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Im Kampf mit Fougberg um Rang sechs: Jennifer Wenth (r.) holt alles aus sich heraus.
NEWS
Jennifer Wenth erreicht Finale über 3.000m bei Hallen-EM
Mit einem Kraftakt schafft Jennifer Wenth den Sprung in die finale Entscheidung über 3.000m. Dabei verbessert sie ihre Bestzeit um knapp fünf Sekunden. Für Andreas Rapatz, Lukas Weißhaidinger und eine hoffnungsvolle Lokalmatadorin kommt das Aus dagegen bereits nach dem ersten Auftritt.
Jennifer Wenth (SVS Leichtathletik) hat die in sie gesetzten Hoffnungen erfüllt und das Erreichen des Finallaufs über 3.000m mit einem Kraftakt realisiert. Die Niedeösterreicherin profitierte dabei von einer vorzüglichen kämpferischen Leistung auf den letzten Runden. Nachdem sie mit einer defensiven Taktik ins Rennen gegangen war und sich vornehmlich auf einer der hinteren Positionen im Feld aufhielt, mobilisierte sie die letzten Kraftreserven, als die Niederländerin Maureen Koster an der Spitze nach rund 2.000 Metern das Tempo merklich anzog. Auch bis dahin war der Vorlauf dank der Bemühungen der Finnin Sandra Eriksson nicht langsam. Von dieser Ausgangsposition profitierte Wenth nun, die auf den letzten Runden nacheinander Amela Terzic, Gesa-Felicitas Krause und Giulia Viola überholte. Für die Schwedin Charlotta Fougberg reichte es auf den letzten Metern nicht ganz, doch am Ende stand eine starke Zeit von 9:01,54 Minuten zu Buche, knapp fünf Sekunden unterhalb ihrer Hallen-Bestzeit, aufgestellt im Jänner in Wien. „Es war eine urcoole Atmosphäre. Ich habe nicht gerechnet, dass so schnell gelaufen wird, aber ich wusste, dass ich es drauf habe, so schnell zu laufen. Ich konnte alles umsetzen, was ich mir vorgenommen habe“, lautete ein erstes Statement von Wenth, nachdem sie sich von den Strapazen des Wettkampfs erholt hatte.

Zweiter Vorlauf langsamer
Nun begann für Wenth, die alles aus sich rausgeholt hatte und völlig verausgabt im Ziel nach Sauerstoff rang, das große Zittern. Denn nur die jeweils vier schnellsten Damen der beiden Vorläufe sowie die vier schnellsten der restlichen Damen erhielten ein Ticket für den Finallauf. Da war Platz sieben für Wenth nicht unbedingt eine traumhafte Ausgangsposition, die starke Zeit aber ein Hoffnungsträger. Und der zweite Vorlauf begann tatsächlich mit mehreren guten Nachrichten für die Österreicherin. Erstens war das Feld langsamer unterwegs und zweitens teilte die Britin Emilia Gorecka, die einen vorzüglichen Auftritt hinlegte, mit einer ruckartigen Tempoverschärfung das Feld bereits kurz nach Halbzeit. Gorecka gewann im Alleingang in einer Zeit von 9:03,97 Minuten, war damit jedoch deutlich langsamer als Wenth im ersten Vorlauf. Als Vorlaufsschnellste erreichte die Niederländerin Maureen Koster das Finale vor der Britin Laura Muir, die einen starken Eindruck hinterließ.

Hassan die große Abwesende
Der große Star Sifan Hassan, die sich bis zum Schluss offen gelassen hatte, ob sie einen Doppelstart auf den Mittelstrecken wagen würde, verzichtete auf ein Antreten und konzentriert sich somit gänzlich auf den 1.500m-Lauf. Das Finale über 3.000m steht bereits morgen Abend um 18:50 Uhr auf dem Programm, erfreulicherweise mit österreichischer Beteiligung. Wenth trifft dabei auf Laura Muir und Emelia Gorecka aus Großbritannien, Maureen Koster aus den Niederlanden, Marusa Mismas aus Slowenien, Sandra Eriksson aus Finnland, Svetlana Kudzelich aus Weißrussland, Charlotta Fougberg aus Schweden, Giulia Viola aus Italien, Yelena Korobkina aus Russland, Sofia Ennaoui aus Polen und Lokalmatadorin Kristiina Mäki. Die beiden deutschen Teilnehmerinnen Gesa-Felicitas Krause und Maren Kock sind dagegen ebenso ausgeschieden wie die höher eingeschätzte Britin Kate Avery.

