra Duliba aus Weißrussland und Lisa Nemec aus Kroatien.


Ergebnis Boston Marathon der Damen

1. Caroline Rotich (KEN 2:24:55 Stunden
2. Mare Dibaba (ETH) 2:24:59 Stunden
3. Buzunesh Deba (EHT) 2:25:09 Stunden
4. Desiree Linden (USA) 2:25:39 Stunden
5. Sharon Cherop (KEN) 2:06:05 Stunden
6. Caroline Kilel (KEN) 2:06:40 Stunden
7. Aberu Kebede (ETH) 2:26:52 Stunden
8. Shure Demise (ETH) 2:27:14 Stunden
9. Shalane Flanagan (USA) 2:27:47 Stunden
10. Joyce Chepkirui (KEN) 2:29:07 Stunden

Boston Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Boston Marathon / Getty Images