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Wilson Kipsang, hier auf dem Weg zum Weltrekord in Berlin 2013, hat im November eine Dopingkontrolle verpasst.
NEWS
Rund um das Thema Doping: Neuigkeiten aus Kenia
Zwei kenianische Läuferinnen wurden des Doping überführt und für zwei Jahre gesperrt. Sechs weitere Athleten werden des Dopingmissbrauchs verdächtigt. Unterdessen wartet die Leichtathletikwelt mit Spannung auf das Resultat der B-Probe von Rita Jeptoo. Auch der Name Wilson Kipsang taucht im Zusammenhang mit Dopingkontrollen auf.
Die beiden kenianischen Läuferinnen Viola Chelangat Kimetto und Joyce Jemutai Kiplimo sind des Doping überführt und für zwei Jahre vom nationalen und internationalen Wettkampfgeschehen ausgeschlossen worden. Zudem seien laut kenianischen Medienberichten sechs weitere kenianische Läufer unter Dopingverdacht. Weder Kimetto noch Kiplimo zählen allerdings zur ersten Garde kenianischer Läuferinnen: Die 33-jährige Kimetto verfügt über eine Marathonbestzeit von 2:40:41 Stunden, belegte beim Athen Marathon 2012 den dritten Platz und lief 2013 ins österreichische Rampenlicht, als sie das Eliterennen im Rahmen des Österreichischen Frauenlaufs gewann. Die 26-jährige Kiplimo absolvierte im April in Yangzhou einen Halbmarathon in einer Zeit von 1:10:21 Stunden. Beiden wurden übrigens positiv auf das Stereoid Norandrosteron getestet. Auch unter den sechs verdächtigen Athleten befinden sich keine namhaften Läuferinnen und Läufer.

Kipsang verpasst Dopingtest
Nur einen Tag nach der Bestätigung der beiden oben genannten Dopingfälle legte der kenianische Leichtathletikverband Athletics Kenya mit einer Meldung nach, die für Aufsehen sorgt. Der ehemalige Weltrekordhalter Wilson Kipsang habe vor rund einem Monat eine außerplanmäßige Dopingkontrolle in seiner Heimat Iten verpasst. Kipsang reagierte verärgert darüber, dass diese Nachricht an die Öffentlichkeit kam: „Das ist eine Verletzung meiner Privatssphäre, meinen Namen hier zu verunreinigen. Ich bin nicht der einzige Athlet, der jemals einen Test verpasst hat. Mich wundert nur, dass man mit meinem Namen unbedingt an die Öffentlichkeit gehen musste.“ Kipsangs Alibi, das nachweisbar ist: Am genannten Datum befand er sich in Südafrika bei einer weltweiten Leichtathletik-Konferenz. „Und das wusste Athletics Kenya genau“, so der Kenianer.

Drei verpasste Tests ergeben einen Dopingfall
Das Sportgesetz sieht vor, dass Athleten den nationalen Verband stets im Vornherein über ihren Aufenthaltsort unterrichten müssen. Kommt es zu einer unangekündigten Dopingkontrolle, muss der Athlet binnen weniger Stunden auf Basis dieser Informationen auffindbar sein. Trifft dies nicht ein, bekommt der Athlet eine Warnung. Ist er bei drei Dopingkontrollen binnen einer Zeitspanne von 18 Monaten nicht anwesend, kommt dies einem positiven Dopingfall mit einer zweijährigen Sperre gleich. Passiert ist dies zum Beispiel der zweifachen 400m-Weltmeisterin und Olympiasiegerin von Peking, Christine Ohuruogu 2006. Ob Kipsang, der kurz zuvor den New York City Marathon und damit die World Marathon Majors 2013/2014 gewinnen konnte, es verabsäumt hat, seinen Aufenthaltsort im diskutierten Zeitraum mitzuteilen oder zu ändern, ist nicht bekannt. Der 32-Jährige hat noch bis zum 24. Dezember Zeit, eine schriftliche Erklärung an den kenianischen Verband zu verfassen. Es ist klarzustellen, dass hierbei kein Dopingverdacht im Raum steht. Eine verpasste Dopingkontrolle kann passieren und zieht keine Konsequenzen nach sich. In einem anderen zeitlichen Kontext als den aktuellen hätte diese Nachricht wohl für weit weniger Aufsehen gesorgt.

