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Fabian Roncero, WM-Sechster im Marathon von Athen 1997, ist nun mehr laut offiziell geführter Bestenliste der zweitschnellste Europäer im Halbmarathon und der zehntschnellste Europäer im Marathon
NEWS
Ex-Europarekordhalter hinterfragt Farah’s Nationalität
Wenige Tage nach dem Europarekordlauf über die Halbmarathondistanz von Mo Farah in Lissabon meldet sich sein Vorgänger Fabian Roncero zu Wort. Von herzlicher Gratulation ist jedoch keine Spur, der Spanier hinterfragt die Anerkennung sämtlicher Europarekorde Farahs.
Rund vier Jahre nach dem Ende seiner Karriere und 14 Jahre nach seinem Sieg beim Berlin Halbmarathon, wo er als erster und bis vergangenen Sonntag einziger Europäer die 21,0975 Kilometer lange Distanz in einer Zeit unter einer Stunde absolviert hatte, ist Fabian Roncero wieder in den Schlagzeilen. Nachdem Mo Farah ihm aber den Europarekord nach dieser beträchtlichen Zeitspanne weggenommen hat, fühlt der 44-Jährige keine Anerkennung, sondern Ignoranz. „Dieser Rekord ist für Somalia“, erklärt der Spanier in einem Interview mit der spanischen Sporttageszeitung „Marca“ bestimmt.

Europarekorde für Europäer
Fabian Roncero, ein in Madrid geborener Ur-Spanier, holt weiter aus: Ihm sind die Nationenwechsel afrikanisch stämmiger Athleten in europäische Verbände ein Dorn im Auge, insbesondere wenn es um Einträge in die Rekordbücher geht. Auf den Olympischen Laufdisziplinen hält nur noch im Marathon ein in Europa geborener Athlet den Europarekord – bzw. gleich zwei: Der Franzose Benoit Zwierzchiewski, geboren in Belgien, der vor zwölf Jahren in Paris eine Zeit von 2:06:36 Stunden gelaufen ist und der Portugiese Antonio Pinto, dreifacher Sieger des London Marathon, der 2000 in der britischen Hauptstadt exakt dieselbe Zeit gelaufen war. „Für mich ist Sebastian Coe der Rekordhalter über 800m, Fermin Cacho über 1.500m, Dieter Baumann über 5.000m und Antonio Pinto über 10.000m“, erklärt Roncero und streicht damit subjektiv die Leistungen von Wilson Kipketer (800m, Dänemark, geboren in Kenia), Mohammed Mourhit (5.000m, Belgien, geboren in Marokko) und Mo Farah (1.500m, 10.000m und nun auch Halbmarathon, Großbritannien, geboren in Somalia) einfach aus den Bestenlisten.

„Auch wenn die Liste nun Mo Farah als Europarekordhalter im Halbmarathon führt: Für mich bleibt ein in Kenia geborener Athlet ein Kenianer und ein in Somalia geborener Athlet ein Somali – für immer. Und das ist die Meinung von allen Leuten, mit denen ich über dieses Thema spreche. Ich bin überzeugt, dass 95% der Athleten sich jener Nation zugehörig fühlen, in der sie geboren wurden“, erklärt Roncero und fügt hinzu: „Ich habe nichts gegen Afrikaner. Ganz im Gegenteil, sie sind die besseren Läufer als wir Europäer. Aber ich möchte Rekordleistungen respektieren und deshalb sage ich, was ich fühle. Farah ist ein großartiger Athlet, aber Europarekorde sollten von Europäern gesetzt werden!“

Farah liebt es, für Großbritannien zu laufen
Ronceros Reaktion auf Farahs Europarekord von Lissabon ist nicht der erste Fall in den letzten Jahren, mit dem Farahs Nationalität und Mentalität in Frage gestellt wird. Bisher hat der Brite nicht auf die Äußerungen Ronceros in der spanischen Sporttageszeitung reagiert. Dennoch wies der seit Montag 32-Jährige in Vergangenheit häufig darauf hin, dass er es liebe, für Großbritannien zu laufen. Bei den Olympischen Spielen 2012 von London, als Farah mit seinen beiden Siegen zum britischen Volksheld aufstieg, wurde er gefragt, ob er größeren Stolz empfinden würde, wenn er diese Erfolge für Somalia eingefahren hätte. Farah antwortete einst: „Nein, überhaupt nicht. Großbritannien ist mein Land!“

Mo Farah wurde 1983 in der somalischen Hauptstadt Mogadischu geboren und zog im Alter von acht Jahren zu seinem Vater, ein Brite, nach London und lebt seither in Großbritannien. Mit dem Laufsport begann er ebenfalls erst in seiner neuen Heimat. Ob eine Karriere in einer derartigen Dimension in Somalia überhaupt möglich gewesen wäre, scheint mehr als fraglich.
Text: SIP / TK
Foto: Voz Atleta