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Jennifer Wenth hat gut lachen: Am Ende einer starken Saison erzielte sie bei den Crosslauf-Europameisterschaften eine historische Platzierung für den ÖLV.
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Zwei Doppelsiege bei den Crosslauf-Europameisterschaften
Zwei Kenianer sorgen für Gold und Silber für die Türkei im Herren-Rennen, das Damen-Rennen dominieren die britischen Läuferinnen. Dabei muss sich die Favoritin Gemma Steel bis zur Ziellinie intensiv mit Sensationsläuferin Kate Avery auseinandersetzen Jennifer Wenth erzielt aus österreichischer Sicht ein historisches Resultat.
Nie zuvor hat eine Athletin des Österreichischen Leichtathletik Verbands bei den Crosslauf-Europameisterschaften – immerhin bereits die 21. Auflage – so gut abgeschnitten wie Jennifer Wenth (SVS Leichtathletik) am vergangenen Sonntag im bulgarischen Samokov – 18 Ränge besser als Sandra Baumann vor 13 Jahren. Die 23-jährige Niederösterreicherin beendete die mit Abstand beste Wettkampfsaison mit einem beachtlichen 18. Rang in einem stark besetzten Feld.

Schwierige Bedingungen
In ganz Mitteleuropa weist im Moment kaum etwas darauf hin, dass der Winter unmittelbar bevorsteht: Die Kulisse ist grau statt weiß. Ganz anders im Westen Bulgariens in der Höhe von Samokov. Eisige Stellen, Schnee, Matsch und Temperaturen um den Gefrierpunkt verwandelten die Veranstaltung in eine große Herausforderung für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. „Die letzten beiden Runden waren sehr, sehr hart. Mir ist die Strecke mit vielen Hügeln und gatschigem Untergrund nicht engegen gekommen. Umso mehr bin ich mit meiner Leistung zufrieden“, erzählte Wenth am Ende des knapp acht Kilometer langen Rennens.

Britischer Triumph
Noch mehr als Jennifer Wenth freuten sich in Samokov die britischen Damen: Gemma Steel, bereits Silber- und Bronzemedaillengewinnerin, und ihre Landsfrau Kate Avery lieferten sich ein faszinierendes Duell um den Sieg, bei dem die erfahrenere Steel am Ende die Nase in einer Zeit von 28:27 Minuten knapp vorne hatte. „Ich bin überglücklich, diesen Erfolg habe ich so sehr angestrebt“, fasste die Siegerin zusammen, „Aber: Kate hat mich geschockt! Ich dachte, sie könnte sogar gewinnen.“ Damit war Steel nicht die einzige im Feld, die von der Leistung ihrer 23-jährigen Landsfrau überrascht wurde: Avery feierte mit dieser sensationellen Silbermedaille den größten Erfolg ihrer Karriere. „Ich ging ohne Erwartungen ins Rennen und habe nun eine Medaille: ein gelungener Tag“, freute sich die in den USA lebende Britin.

Nur wenige Monate nach den Leichtathletik-Europameisterschaften von Zürich wieder in Feierlaune war die Schwedin Meraf Bahta. Die 5.000m-Europameisterin setzte sich in einer knappen Sprintentscheidung um Platz drei durch und gewann Bronze. Nichts zu holen gab es dagegen für die arrivierten Athletinnen, die bei den letzten Europameisterschaften vorne lagen: Hinter der belgischen Medaillenkandidatin Almensch Belete landete Titelverteidigerin Sophie Duarte nur auf dem fünften, die zweifache Crosslauf-Europameisterin Fionnuala Britton gar nur auf dem sechsten Platz. Dass Großbritannien die Goldmedaille in der Teamwertung gewann ist angesichts der Überlegenheit des britischen Duos an der Spitze eine überflüssige Bemerkung, mit riesigem Abstand auf den Plätzen landeten Spanien und Irland.

Türkischer Doppelsieg

Was den britischen Damen gelang, machten die türkischen Herren nur wenige Minuten später im zehn Kilometer langen Herren-Rennen nach: Polat Kemboi Arikan und Ali Kaya, zwei in Kenia geborene Läufer, die schon bei den Europameisterschaften von Zürich für die türkische Nationalmannschaft starke Auftritte hatten, waren deutlich die stärksten Läufer im Feld und setzten sich standesgemäß durch. „Ich bin überglücklich. Das war heute mein Tag und ich war sehr entschlossen, ihn zu vergolden“, so Deru 10.000m-Europameister von Helsinki 2012, der sich im Schlusssprint in einer Zeit von 32:19 Minuten knapp gegen seinen Landsmann durchsetzte. Klar auf Rang drei landete der Crosslauf-Europameister von 2009 und 2013, Alemayehu Bezabeh, ein Äthiopier, der für Spanien läuft. Die Mannschaftswertung gewannen die Türken vor den Spaniern und Italieniern, Frankreich holte wie bei den Damen den vierten Platz.