Jeptoos Befund erwartet
Die Nachricht der positiven A-Probe von Rita Jeptoo ist mittlerweile relativ alt, doch in Kenia gehen die Uhren bei Dopingkontrollen eben anders: Laut kenianischen Medienberichten soll am kommenden Wochenende endlich das Resultat der B-Probe bekannt werden. „Am Samstag halten wir einer Pressekonferenz ab, wo wir das Ergebnis offiziell verkünden“, wird Isaiah Kiplagat, Präsident von Athletics Kenya zitiert.

Dieses Ergebnis der B-Probe spielt nun den Scharfrichter über die Karriere der seit Jahren besten Marathonläuferin der Welt, die seit 2013 zweimal den Boston Marathon und zweimal den Chicago Marathon gewinnen konnte. Bestätigt sie das Ergebnis der A-Probe, was in der Mehrheit der Fälle passiert, droht ihr eine Sperre von zwei Jahren. Ein Karriereende ist im Alter von 33 Jahren nicht aus der Welt. Widerlegt die B-Probe das Ergebnis der A-Probe, wird Jeptoo freigesprochen und kann ihre Karriere ungestört fortsetzen und würde auch die 500.000$ für den Gesamtsieg der World Marathon Majors 2013/2014 einheimsen.

EPO-Nachweis in Urinprobe
Rita Jeptoo wurde Ende September in Kenia in einer Urinprobe, welche im Rahmen einer Trainingskontrolle abgenommen wurde, die Einnahme von EPO nachgewiesen. Wenige Wochen später beschuldigte sie ihr Ex-Mann Noah Businei, seit 2011 systematisch gedopt zu haben. Die Athletin selbst hat sich seither nicht zu den Anschuldigungen geäußert, aus ihrem Umfeld kamen zwei fadenscheinige Geschichten durch die „Neue Zürcher Zeitung“ an die Öffentlichkeit. Variante 1: Bei einem Trainingslauf soll Rita Jeptoo von einem Auto angefahren worden sein und lag mit Prellungen in einer Klinik in Kapsabet, wo EPO im Rahmen der medikamentösen Behandlung in ihr Blut gekommen sein soll. Variante 2, die Trainer Claudio Berardelli zum Besten gab: Jeptoo habe sich im Sommer nicht gut gefühlt und sei zum Arzt gegangen, der bei ihr Malaria und eine Form von Typhus diagnostiziert habe und ihr Medikamente verschrieben hätte. Berardelli schickte Jeptoo laut dieser Erzählung zum Vertrauensarzt Mauro Saio, ein Italiener, der in Nairobi praktiziert und der keine der beiden Diagnosen bestätigen konnte.

Ein Dopingfall ist den Regeln entsprechend erst ein offizieller, wenn sowohl die A-, als auch die B-Probe ein positives Resultat ergeben. In wenigen Fällen, wie zum Beispiel 2003 bei Bernhard Lagat, der ebenfalls eine positive A-Probe auf EPO abgegeben hatte, widerlegt die B-Probe das Ergebnis der A-Probe.

Dopingland Kenia?

Die positive Dopingprobe von Rita Jeptoo hat die Diskussion um Dopingmissbrauch in der kenianischen Leichtathletik ordentlich ins Rollen gebracht. Bis dato waren vorwiegend zweitklassige Athleten aus Kenia des Doping überführt worden, mit Rita Jeptoo ging erstmals ein dicker Fisch ins Netz. Zwar gibt es in Kenia regelmäßige Trainingskontrollen, es fehlt jedoch ein Labor, in dem auch Blutproben analysiert werden können. Außerdem gibt es keine nationale Anti Doping Agentur und zahlreiche Rennen werden ohne jede Dopingkontrolle durchgeführt. Die Beschaffung von Doping in Kenia sei zudem ein leichtes Spiel, EPO beispielsweise ist rezeptfrei erhältlich.

Während Jeptoos Agent Federico Rosa und Trainer Claudio Berardelli, beides Italiener, ihre Hände in Unschuld waschen und über die mangelnde Informationspolitik des kenianischen Verbandes wettern, werden umgekehrt die kritischen Stimmen gegen den europäischen Einfluss in der kenianischen Leichtathletik immer lauter. „Mit ihrer Geldgier bringen sie die Athleten dazu, leistungsfördernde Medikamente zu sich zu nehmen. Sie sind die wahren Schuldigen und nicht die Athleten, die meist gar nicht wissen, was erlaubt ist und was nicht“, fordert Kipchoge Keino, Präsident des kenianischen Olympischen Komitees, dass alle mit gedopten Athleten in Verbindung stehenden Europäer das Land verlassen müssen.
Text: SIP / TK
Foto: SIP - Johannes Langer / Athen Marathon