Member Area
Benutzer:
Passwort:
Gratis anmelden
Team Europa konnte sich auf seine Läuferinnen und Läufer innerhalb ihrer Möglichkeiten verlassen. Allen voran natürlich Sifan Hassan. Die Europameisterin siegte über 1.500m.
NEWS
Team Europa besiegt die restliche Leichtathletik-Welt
Überraschend klar setzt sich Europa im Wettkampf zwischen den Kontinenten, dem alle vier Jahre ausgetragenen IAAF Continental Cup im marokkanischen Marrakech vor Amerika durch. Zwar sind die Afrikaner im Laufbereich die Nummer eins, dennoch gelingt es den Europäern gerade hier, sich einen wertvollen Vorsprung auf die Amerikaner zu erarbeiten.
Damit ist Europa nach der Umstellung auf den neuen Wettkampfmodus vor der vergangenen Austragung in Split beim IAAF Continental Cup noch ungeschlagen. Mit 447,5 Punkten setzte sich das Team Europa in der Hitze von Marrakech überraschend deutlich vor Amerika (390) durch. Afrika belegte mit 339 Punkten erwartungsgemäß den dritten Platz vor Team Asien-Ozeanien mit 257,5 Punkten. Jeder Kontinent durfte pro Bewerb zwei Athletinnen bzw. Athleten ins Rennen schicken. Der Sieg in einer Disziplin brachte neben einem beachtlichen Preisgeld acht Punkte ein, absteigend bis zum letzten Platz gab es die entsprechende Punkteanzahl, die in einer Endwertung zusammengezählt wurden. Insgesamt standen inklusive Staffeln 40 Wettkämpfe auf dem Programm. Das einzig traurige einer interessanten Veranstaltung: das wie bei den Afrikameisterschaften an gleicher Stelle praktisch nicht vorhandene Zuschauerinteresse in Marrakech.

Europa: Konstante Platzierungen im Laufbereich
Dass auf den Mittel- und Langstrecken die Afrikaner abräumen würden, war nun wirklich keine Überraschung. Den europäischen Läuferinnen und Läufern gelang es allerdings hervorragend, mit guten Platzierungen wertvolle Punkte auf das Konto der Gesamtwertung zu überweisen. Unterm Stich war Europa auf den Laufdistanzen die Nummer zwei und erarbeitete sich hier einen wertvollen Vorsprung auf das Team Amerika, das weit weniger konstanz agierte.

Für das europäische Highlight auf den Laufstrecken sorgte die Niederländerin Sifan Hassan über 1.500m, die in einer Zeit von 4:05,99 Minuten den einzigen europäischen Sieg im Laufbereich feiern konnte. Dabei besiegte die 21-Jährige ein durchaus illustres Feld mit Hellen Obiri und Junioren-Weltmeisterin Dawit Seyaum überraschend deutlich. „Dawit hat 600m vor dem Ziel ordentlich angezogen, also habe ich auch beschleunigt. Das ist ein fantastischer Sieg!“, so die junge Niederländerin.

Für großartige Resultate sorgten die beiden Europäerinnen im 3.000m-Lauf: Meraf Bahta wurde hinter Siegerin Genzebe Dibaba Zweite vor Susan Kuijken. Beachtlich war auch der zweite Platz von Hayle Ibrahimov aus Aserbaidschan bei den Herren, wo er Bernard Lagat und Nick Willis schlagen konnte. Wichtige Punkte für Europa nahmen auch Europameister Adam Kszczot und der Ire Mark English mit den Rängen drei und vier über 800m mit. Während Lynsey Sharp bei den Damen über dieselbe Distanz als Fünfte leicht enttäuschte, holte Europameisterin Maryna Arzamasova immerhin sechs Punkte für den dritten Platz. Einen dritten Platz erzielte auch der Franzose Mahiedine Mekhissi-Benabbad über 1.500m, allerdings konnte er in den Zweikampf zwischen Souleiman und Kiprop nicht eingreifen. Das gute europäische Ergebnis rundete Henrik Ingebrigtsen mit Rang vier ab. Über 5.000m wurde die 41-jährige Jo Pavey hervorragende Dritte.

Die wenigen Athleten, die nur wenige Punkte für Europa sichern konnten, waren der Deutsche Richard Ringer als Siebter über 3.000m, Ivan Lukyanov und Krystian Zalewski, die über 3.000m Hindernis zusammen nur vier Punkte erzielten, sowie die beiden 5.000m-Starter Ali Kaya und Bouabdellah Tahri mit den Rängen fünf und sechs. Sviatlana Kudzelich und Charlotta Fougberg platzierten sich über 3.000m Hindernis im Mittelfeld.

Amerika: abseits der Hindernisse größtenteils enttäuschend
Für das amerikanische Lauf-Highlight sorgte Emma Coburn, die über 3.000m Hindernis in einem taktischen Rennen erstmals die Äthiopierin Hiwot Ayalew besiegen konnte. Stark lief auch Evan Jager im 3.000m-Hindernislauf, bei dem er sich nur Saisondominator Jairus Birech geschlagen geben musste. Erwartungsgemäß viele Punkte, nämlich sieben ergatterte 800m-Läuferin Ajee Wilson aus den USA, während ihre Teamkollegin Sahily Diago aus Kuba als Sechste etwas unter den Erwartungen blieb. Shannon Rowbury bestätigte ihre tolle Form gegen Saisonende mit Rang zwei über 1.500m, über 3.000m sammelte Routinier Bernard Lagat als Dritter wichtige Punkte für Amerika, Carlos dos Santos aus Brasilien wurde allerdings Letzter.