Steinhammer bester Österreicher
Erwartungsgemäß nicht vorne mithalten konnten die drei Österreicher im Rennen. Christian Steinhammer (USKO Melk) platzierte sich zum dritten Mal in Serie als bester der rot-weiß-roten Läufer und kam auf Position 37 ins Ziel. „Die Strecke und die Bedingungen haben mir gefallen – ein schöner harter Crosslauf. Insgesamt bin ich mit meinem Abschneiden zufrieden“, so der Niederösterreicher. Einen kleinen Schritt nach vorne im Vergleich zu den vergangenen Jahren gelang Andreas Vojta (team2012.at) mit Rang 46. Dieser ist allerdings noch höher einzuschätzen, wenn man das Pech, das der 1.500m-Spezialist hatte, mit einkalkuliert. „Gleich auf der Startgerade ist mir hinten jemand drauf gestiegen und es hat mir den Schuh ausgezogen. Ich habe den Schuh in die Hand genommen, weil der Zeitnehmungschip drauf war. Es war mit Socken sehr schwierig zu laufen. Nach etwa zwei Kilometern habe ich den Schuh wieder angezogen. Dadurch war ich ganz am Ende des Feldes und musste hinterherlaufen“, erzählte der 25-Jährige. Christoph Sander (DSG Volksbank Wien) komplettierte mit Rang 61 die rot-weiß-rote Bilanz.

Aus für Franzmair
Seine Leistung nicht in einer zählbares Ergebnis ummünzen konnte Nikolaus Franzmair (ULC Linz Oberbank) im Junioren-Bewerb der Klasse U20. Der 19-jährige Linzer gab in der vorletzten Runde auf Rang 20 liegend auf, die Energie war verbraucht. „Ich bin viel mutiger angelaufen als im vergangenen Jahr. Nach drei Kilometern hatte ich noch Sichtkontakt zur Spitze. Dann war aber ziemlich schnell meine Kraft weg“, erklärte der Oberösterreicher. Hans-Peter Innerhofer (LC Oberpinzgau) und Luca Sinn (UAB Athletics) landeten auf den Rängen 48 und 58 und damit jeweils im Mittelfeld. Der Titel ging an den Italiener Yemaneberhan Crippa vor dem Spanier Carlos Mayo und dem Italiener Said Ettaqy. Bei den Juniorinnen schlug die Türkin Emine Hatun Tuna überraschend die britische 800m-Spezialistin Jessica Judd, die sich mit Gold im Team trösten musste. Die junge Deutsche Alina Reh verpasste auf Rang vier eine Medaille nur um neun Sekunden. Im U23-Rennen der Herren feierten die Russen einen Dreifacherfolg, angeführt von Iligzar Safiulin, bei den Damen holte die Britin Rhona Auckland die Goldmedaille.


Ergebnisse Crosslauf-Europameisterschaften 2014

Herren (10km)
1. Polat Kemboi Arikan (Türkei) 32:19 Minuten
2. Ali Kaya (Türkei) 32:19 Minuten
3. Alemayehu Bezabeh (Spanien) 32:30 Minuten

4. Florian Carvalho (Frankreich) 32:59 Minuten
5. Ross Millington (Großbritannien) 33:00 Minuten
6. Mohamed Marhum (Spanien) 33:04 Minuten
7. Khalid Choukoud (Niederlande) 33:04 Minuten
8. Stefano La Rosa (Italien) 33:17 Minuten
9. Adam Hickey (Großbritannien) 33:19 Minuten
10. Timothée Bommier (Frankreich) 33:21 Minuten

37. Christian Steinhammer (Österreich) 34:16 Minuten
46. Andreas Vojta (Österreich) 34:42 Minuten
61. Christoph Sander (Österreich) 35:51 Minuten

Damen (7,8km)
1. Gemma Steel (Großbritannien) 28:27 Minuten
2. Kate Avery (Großbritannien) 28:27 Minuten
3. Meraf Bahta (Schweden) 28:52 Minuten

4. Almensch Belete (Belgien) 28:52 Minuten
5. Sophie Duarte (Frankreich) 28:58 Minuten
6. Fionnuala Britton (Irland) 28:59 Minuten
7. Steph Twell (Großbritannien) 29:07 Minuten
8. Iwona Lewandowska (Polen) 29:09 Minuten
9. Iris Maria Fuentes-Pila (Spanien) 29:19 Minuten
10. Carla Salomé Rocha (Portugal) 29:20 Minuten

18. Jennifer Wenth (Österreich) 29:52 Minuten

U23 Herren (7.8km)

1. Ilgizar Safulin (Russland) 25:31 Minuten
2. Igor Maksimov (Russland) 25:33 Minuten
3. Vladimir Nikitin (Russland) 25:37 Minuten

U23 Damen (6,1km)
1. Rhona Auckland (Großbritannien) 22:23 Minuten
2. Militsa Mircheva (Bulgarien) 22:25 Minuten
3. Gulshat Fazlitdinova (Russland) 22:28 Minuten

Junioren (U20, 6,1km)
1. Yemaneberhan Crippa (Italien) 20:07 Minuten
2. Carlos Mayo (Spanien) 20:22 Minuten
3. Said Ettaqy (Italien) 20:28 Minuten

48. Hans Peter Innerhofer (Österreich)  21:27 Minuten
58. Luca Sinn (Österreich) 21:42 Minuten

Juniorinnen (U20, 3.8km)
1. Emine Hatun Tuna (Türkei) 14:13 Minuten
2. Jessica Judd (Großbritannien) 14:18 Minuten
3. Lydia Turner (Großbritannien) 14:25 Minuten

Crosslauf-Europameisterschaften 2014 in Samokov
Text: SIP / TK
Foto: ÖLV / Martin Steinbauer – Getty Images