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Auf und davon: Die letzten Kilometer des Boston Marathon absolvierte Lelisa Desisa alleine an der Spitze.
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Zweiter Triumph – Lelisa Desisa dominiert Boston Marathon
Nach zwei zweiten Plätzen in New York und Dubai kehrt Lelisa Desisa ausgerechnet am Ort seines größten Erfolges wieder auf das oberste Treppchen des Siegerpodestes zurück. Der 25-Jährige diktiert das Rennen nach Belieben und landet zum dritten Mal binnen weniger als sechs Monaten auf dem Podest eines großen Marathons. Während die Äthiopier feiern, setzt es für die Kenianer schwere Niederlagen.
Bereits 2013 hatte Lelisa Desisa den Boston Marathon gewinnen können, 24 Monate später strahlte der Äthiopier erneut vom Platz an der Sonne. „Für uns bedeutet dieses Rennen einfach so viel“, erklärte der überglückliche 25-Jährige. Zuletzt musste er sich bei zwei großen Marathons jeweils knapp geschlagen geben: In New York Wilson Kipsang und in Dubai seinem Landsmann Lemi Berhanu. In Boston stellte der Äthiopier eindrucksvoll unter Beweis, dass es für ihn kein Problem darstellt, drei Marathons binnen sechs Monaten auf höchstem Niveau zu absolvieren. „Ich wusste, dass ich auf den letzten Meilen viel Tempo machen musste. Ich wusste aber auch, dass ich den nötigen Extra-Kick habe. Nach 10 Kilometern hatte ich das Vertrauen in mich, dass ich heute gewinnen könnte. Denn bis dahin war das Tempo nicht sehr hoch“, analysierte Desisa im Ziel. Ein beeindruckendes statistisches Detail: Seit zwei Jahren und drei Monaten ist Desisa nun bei sieben Marathons an den Start gegangen: Dreimal gewann er (Boston 2013 und 2015 sowie Dubai 2013), dreimal war er Zweiter (WM 2013, New York 2013, Dubai 2014) und nur im Vorjahr in Boston verpasste er durch eine Aufgabe ein Spitzenresultat – in zwei Worten: konstant Weltklasse!

Äthiopisches Duell
Die Streckenführung an sich bringt beim Klassiker an der US-Ostküste bereits eine große Herausforderung, kurze, leichte Regenschauer und Wind forderten die Teilnehmer des 119. Boston Marathon zusätzlich. Vielleicht wählte die Elite nach einem flinken Start auch deshalb ein gemächliches Tempo im Mittelteil, am „Heartbreak Hill“, dem höchsten Punkt des welligen Boston Marathon, lagen noch zehn Läufer an der Spitze. Doch bei Kilometer 35 nahm das Rennen durch einen vehementen Angriff des späteren Siegers Fahrt auf, plötzlich lagen mit Desisa, seinem Landsmann Yemane Tsegay und dem Kenianer Wesley Korir nur noch drei Siegesanwärter an der Spitze, Korir fiel einer weiteren Tempoverschärfung des WM-Zweiten von 2013 zum Opfer. Nun hatte Desisa alles im Griff, auch wenn Tsegay auf bewundernswerte Weise kämpfte und immer wieder versuchte, kleine Lücken zu stopfen. Doch gegen diesen starken Desisa, der in einer Zeit von 2:09:17 Stunden gewann, hatte er im Finale keine Chance mehr. „Ich habe versucht, alle meine Gegner auszutesten und habe erkannt: Meine Performance und mein Speed ist besser als ihrer“, so der verdiente Sieger. Während Desisa die Zielgerade zurücklief, um dem Publikum zu applaudieren und gleichzeitig sich selbst feiern zu lassen, „weil ich die Bostoner liebe“, sicherte sich Yemane Tsegay, der bereits in Rotterdam, Eindhoven, Daegu und Ottawa gewonnen hat, bei seinem Boston-Debüt Rang zwei. „Das war ein unglaublich hartes Rennen“, stöhnte der 30-jährige WM-Vierte von Berlin 2009.

Kenianer geschlagen
Eigentlich wollte Wilson Chebet nach Rang zwei im Vorjahr unbedingt gewinnen. Dieses Vorhaben misslang zwar, doch der Kenianer schaffte erneut den Sprung auf das Podest. Bereits vor dem absoluten Finale abgehängt, lief der dreifache Sieger des Amsterdam Marathon seinen Rhythmus intelligent weiter und sicherte sich in einer Zeit von 2:10:22 Stunden Rang drei. Damit war er 25 Sekunden schneller als sein „Amsterdam-Nachfolger“ Bernard Kipyego. Korir hatte sich auf der Jagd nach Desisa ein wenig übernommen und wurde am Ende Fünfter.

Noch schlimmer erging es allerdings zwei anderen Kenianern. Patrick Makau, der sehr optimistisch ins Rennen gegangen war, stieg bereits nach fünf (!) Kilometern aus, offenbar wegen einer Muskelentzündung. Ex-Weltmeister Abel Kirui war wohl mit einer schweren Erkältung ins Rennen gegangen, nach 15 Kilometern fiel er zurück, rund 20 Kilometer später schmiss er abgeschlagen endgültig das Handtuch. Seit den Olympischen Spielen von London (Silber) wartet er nun auf ein Topergebnis, die WM in Peking wird wohl ohne ihn stattfinden. Ebenfalls nicht ins Ziel kam Halbmarathon-Weltrekordhalter Zersenay Tadese.

Titelverteidiger mit schwachem Moment
Vorjahressieger Meb Keflezighi hielt bis Kilometer 35 mit der Spitze mit. Just als Desisa attackierte, unterlief dem erfahrenen US-Amerikaner ein Fehler. Viel zu hastig schluckte er ein Getränk, mit der Konsequenz, dass die Flüssigkeit wieder Retour wollte und Keflezighi gleich fünfmal stehen bleiben musste. „Ich hatte davor keine Probleme“, wunderte sich der 39-Jährige nach seinem vielleicht letzten Boston Marathon, „Ich habe heute alles gegeben.“ Keflezighi kam in einer Zeit von 2:12:42 Stunden auf Rang acht ins Ziel, gut eine Minute hinter dem besten US-Amerikaner Dathan Ritzenhein. Dieser erlebte bei seinem Boston-Debüt ein interessantes Rennen, schließlich ging er von Beginn weg das hohe Starttempo nicht mit, als er zur eigenen Überraschung die Spitzengruppe vor der Halbmarathon-Marke einholte und dann selbst sogar für das Tempo sorgte. Für ihn stellte Rang sieben ein mehr als nur aufmunterndes Ergebnis auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2016 dar.


Ergebnis Boston Marathon der Herren


1. Lelisa Desisa (ETH) 2:09:17 Stunden
2. Yemane Tsegay (ETH) 2:09:48 Stunden
3. Wilson Chebet (KEN) 2:10:22 Stunden
4. Bernard Kipyego (KEN) 2:10:47 Stunden
5. Wesley Korir (KEN) 2:10:49 Stunden
6. Frankline Chepkwony (KEN) 2:10:52 Stunden
7. Dathan Ritzenhein (USA) 2:11:20 Stunden
8. Meb Keflezighi (USA) 2:12:42 Stunden
9. Tadese Tola (ETH) 2:13:35 Stunden
10. Vitaliy Shafar (UKR) 2:13:52 Stunden

Boston Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Boston Marathon / Getty Images