Member Area
Benutzer:
Passwort:
Gratis anmelden
Aus sportlicher Sicht ist er der größte Botschafter für die WM 2019 in Doha, seiner Heimatstadt: Mutaz Essa Barshim.
NEWS
Doha Austragungsort der Leichtathletik-WM 2019
Die Hauptstadt Katars setzt sich bei der Abstimmung in Monaco gegen Eugene und Barcelona durch und beheimatet die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2019. Die Wettkämpfe im Kahlifa International Stadium werden wohl zur Hitzeschlacht.
Mit 15 zu 12 Stimmen setzte sich die Bewerbung aus Doha gegen die ambitionierte Bewerbung aus Eugene im US-Bundesstaat Oregon durch. Beide Städte sind jährliche Austragungsorte von Diamond League Meetings. Bereits im ersten Wahlgang scheiterte die Bewerbung aus Barcelona, Austragungsort der Leichtathletik-Europameisterschaften 2010 und der Olympischen Spiele 1992. Sowohl in Doha als auch in Eugene fanden noch nie Leichtathletik-Weltmeisterschaften statt. Die WM 2019 wird nach Tokio 1991, Osaka 2007, Daegu 2011, Peking 2015 die fünfte auf asiatischem Boden sein, die erste auf der Arabischen Halbinsel.

Ab in die Wüste
„Ich bin sicher, dass wir in Doha wunderbare Weltmeisterschaften erleben werden. Ich bin überzeugt davon, dass sich die Gesellschaft und der Sport im Katar durch diese Vergabe weiterentwickeln werden“, sagte IAAF-Präsident Lamine Diack bei der Vergabe im Fairment Hotel in Monaco. Der Leichtathletik-Weltverband IAAF folgt damit dem Trend zahlreicher internationaler Sportverbände, der reiche Ölstaat am Persischen Golf scheint nämlich attraktiv für die Austragung von sportlichen Großereignissen zu sein. 2006 fanden in Doha die Asienspiele statt, 2022 soll die umstrittene Fußballweltmeisterschaft im nur rund 11.500 km2 großen Kleinstaat (siebenmal kleiner als Österreich), welcher zum überwiegenden Teil von einer vegetationslosen Kalkstein-Wüste durchzogen ist, stattfinden. Einzig der Olympische Bewerbung, welche 2016 und 2020 jeweils schon im Vorfeld scheiterte, gelang es bisher noch nicht, die Olympische Familie für Doha zu begeistern.

Wenig Kreativität bei Vergabe
Aktuell scheint mit den Ländern Brasilien, Russland, China und Katar ein Quartett den Großteil der internationalen Sport-Großereignisse für sich zu beanspruchen, auch der Leichtathletik-Weltverband IAAF fügt sich nahtlos in diesen Trend ein. Während der Katar mit Fußball beispielsweise nichts am Hut hat, kann der arabische Staat auf einige Erfolge in der Leichtathletik zurückblicken, die freilich großteils von eingekauften Läufern aus Ostafrika erzielt worden sind. Der aktuell erfolgreichste Leichtathlet des Landes stammt aber tatsächlich aus Doha: Der Hochspringer Mutaz Essa Barshim scheiterte heuer des Öfteren nur knapp am Hochsprung-Weltrekord von Javier Sotomayor und steht auch in der engeren Auswahl zum Leichtathleten des Jahres 2014. Bei seiner Heim-WM wäre Barshim mit 28 Jahren in einem idealen Wettkampfalter.

Freude im Katar, Trauer in den USA
„Es ist ein Privileg und eine große Ehre für uns, dass uns die IAAF so viel Vertrauen entgegen bringt“, freute sich Scheich Saoud Bin Abdulrahman Al Thani, Leiter der katarischen Bewerbung, „Ich bin sehr glücklich, dass die Leichtathletik-WM zum ersten Mal in unsere Region kommt. Wir werden eine der besten Weltmeisterschaften organisieren.“ Dahlan Al Hamad, Präsident des katarischen Leichtathletikverbandes ergänzte: „Das ist ein großer Moment für die Leichtathletik im Katar. Wir haben lange von diesem Moment geträumt, und jetzt haben wir die Chance bekommen.“ Doha war vor vier Jahren Austragungsort der Hallen-Leichtathletik-Weltmeisterschaften.

Enttäuscht über die Entscheidung der IAAF zeigte man sich in Eugene. „Ich bin der Meinung, wir haben eine fantastische Geschichte erzählt. Deshalb sind wir enttäuscht. Ich möchte mich bei allen bedanken, die diese fantastische Bewerbung möglich gemacht haben“, so der Verantworlichte Vin Lananna. Positive Argumente für Eugene waren die Tradition der Sportart in Eugene und die Tatsache, dass noch nie (!) eine Leichtathletik-WM in den USA stattgefunden hat, gegen Eugene sprachen möglicherweise das kleinere Umfeld, die Hotelsituation und die Tatsache, dass Oregon mit Portland der Austragungsort der Hallen-Weltmeisterschaften 2016 sein wird.

Die Hitze ist das große Thema
Jungen Leichtathleten, für die die WM 2019 ein Karriere-Highlight darstellen wird, treibt es bereits jetzt den Schweiß auf die Stirn. Denn die Temperaturen im katarischen Sommer sind fast unmenschlich, die durchschnittliche Maximaltemperatur in den drei Sommermonaten liegt jenseits der 40°C-Marke, im Mai und September noch bei 38°C. Selbst die durchschnittliche Minimaltemperatur sinkt zwischen Mai und September nie unter 25°C. Die Diskussionen um eine Verlegung der Fußballweltmeisterschaft 2022 vom traditionellen Sommertermin in die Winter- oder Frühlingsmonate werden seit Jahren intensiv geführt und reißen nicht ab: Lösung aufgrund zahlreicher vertretener Interessen kaum in Sicht, obwohl eine Verlegung unerlässlich scheint. Leichtathletik-Weltmeisterschaften finden traditionell im August statt, der Termin für 2019 steht noch nicht fest. Angesichts der klimatischen Verhältnisse vor Ort scheint eine Verlegung in die frühen Herbstmonate wahrscheinlich, der Leichtathletik-Terminkalender ist hier sicherlich flexibler.

Für ein leichtes Aufatmen wurde bei den Langstreckenläufern bereits im Vorfeld gesorgt. Die Marathon-Entscheidungen sollen wie sämtliche Gehbewerbe in die Abendstunden verlegt werden und auf einem mit Flutlicht erhellten Rundkurs durch die gut 500.000 Einwohnerstadt stattfinden. Alle anderen Teilnehmer dürfen sich im 50.000 Plätze bietenden Khalifa International Stadium wohl auf – im wahrsten Sinne des Wortes –  heiße Wettkämpfe einstellen.
Text: SIP / TK
Foto: IAAF - Philippe Fitte