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Hier strahlt Rita Jeptoo noch, als sie die Ziellinie des Chicago Marathon als Erste überquerte und die 500.000$ für den Gesamtsieg in der WMM-Serie sicher auf ihrem Konto wähnte. Nun könnte der 33-Jährigen das Lachen allerdings bald vergehen, denn eine lange Sperre droht.
NEWS
Dopingalarm! Rita Jeptoo gibt positiven Dopingtest ab
Die Kenianerin Rita Jeptoo, aktuell die wohl beste Marathonläufern der Welt, wurde Ende September bei einer Trainingskontrolle in Kenia auffällig und gab laut Informationen der Online-Plattform RunBlogRun eine positive A-Probe ab. Die World Marathon Majors (WMM) reagieren und verschieben die WMM Awards Ceremony im Rahmen des New York City Marathon am Wochenende. Bis zur Öffnung und Auswertung der B-Probe gilt die Unschuldsvermutung.
In ihren Informationen beruft sich Online-Plattform RunBlogRun auf eine exklusive, aber vertrauenswürdige Quelle: Rita Jeptoo wurde Ende September bei einer Trainingskontrolle in ihrer Heimat auf eine noch nicht genauer definierte, unerlaubte Substanz getestet. Der Dopingtest wurde in Form einer Urin-Probe abgenommen. Ein Antrag auf die Öffnung und Auswertung der B-Probe wurde von der Athletin noch nicht angeordnet, eine Stellungnahme durch Rita Jeptoo fehlt ebenfalls noch. „Weder die IAAF noch die WADA haben uns bisher offiziell informiert, bis dorthin können wir diesen Fall nicht kommentieren“, lautete eine erste Stellungnahme von Isaiah Kiplagat, dem Präsidenten von Athletic Kenya. Sollte sich der positive Dopingtest in Form der B-Probe bestätigen, blüht dem Marathonsport der größte Dopingskandal seit Jahren.

Von Sieg zu Sieg

Rita Jeptoo ist schon lange in der Marathonwelt zu Hause. Den Sprung in die Weltklasse schaffte sie vor rund zwei Jahren, als ihr eine plötzliche Leistungsexplosion gelang und sie in die absolute Weltklasse aufstieg. Keine andere Läuferin feierte in den vergangenen beiden Jahren derartig große Erfolge wie die 33-jährige Kenianerin. Zweimal gewann sie in dieser Zeitspanne den Boston Marathon, zweimal den Chicago Marathon. Damit sicherte sie sich auch den Gesamtsieg in der World Marathon Majors Serie (WMM) mit der Rekordanzahl von 100 Punkten, der nach neuesten Erkenntnissen nun auf der Kippe steht. Ihr letzter großer Triumph, jener in Chicago, wo sie eine unspektakuläre Zeit von 2:24:35 Stunden lief, fällt in die Zeit nach ihrer mittlerweile ausgewerteten A-Probe, welche ihr in einem Vorbereitungstrainingslager auf eben jenen Chicago Marathon in ihrer Heimat abgenommen wurde. Jeptoos persönliche Bestleistung steht (inoffiziell, da die IAAF Rekorde des Boston Marathon aufgrund der Streckencharakteristik nicht registriert, Anm.) bei einer Zeit von 2:18:57 Stunden, gelaufen im Frühjahr in Boston, womit Jeptoo eine von sechs Läuferinnen aller Zeiten ist, die jemals einen Marathon unter 2:19 Stunden absolviert hat. Sollte sich der akute Dopingverdacht bestätigen, wäre Jeptoo nach der Russin Liliya Shobukhova die zweite aus diesem elitären Kreis, der Betrug in Form von unerlaubter Leistungssteigerung nachgewiesen wird.

Die WADA und ihr Sorgenkind Kenia
Seit Jahren wird international immer wieder angeprangert, dass die nationalen Dopingjäger in Kenia mit ihrer Verantwortung fahrlässig umgehen und Trainingskontrollen bei kenianischen Athletinnen und Athleten, im Laufsport immerhin Weltspitze, praktisch inexistent waren. Dies liegt auch daran, dass die kenianischen Sportverbände und die Politik die Unterstützung des Dopingkampfs offensichtlich wenig aktiv förderten. Auch die World Anti Doping Agency (WADA) nahm die kenianische National Anty Doping Agency (NADA) in den vergangenen Monaten immer wieder öffentlich in die Pflicht und intensivierte erst kürzlich die Gespräche, als man bei Verhandlungen in Kapstadt breite Unterstützung anbot. Sollte sich der Dopingverdacht gegen Rita Jeptoo bestätigen, wäre den kenianischen Dopingjägern ein fetter Fisch ins Netz gegangen und dieser Fall wäre somit auch ein Meilenstein in der Geschichte des Dopingkampfs in Kenia. Zahlreiche internationale Experten befürchten schon lange gängigen Sportbetrug in Form von Doping in Kenia, alleine in den Jahren 2012 und 2013 gab es 18 registrierte Dopingfälle von kenianischen Läufern. Der letzte prominente Dopingfall im Umfeld des italienischen Managers Federico Rosa, der neben Rita Jeptoo zahlreiche weitere Stars in und um Eldoret betreut, war jener von Halbmarathon-Star Matthew Kisorio, der unlängst sein Comeback nach abgesessener Zwei-Jahres-Sperre gefeiert hat.

Jeptoo verzichtet auf Reise nach New York
Nach ersten Informationen hat Rita Jeptoo in Folge des Dopingverdachts gegen sie ihre geplante Reise nach New York nicht angetreten. Dort hätte sie planmäßig den Scheck über 500.000% für den Gesamtsieg in der WMM-Serie entgegengenommen – eine Absicht, von der die World Marathon Majors nun abrücken. „Die World Marathon Majors haben immer eine strenge Linie gegen Doping und für sauberen Sport geführt. Betrüger muss zu verstehen gegeben werden, dass sie in unserem Sport nicht erwünscht sind und geschnappt werden?, äußert sich Nick Bitel, rechtlicher Berater der World Marathon Majors. Sollte die B-Probe die Dopinganschludigungen gegen Rita Jeptoo demnach nicht völlig entkräften, hätte unverhoffterweise Edna Kiplagat, die am Sonntag beim New York City Marathon startet, die Möglichkeit, die WMM-Serie 2013/2014 über Umwege doch noch zu gewinnen. Mit einer endgültigen Entscheidung wollen die World Marathon Majors allerdings die offiziellen Entscheidungen des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF abwarten. Die Übergabezeremonie an die Gesamtsiegerin der Damen, welche für Sonntag nach dem New York City Marathon geplant war, wurde bereits abgesagt.
Text: SIP / TK
Foto: Getty Images