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Vincent Kipruto auf dem Weg zu seinem Sieg beim BMW Frankfurt Marathon 2013.
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Frankfurt Marathon: Ein Jungstar auf den Spuren Wilson Kipsangs
Mit Tsegay Mekonnen kommt ein Marathon-Juwel nach Frankfurt und lässt den Veranstalter von einer Zeit unter 2:05 Stunden träumen. Der kenianische Vorjahressieger Vincent Kipruto und seine Landsleute wollen dagegen halten. Mit Staatsmeister Edwin Kemboi hofft auch ein Österreicher auf ein einstelliges Resultat.
Tsegay Mekonnen ist bereits Weltklasse – und trotzdem ein recht unbeschriebenes Blatt. Bei seinem Debüt in Dubai zu Jahresbeginn raste der damals 18-Jährige in einer Zeit von 2:04:32 Stunden auf Anhieb auf Rang zwölf der ewigen Marathon-Bestenliste. Nun ist das 19-jährige Riesentalent aus Äthiopien gerade einmal ein dreiviertel Jahr und einen Marathon an Erfahrung reicher. In London wurde er beim Sieg von Wilson Kipsang Fünfter, erstmals lief der Jungspund dabei in einem Feld voller Weltklasseathleten.

Jagd nach zweitbester Marke
Wilson Kipsang ist das richtige Stichwort für die Pläne von Renndirektor Jo Schindler. Sein Streckenrekord von 2:03:42 Stunden scheint unerreichbar. Nach zwei Austragungen, die von schlechten Wetterbedingungen gezeichnet waren, will der Frankfurt Marathon heuer wieder mit einer Spitzenzeit für Schlagzeilen sorgen – und tatsächlich ist die Wetterprognose nicht ungünstig. „Wenn die Bedingungen es erlauben, hoffen wir auf eine Zeit unter 2:04:57 Stunden“, so Schindler. Diese Zeit lief der kenianische Star bei seinem Sieg 2010, es ist die zweitschnellste je in Frankfurt erzielte Zeit. Trotz seiner starken Leistung in Dubai weiß noch keiner, wie gut Mekonnen in seinem zarten Alter von 19 Jahren wirklich bereits ist. Zudem könnte ein dritter Marathon im Debütjahr zu viel des Guten sein, auch wenn die Pause seit London lang genug war. Fakt ist, er ist eines der größten Talente dieser Sportart. Wächst er am Sonntag in der Mainmetropole aus sich heraus, sollte der äthiopische Landesrekord von Haile Gebrselassie (2:03:59 Stunden) zumindest einmal erwähnt werden. Sein Fokus liegt allerdings vorerst auf der Verbesserung seines eigenen Junioren-Weltrekords, den die IAAF im Marathon nur inoffiziell führt. Jedenfalls ist der Frankfurt Marathon eine ideale Gelegenheit für das Marathon-Juwel die Karten auf den Tisch zu legen. Denn er wäre nicht der erste, der eine Sensationsleistung aus Dubai nicht bestätigen könnte.

„Ich komme zurück!“
Wie Aufsehen erregend die Siegerzeit am Sonntag sein wird, hängt von den äußeren Bedingungen, von der Tempogestaltung und von der Tagesform der Hauptprotagonisten ab. Mekonnen ist aufgrund seiner Bestzeit der leichte Favorit, doch auch Vorjahressieger Vincent Kipruto hat sich einiges vorgenommen. Bei aufziehendem Sturm rang der 27-Jährige im vergangenen Jahr seinen Landsmann Mark Kiptoo in einer für die Verhältnisse starken Zeit von 2:06:15 Stunden nieder, beide kehren ambitioniert zurück. Diese Rückkehr hat Kipruto übrigens unmittelbar nach dem Zieleinlauf im Vorjahr angekündigt, um sein Ziel, eine 2:04er Zeit zu laufen, mit zwölf Monaten Verzögerung umzusetzen. „Ich werde meinen Titel hier verteidigen“, gibt sich Kipruto äußerst zuversichtlicht. Außer seinem Triumph in Frankfurt 2013 siegte er 2009 beim Paris Marathon, damals als Überraschung in Streckenrekordzeit von 2:05:47 Stunden, und gewann die WM-Silbermedaille 2011 in Daegu. Routinier Kiptoo geht übrigens – genauso wie Mekonnen – in den dritten Marathon seiner Karriere, ist aber exakt doppelt so alt wie sein äthiopischer Rivale. Sein Debüt vor einem Jahr in der europäischen Finanzmetropole hätte für den ehemaligen Mittel- und Langstreckler beinahe siegreich geendet.

Debüt von Gabius
Insgesamt zehn ostafrikanische Läufer stehen auf der Meldeliste, die eine Bestzeit unter 2:10 Stunden auf ihrer Visitenkarte stehen haben. Für den Sieg in Frage kommen könnte auch Gilbert Yegon, der 2009 sensationell bei seinem Debüt den Amsterdam Marathon in damaliger Streckenrekordzeit von 2:06:18 Stunden gewann und vor zwei Jahren Zweiter beim Vienna City Marathon war.  Aus deutscher Sicht steht das Marathondebüt von Arne Gabius im Mittelpunkt des Interesses. Der 33-jährige EM-Silbermedaillengewinner von 2012 möchte eine Zeit rund um die Marke von 2:10 Stunden anbieten. Gelingt ihm das, wäre er auf Anhieb in den Kreis der schnellsten deutschen Marathonläufer aller Zeiten aufgestiegen. Testläufe wie beim New York Halbmarathon oder bei einem 10-km-Lauf in Berlin verliefen vielversprechend. Ebenfalls sein Marathondebüt feiert Philipp Pflieger, der zuletzt mit einer starken Leistung beim Halbmarathon im verregneten Usti nad Labem aufzeigen konnte.

Starker Österreich-Bezug
Der Frankfurt Marathon zählt dank der geographischen Nähe und der perfekten Organisation zu den beliebtesten Auslandsmarathons für Österreicher. Auch heuer werden wieder zahlreiche Hobbyläufer aus der Alpenrepublik nach Frankfurt reisen, und im gut 15.000 Läufer großen Feld ihre persönliche Zielsetzungen angehen. Spitzensportlich besteht auch im Jahr eins nach Günther Weidlinger ein direkter Österreich-Bezug zum Frankfurt Marathon 2014. Der österreichische Marathon-Staatsmeister und Sieger des Salzburg Marathon 2014, Edwin Kemboi (LAC Klagenfurt) versucht, seine im Vorjahr in Rotterdam erzielte Bestzeit von 2:12:58 Stunden zu attackieren. Für den 30-jährigen Kenianer, der in Klagenfurt lebt und seit Sommer in Besitz des österreichischen Passes ist, ist der Frankfurt Marathon der erste Versuch einer Qualifikation für die Weltmeisterschaften im kommenden Jahr in Peking.

Der Sieger des Vienna City Marathon, Getu Feleke, der heuer in Wien mit einer vorzüglichen Leistung und einem neuen Streckenrekord von 2:05:41 Stunden überzeugen konnte, war ebenso für das Elitefeld in Frankfurt vorgesehen – und folglich auch ein heißer Siegeskandidat. Eine Achillessehnenverletzung zwang den 26-jährigen Äthiopier aber zur Absage.

BMW Frankfurt Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Veranstalter/BMW Frankfurt Marathon – SIP