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Andreas Vojta war einer von zwei ÖLV-Athleten bei den Weltmeisterschaften von Moskau. Allerdings war für ihn nach dem Vorlauf bereits Schluss.
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Normen für die WM 2015 werden zur Herkulesaufgabe
Der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat die Qualifikationsnormen für die Weltmeisterschaften 2015 in Peking veröffentlicht. Die Hürden werden dabei immer höher, für Österreichs Läuferinnen und Läufer wird die WM-Qualifikation zur Herkulesaufgabe.
Eine – zugegebenermaßen aufgrund der zeitlichen Distanz zur WM viel zu frühe – Hochrechnung gibt Andreas Vojta (team2012.at) die besten Chancen auf eine WM-Qualifikation. Allerdings wird auch der 25-jährige Niederösterreicher an seine Leistungsgrenze herantreten müssen, seine persönliche Bestleistung von 3:36,11 Minuten liegt gerade einmal 0,09 Sekunden unter der WM-Norm. Gut sind die Aussichten auch in den Marathonentscheidungen, wo die Felder naturgemäß größer sind als bei Bahnevents: Die Limits von 2:18:00 Stunden bei den Herren und 2:44:00 Stunden bei den Damen lassen beispielsweise Edwin Kemboi (LAC Klagenfurt), Christian Pflügl (SK Vöest), Andrea Mayr (SVS Leichtathletik) (falls die Ambition überhaupt vorhanden) oder Sabine Reiner (hellblau.POWERTEAM) die Türen offen.

Die Trauben hängen hoch
In einigen Laufdisziplinen wird eine WM-Qualifikation zur riesigen Herausforderung für Österreichs beste Läuferinnen und Läufer: Ein besonders aussagekräftiges Beispiel: Im 800m-Lauf der Herren liegt die geforderte Qualifikationsnorm bei 1:46,00 Minuten und damit unterhalb des 22 Jahre alten österreichischen Rekords von Michael Wildner! Aussichtsreichster Kandidat auf eine Qualifikation ist der junge Nikolaus Franzmair (ULC Linz Oberbank), der allerdings seine persönliche Bestleistung um mindestens 0,78 Sekunden senken müsste – eine Herausforderung, die der 19-Jährige während seines Aufenthalts an der University of Oregon in Angriff nimmt. Über 5.000m müsste Brenton Rowe (team2012.at) seinen „Hausrekord“ gleich um nahezu 14 Sekunden steigern, um ein WM-Ticket abzuholen. Angesichts der Tatsache, dass der Australier in seiner Heimat einem Vollzeitjob nachgeht eine schier unlösbare Aufgabe. Ein ähnlicher, gigantischer Leistungssprung ist von Jennifer Wenth (SVS Leichtathletik) gefordert, wenn sie nach Peking reisen möchte: Die Norm liegt knapp 17 Sekunden unter ihrer Bestzeit, die sie im Mai diesen Jahres in Koblenz gelaufen ist. Folgt auf den Leistungssprung der 23-Jährigen vergangene Saison eine weitere deutliche Steigerung, scheint eine WM-Qualifikation nicht ganz aus der Welt.

Noch pessimistischer ist der Ausblick in den weiteren Laufdisziplinen den 10.000m-Läufen, den 3.000m-Hindernisläufern und den Mittelstrecken der Damen: ein Erreichen der WM-Norm eines ÖLV-Athleten käme einem Wunder gleich. Eine Ausgangsposition als bittere Tatsache, aber eine realistische Einschätzung hilft mehr als von Leistungssprüngen zu träumen. Kein Wunder, dass der ÖLV Europameisterschaften, wo die Limits besonders im Laufbereich deutlich höher sind, stärker in den Fokus nimmt als Meisterschaften auf Weltniveau. Denn die Höhe der Limits wird von den besten diktiert und die kommen im Laufbereich mit einer großen Breite aus Afrika. Doch auch in Europa ist eine deutliche Leistungsentwicklung in den letzten Jahren besonders auf den Mittelstrecken spürbar.

Österreich, eine kleine WM-Nation
Die geforderten Hürden für eine WM-Teilnahme sind für kleine Leichtathletikverbände wie den ÖLV natürlich bitter: Ganze zwei Athleten, nämlich 1.500m-Läufer Andreas Vojta und Diskuswerfer Gerhard Mayer, schafften den Sprung zur WM 2013 in Moskau. Bei den Hallen-Weltmeisterschaften 2014 waren es mit Vojta und Beate Schrott ebenfalls nur zwei Athleten und auch für Peking ist eine überschaubare österreichische Delegation zu erwarten. Warum setzt die IAAF solche strengen Standards ein, die für Österreichs Leichtathletik zweifelsohne im Schnitt zu hoch sind? Einerseits um die Größen der Teilnehmerfelder auf sportliche Art und Weise zu regulieren und andererseits um die Qualität der Wettkämpfe im weltgrößten Schaufenster (welches eine Weltmeisterschaft auch sein muss) zu sichern. Der Qualifikationszeitraum erstreckt sich vom 1. Oktober 2014 bis zum 10. August 2015, bei ausgewählten Disziplinen wie dem Marathon zählen die Leistungen im Zeitraum zwischen 1. Jänner 2014 und 10. August 2015.

Durch die Hintertür zur WM
Für all jene, die die WM-Qualifikation nicht schaffen, schwinden die Hoffnungen auf eine Teilnahme nicht vollständig. Selbstverständlich sind Titelverteidiger automatisch qualifiziert, plus die Gesamtsieger der Diamond League. Für den Marathon reicht eine Top-Ten-Platzierung bei einem der Marathons, die mit dem IAAF Gold Label versehen sind (z.B. der Vienna City Marathon), für die 10.000m-Entscheidungen sind die Top-15 der Crosslauf-Weltmeisterschaften im Frühjahr 2015 qualifiziert. Sollten in einer Disziplin zu wenige Athletinnen und Athleten die WM-Norm knacken, füllt die IAAF entsprechend der internationalen Zeitenlisten die Startfelder auf eine Mindestgröße auf. Und als letzten Ausweg haben nationale Verbände die Möglichkeit, gewisse Athleten, die die WM-Norm nicht geschafft haben, bei der IAAF anzumelden, die bei Erfüllung gewisser Kriterien eine derartige Anmeldung möglicherweise auch akzeptieren. Damit sichert die IAAF, dass möglichst viele Nationen teilnehmen können, denn wäre die WM-Norm der einzige Weg nach Peking, wären viele kleine Verbände in die Zuschauerrolle verdammt – und das ist auch nicht im Sinne des Erfinders.
Text: SIP / TK
Foto: GEPA Pictures