Insgesamt holten die Amerikaner im Laufbereich allerdings zu wenig Punkte, um schlussendlich mit den Europäern in der Gesamtwertung mithalten zu können. Dafür verantwortlich war auch die Tatsache, dass Läufer, die ehemals in die Weltspitze vordringen konnten, in Marrakech enttäuschende Leistungen ablieferten. So zum Beispiel Duane Solomon mit Rang sechs über 800m oder Leonel Manzano mit Rang sieben über 1.500m. Auch wenn diese beiden Exempel aufgrund schlechter Saisonleistungen nicht ganz überraschend kamen: Es muss konstatiert werden, dass die Läuferinnen und Läufer vom amerikanischen Kontinenten, besonders bei den Herren, nur in einigen auserwählten Laufdistanzen international konkurrenzfähig sind – zumindest gilt das für die Saison 2014.

Afrika: Acht Siege

Wie erwartet zählten die Mittel- und Langstrecken zu dem Bereich in der Leichtathletik, in dem die Afrikaner die meisten Punkte erzielten. Im aus individueller Sicht interessanten Duell zwischen Nijel Amos und Mohammed Aman über 800m feierte Afrika einen Doppelsieg: Erneut hatte der 20-jährige Afrikameister aus Botswana in einer Endzeit von 1:44,88 Minuten die Nase gegenüber den gleichaltrigen Weltmeister vorne. Dank einer mehr als nur beeindruckenden Darbietung durch die Kenianerin Eunice Sum holte Afrika auch bei den Damen die volle Punktezahl. Die Weltmeisterin, die zuletzt in der Diamond League dreimal in Folge sieglos blieb, dominierte das Feld und siegte in einer für ein Meisterschaftsrennen beachtlichen Zeit von 1:58,21 Minuten mit fast zwei Sekunden Vorsprung auf die starke Konkurrenz um die US-Amerikanerin Ajee Wilson.

Einen erwarteten Doppelsieg feierte Afrika auch über 1.500m, wo Ayanleh Souleiman in einer Zeit von 3:48,91 Minuten erneut vor Asbel Kiprop blieb. Damit war Souleiman nicht der einzige, dem im Grande Stade der Doppelpack Afrikameistertitel und Sieg beim Continental Cup gelang. Ebenso kein Wunder ist der Sieg von Caleb Ndiku über 3.000m, schon eher enttäuschend, dass der zweite Afrikaner Abrar Osman aus Eritrea nicht über Rang sechs hinauskam. Bei den Damen triumphierte Genzebe Dibaba in einer Zeit von 8:57,53 Minuten, allerdings wurde Janet Kisa aus Kenia nur Vierte. Einen weiteren Sieg für Afrika legte der 20-jährige Kenianer Isiah Koech über 5.000m nach, der Eritreer Nguse Amlosom sammelte als Dritter in persönlicher Bestleistung weitere wertvolle Punkte. Bei den Damen triumphierte Afrikameisterin Almaz Ayana mit 25 Sekunden Vorsprung (!) vor Joyce Chepkirui zum Doppelsieg für Afrika. Und natürlich holte Jairus Birech über 3.000m Hindernis ebenfalls die volle Punktezahl – Adel verpflichtet!

Etwas hinter den Erwartungen zurück blieben die Damen über 1.500m, wo die äthiopische Juniorenweltmeisterin Dawit Seyaum hinter Sifan Hassan und Shannon Rowbury auf Rang drei ins Ziel kam. Noch enttäuschender war allerdings die Leistung von Hellen Obiri, die nur Vierte wurde. Neben dem 1.500m-Lauf blieben die Afrikaner nur im 3.000m Hindernislauf der Damen sieglos, wo Hiwot Ayalew, die beste Läuferin der Saison, eine ihrer seltenen Niederlagen erlitt und Zweite wurde.

Asien-Ozeanien: Viel Schatten, wenig Licht
Nur wenige einzelne hervorhebenswerte Leistungen konnten die Läuferinnen und Läufer aus Asien und Ozeanien erzielen. Meist aber belegten sie die hinteren Plätze. Die vielleicht größte Enttäuschung von Team Asien-Ozeanien im Laufbereich lieferte der Neuseeländer Nick Willis ab, der über 1.500m nur Rang sechs belegte und damit lediglich drei Zähler sammeln konnte. Immerhin erreichte Willis tags darauf den vierten Platz über 3.000m. Für das Highlight sorgte sein Landsmann Zane Robertson, der über 5.000m Rang zwei belegte. „Teamkollege“ Albert Rop, eigentlich Favorit, blieb als Vierter alles schuldig. Der Katari Abubaker Ali Kamal zeigte mit Rang drei über 3.000m Hindernis eine gute Leistung, Jeff Riseley konnte als Fünfter über 800m nicht wirklich überzeugen. Für eine weitere Podestplatzierung sorgte die junge Ruth Jebet im 3.000m Hindernislauf der Damen.

IAAF Continental Cup 2014 in Marrakech
Text: SIP / TK
Foto: IAAF – Getty Images