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Der Dubai Marahton als Sinnbild so mancher Perspektive im Sport: Obwohl sie vom Wert die (beinahe) selbe Leistung ablieferten, steht Siegerin Aselefech Mergia im Rampenlicht, während die zweitplatzierte Gladys Cherono in deren Schatten fast verschwindet.
NEWS
Rückkehrerin Mergia verhindert Traum-Debüt von Cherono
In einem pfeilschnellen Dubai Marathon mit einer hochspannenden Entscheidung im Finale kehrt Aselefech Mergia als große Siegerin aus ihrer Babypause zurück. Um ein Haar hätte Marathon-Debütantin Gladys Cherono der versammelten Elite ein Schnippchen geschlagen. Sechs Läuferinnen unter 2:22 Stunden und zehn unter 2:24 Stunden verleihen der Veranstaltung das Etikett Weltklasse.
Im Kontext von Marathon scheint eine Sekunde schwindend gering. Doch eine Sekunde kann auch nach 42,195 Kilometern den bedeutenden Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Diese Erkenntnis haben nach dem Dubai Marathon insbesondere die beiden Läuferinnen Aselefech Mergia und Gladys Cherono, die sich beim ersten großen Marathon des Jahres ein episches Duell lieferten. Während die äthiopische Rückkehrerin über eine großen Sieg feierte und eingehüllt in eine äthiopische Flagge mit dem Jubeln gar nicht mehr aufhören konnte, verpasste die Kenianerin bei ihrem Debüt die große Sensation. Und das, obwohl sie die 42,195 Kilometer beinahe gleich schnell absolviert hat wie die Siegerin. Aber eine Sekunde reicht für eine anerkannte Unterscheidung und beim Dubai Marathon für den Unterschied von sage und schreibe 120.000$. Münzt man den Abstand einer Sekunde im Marathonlauf auf den proportionalen Unterschied im 100m-Sprint um, wäre man da bei einem Unterschied von 0,002 Sekunden. Da man diesen mit freiem Auge nicht unterscheiden kann, spräche man im Sprint bei solch geringen Unterschieden von ex aquo-Siegen. Noch einmal zur Verdeutlichung: Dieser schwindend geringe Unterschied kostete Cherono also 120.000$, Gerechtigkeit ist manchmal ein dehnbarer Begriff.

Flinke Mütter
Es ist die erste große Marathongeschichte des Jahres. Zweieinhalb Jahre nach ihrem misslungenen Auftritt bei den Olympischen Spielen von London kehrt die Äthiopierin Aselefech Mergia mit einer fantastischen Darbietung auf die Marathonstrecke zurück und feiert auf Anhieb einen großen Sieg. Dasselbe gelang der Kenianerin Mary Keitany im vergangenen Jahr beim New York City Marathon. Die Super-Mamas mischen das Feld ordentlich auf, zumal Mergia in Dubai ordentlich gefordert und zur Höchstleistung getrieben wurde. Damit beschenkte sich die Äthiopierin am Tag ihres 30. Geburtstags mit dem Siegerscheck über 200.000$ und lief in einer Zeit von 2:20:02 Stunden die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere. Einzig bei ihrem Erfolg vor drei Jahren in Dubai war sie um gut eine halbe Minute schneller gelaufen. Mergia ist nach ihrem dritten Triumph in Dubai die Rekordsiegerin, bei den Herren hat einzig Haile Gebrselassie drei Dubai-Siege auf seinem Konto.

Traum-Debüt
Der Comeback-Sieg von Mergia alleine ist schon eine unglaublich tolle Geschichte, die der Dubai Marathon 2015 erzählen kann, die Kenianerin Gladys Cherono führte eine zweite Top-Schlagzeile hinzu. Die 31-jährige Vize-Weltmeisterin über 10.000m von Moskau und Halbmarathon-Weltmeisterin von 2014 überraschte die Marathonwelt und ihre Konkurrentinnen in Dubai mit einem phänomenalen Debüt, welches als drittschnellstes Marathondebüt in die Geschichte eingeht. Praktisch bis zur Ziellinie lieferte Cherono Mergia einen hochspannenden Kampf, um die Winzigkeit einer Sekunde musste sie sich am Ende geschlagen geben. Mit einer Leistung von 2:20:03 Stunden ist die Kenianerin auf Anhieb die 19. schnellste Marathonläuferin aller Zeiten.