Bruchlandung für Rapatz
Mit einem spektakulären Sturz wenige Zentimeter vor der Ziellinie ging der Auftritt von Andreas Rapatz (ULV Krems) in Prag bereits frühzeitig zu Ende. In einem offenen 800m-Vorlauf hielt sich der Kärntner das gesamte Rennen über im Mittelfeld auf und ging als Dritter hinter Karol Konieczny und Declan Murray auf die letzte Runde, als ihn der Brite James Bowness auf der Gegengerade attackierte. Ausgangs der letzten Kurve hatte Rapatz den kleinen Rückstand auf die Spitze zwar aufgeholt, steckte aber auf der Innenbahn fest, die der führende Pole dicht machte. Wenige Meter vor dem Ziel kollidierte Rapatz im dichten Gedränge mit Konieczny und fiel auf die Nase. Der 21-jährige Pole hatte das Glück, dass er erst hinter der Ziellinie zu Sturz kam und sich als Sieger des Vorlaufs für das Halbfinale qualifizierte. Wenige Sekunden, nachdem beide wieder auf den Beinen waren, entschuldigte sich ein sichtlich erschreckter Rapatz per Handschlag bei seinem Konkurrenten. Aus dieser gewählten Sprintposition wäre allerdings bei einer regulären Zielankunft ein Halbfinaleinzug nicht möglich gewesen, denn der Ire Murray, der sich als Zweiter qualifizierte, und der Brite Bowness hatten die bessere Position im Schlussspurt. Außerdem war der Vorlauf insgesamt zu langsam, um Hoffnungen über die Zeitregel zu hegen.

Bronzemedaillengewinner draußen
Für die einzige Überraschung in den insgesamt sieben Vorläufen über 800m der Herren sorgte der Brite Mukhtar Mohammed, der vor zwei Jahren in Göteborg die Bronzemedaille gewonnen hatte. Der Brite ließ sich im dritten Vorlauf vom unerwartet starken Schlusssprint des Dänen Nick Jensen überraschen und muss den Rest der Bewerbe nun aus der Zuschauerrolle beobachten, denn die Leistung von 1:49,75 Minuten reichte nicht, um über die Zeitregel nachzurücken. Topfavorit Marcin Lewandowski und weitere Medaillenkandidaten wie Kevin Lopez oder Mark English nahmen die Hürde ebenso locker wie der Deutsche Robin Schembra. Der talentierte Andreas Almgren ließ es etwas gemütlicher angehen, steht aber als Zweiter des letzten Vorlaufs und insgesamt 27-schnellster ebenfalls im Halbfinale.

Ordentlicher Auftritt von Weißhaidinger
Ebenfalls bereits nach der Qualifikation am Donnerstagabend ausgeschieden ist erwartungsgemäß Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ LA) im Kugelstoßen der Herren. Dabei enttäuschte der 23-jährige Oberösterreicher keinesfalls. Als 32. von 33 angetretenen Athleten war er auf der Meldeliste geführt worden und belegte mit einer Leistung von 18,71 Metern schließlich den 24. Platz. Damit blieb er lediglich 0,61cm unter seiner im Vorjahr in Linz erzielten persönlichen Bestleistung. „Ich habe mich gut präsentiert und habe meine Weiten von diesem Jahr bestätigt. Ich bin von Anfang an gut in den Wettkampf reingekommen“, zeigte sich Weißhaidinger, für den der Kugelstoß hinter dem Diskuswurf nur die zweitstärkste Disziplin darstellt, zufrieden. Für das Erreichen des finalen Wettkampfs fehlten dem Österreicher schlussendlich weit über ein Meter. Bester der Qualifikation war der Deutsche David Storl, der als haushoher Favorit in den Finalwettkampf heute Abend geht. Dahinter konnten der Kroate Stipe Zunic und der Luxemburger Bob Bertemes mit Landesrekorden überzeugen.

Juniorinnen-Europarekord im Vorlauf
Für einen Paukenschlag sorgte die junge Isländerin Anita Hinriksdottir in ihrem Vorlauf über 800m. In einer Zeit von 2:01,56 Minuten lief sie eine neue persönliche Bestleistung, einen neuen isländischen Landesrekord und einen neuen Europarekord für Juniorinnen. Hinriksdottir lief im ersten Vorlauf, wie es ihre Art ist, von vorne weg und zog die umstrittene Russin Yekatarina Poistogova 780 Meter lang wie eine Lokomotive den Waggon hinter sich her, ehe die Russin sie noch überholte und als Vorlaufsschnellste ins Halbfinale morgen Abend einzog. Ebenfalls im Semifinallauf stehen die Favoritin Jennifer Meadows als Siegerin des vierten und die Schweizerin Selina Büchel als Siegerin des zweiten Vorlaufs. Einen mäßigen Eindruck hinterließ Titelverteidigerin Nataliya Lupu, die sich in ihrem Vorlauf Büchel und Renelle Lamote aus Frankreich geschlagen geben musste, über die Zeitregel aber locker ins Halbfinale rutschte. Überraschend bereits die Segel streichen musste hingegen Local-Hero Zuzana Hejnova, die im langsamsten Vorlauf nicht über Rang vier hinaus kam. Ihre Landsfrau Lenka Masna ist dagegen noch im Rennen.

Hallen-EM 2015 in Prag
Text: SIP / TK
Foto: GEPA Pictures / Mario Kneisl