Member Area
Benutzer:
Passwort:
Gratis anmelden
TRAININGSTIPPS
Frauen haben besseres Tempogefühl im Marathon
Eine von drei US-Universitäten durchgeführte wissenschaftliche Untersuchung zeigt, dass Frauen bei der Tempogestaltung während eines Marathons weniger Fehler machen als Männer und die 42,195 Kilometer häufiger in einem gleichmäßigen Tempo absolvieren.
Die Bilder sind geläufig: Männer, die die Ziellinie eines Marathons mit letzter Kraft überqueren und sich erstmal sichtlich ein Sauerstoffzelt herbei wünschen. Und Frauen, die mit einem Lächeln und deutlich entspannter das Marathonziel erreichen. Diese Eindrücke sind nicht nur Vorurteile, dass Läuferinnen sich ihr Tempo auf der Marathondistanz grundsätzlich besser einteilen können als Läufer, bestätigt eine wissenschaftliche Studie aus den USA.

Tempoverlust im Laufe eines Marathons
Eine unter dem Titel „The sex difference in pacing is robust“ im Fachmagazin „Medicine & Sport In Science & Exercise“ veröffentlichte Studie überwachte die Performance von 91.929 Marathonläuferinnen und -läufern, selbstverständlich Hobbysportler und keine Profis, bei 14 ausgewählten Marathonveranstaltungen im Jahre 2011. Dabei verbuchten alle dieser 14 Marathons in den USA ähnliche Ergebnisse, unterschiedliche äußere Bedingungen und Strecken spielten demnach keine Rolle. Analysiert wurden mittels der beiden Halbmarathonzeiten auf simpelste Weise, ob die Probanden, von denen 42% weiblich waren, ihr gewähltes Tempo bis zum Ziel konstant durchhalten konnten oder ob es einen markanten Abfall der Geschwindigkeit zu verzeichnen gab. 15,6% der Herren, aber nur 11,7% der Frauen wurden auf dem zweiten Teil eines Marathons deutlich langsamer. Generell ist festzustellen, dass die Bandbreite der Verlangsamungen bei den Damen deutlich geringer ist als bei den Herren. So war bei 14% der Männer die zweite Rennhälfte rund 30% langsamer als die erste, allerdings nur bei 5% der Frauen.

Üblicherweise streben Marathonteilnehmer ein gleichmäßiges Tempo über die 42,195 Kilometer an, ein so genannter negativer Split, also eine schnellere zweite Rennhälfte ist bei Hobbyläufern selten. Die Ergebnisse der von Universitäten aus den US-Bundesstaaten Milwaukee, Minnesota und Michigan durchgeführten und ausgewerteten Studie bestätigen im Wesentlichen die Resultate einer Untersuchung, die beim Chicago Marathon 2007 und 2009 durchgeführt wurde.

Unterschiede im Kräfte-Haushalt
Als potenzielle Gründe dafür, dass Frauen sich offensichtlich bei der Einteilung ihres Tempos bei einem Marathon deutlich leichter tun als Männer, führen die Autoren der Studie die Tatsache an, dass Männer naturgemäß Glykogen schneller verbrennen als Frauen, die es ihrerseits naturgemäß ökonomischer verstehen, ihre Fettreserven anzuzapfen. Möglicherweise sind aber auch die resistenteren Muskelfasern des weiblichen Körpers eine Erklärung. Die Annahme, dass Männer ehrgeiziger sind und deswegen Marathonziele verbissener angehen als Frauen, für die die simple Teilnahme im Vordergrund steht, lässt Co-Autor Michael Joyner nicht als lapidare General-Erklärung gelten: „Ich bin überzeugt, dass auch physiologische Gründe diese Unterschiede verursachen, auch wenn es erstaunlich ist, wie markant diese sind.“

Männer neigen bei Wahl des Tempos zu Risiko
Allerdings seien Fehler in der Leistungseinschätzung in Einzelfällen sicherlich nicht aufzuschließen. So neigen Männer deutlich stärker als Frauen dazu, mit einer riskanteren Taktik und übermotiviert in einen Marathon zu starten, in der Hoffnung, das Tempo bis zum Schluss durchhalten zu können. „Wenn man sich nicht katastrophal überschätzt, muss es nicht schlecht sein, sich vom Start weg zu pushen. Zumindest ist es besser als langsamer zu loszulaufen, als man es drauf hat“, erklärt Sandra Hunter, Professor an der Marquette University und Mitwirkende an der Studie. Allerdings sollte die Tempoeinteilung vor einem Marathon im Training gut evaluiert werden.
Text: SIP / TK
Foto: Salzburg Marathon - Manfred Mooshammer/Peter Steffny