Highspeed Attacke von Tufa
Für die erste Überraschung des Tages sorgte die Äthiopierin Tigist Tufa, die im vergangenen Jahr in Ottawa und Shanghai gewonnen hatte, mit einer frühen Attacke. Bei der Halbmarathon-Marke lief die 27-Jährige als Solistin eine Zeit, welche hochgerechnet eine Endzeit von rund 2:18 Stunden im Marathon ergeben hätte – eine Marke, die einzig Paula Radcliffe jemals unterboten hat. Es ist nur menschlich, dass Tufa dieses Tempo nicht bis zum Ende durchhalten konnte. Bei Kilometer 34 wurde sie von einer fünfköpfigen Gruppe überholt, zwei Kilometer später hatte sie bereits fast eine Minute Rückstand, ehe sie völlig entkräftet das Handtuch warf. Die mutige und wahnsinnige Taktik hat nicht zum Erfolg geführt.

Schnelles und spannendes Rennen
Wenig später befanden sich mit Mergia, Cherono und deren Landfrau Lucy Kabuu nur mehr drei Damen an der Spitze. Kabuu hatte vor drei Jahren ein hochklassiges Duell in Dubai gegen Mergia verloren und wollte sich dafür heuer revanchieren. Doch als Kabuu und Cherono bei der letzten Verpflegungsstation bei Kilometer 40 zur Wasserflasche griffen, nutzte Mergia frech diesen kleinen Moment der Unaufmerksamkeit zur Attacke. Während Cherono den Anschluss fand und an der Spitze noch mehrere Attacken ihrer Konkurrentin parierte, war Kabuu geschlagen und erreichte das Ziel in einer Zeit von 2:20:21 Stunden. Einzig vor drei Jahren war Kabuu schneller gelaufen als an diesem Tag, an dessen Ende sie mit Platz drei belohnt wurde.

Auch abseits des Podestes überragten schnelle Zeiten: Die junge Äthiopierin Shure Demissie erzielte bei ihrem Marathon-Debüt eine fabelhafte Zeit von 2:20:59 Stunden und wurde Vierte vor Aberu Kebede, die im Oktober den Frankfurt Marathon gewann und in einer Zeit von 2:21:17 Stunden nicht enttäuschte, ihrer Mit-Favoritenrolle allerdings aufgrund der fantastischen Leistungen der Konkurrenz nicht gerecht werden konnte. Als beste Europäerin kam die Weißrussin Aliaksandra Duliba auf Rang acht ins Ziel.

Zwei Tatsachen unterstreichen, wie schnell der Dubai Marathon 2015 war: Die ersten sechs Läuferinnen blieben unter der Marke von 2:22 Stunden, die ersten zehn Läuferinnen unter der Marke von 2:24 Stunden. Die Statistik verrät, dass nie zuvor eine Drittplatzierte und eine Fünftplatzierte bei einem Marathon eine derartig schnelle Zeit gelaufen sind, nie zuvor musste man so schnell laufen, um in die Top Ten zu kommen. Und: Titelverteidigerin Mulu Seboka musste sich trotz einer deutlichen Verbesserung ihrer persönlichen Bestleistung mit Rang sechs zufrieden geben.

Insgesamt nahmen rund 25.000 Läuferinnen und Läufer an den verschiedenen Bewerben des Dubai Marathon teil, rund 3.000 absolvierten den Marathon.


Ergebnis Dubai Marathon

1. Aselefech Mergia (ETH) 2:20:02 Stunden
2. Gladys Cherono (KEN) 2:20:03 Stunden
3. Lucy Wangui (KEN) 2:20:21 Stunden
4. Shure Demissie (ETH) 2:20:59 Stunden
5. Aberu Kebede (ETH) 2:21:17 Stunden
6. Mulu Seboka (ETH) 2:21:56 Stunden
7. Tadelech Bekele (ETH) 2:22:51 Stunden
8. Aliaksandra Duliba (KEN) 2:23:06 Stunden
9. Abebech Afework (EHT) 2:23:33 Stunden
10. Ashete Bekere (ETH) 2:23:43 Stunden

Dubai Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Dubai Marathon – Giancarlo Colombo