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Sportlich blieben keine Wünsche übrig: Die Konkurrenz dominiert, den Europarekord abgeholt und ein erfolgreiches Saisonende vor heimischem Publikum zelebriert: Mo Farah.
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Birmingham: Britische Highlights und kenianische Dominanz
Die britischen Läufer konnten bei ihrem Heimauftritt im Rahmen der Diamond League in Birmingham ordentlich auftrumpfen. Mo Farah gelingt dabei sogar ein neuer Europarekord, Lynsey Sharp besiegt über 800m erstmals Weltmeisterin Eunice Sum. Alle anderen Laufentscheidungen gehen überlegen an die Kenianer.
Sie war nicht ganz so kurz wie die Freiluftsaison von Sprintgigant Usain Bolt, aber auch Mo Farahs Auftritte im Jahr 2014 auf der Bahn waren konzentriert. Und trotzdem von riesigen Erfolgen gekrönt. In Windeseile hat der Brite binnen wenigen Wochen seine Vormachtstellung auf dem Kontinent manifestiert. Um mehr ging es gar nicht in dieser Saison, in der er sich auf sein Marathondebüt in London vorbereitet hatte. Dem zu vernachlässigenden Testrennen in Portland über 5.000m folgten beide EM-Auftritte über 10.000m und 5.000m und ein Antritt über zwei Meilen in Birmingham. Die Bilanz ist beeindruckend: Zweimal EM-Gold und ein Europarekord.

Uralt-Bestmarke ausgelöscht
Wer in Zürich aufgrund der überlegenen Vormachtstellung Farahs auf europäischem Boden noch an seiner 100%igen Verfassung zweifelte – und das trotz zweier Goldmedaillen – der wurde spätestens in Birmingham eines besseren belehrt. Und jeder in Birmingham hatte gesehen, dass der 31-Jährige mit dieser Leistung unbedingt noch einmal nachdrücklich darauf hinweisen wollte, dass mit ihm in der kommenden Saison auch auf Welt-Niveau zu rechnen ist. Zur Rennhalbzeit über die nicht allzu häufig gelaufene Distanz von zwei Meilen, weshalb die European Athletics (EA) auf ihrer Website auch keine offizielle Bestenliste führt, übernahm Farah das Kommando und zog mit großem Vorsprung dem Feld davon. „Zum Schluss war ich ein wenig müde, aber ich habe mich gepuscht und es lief wirklich gut“, erzählte Farah. Dass er die alte europäische Bestmarke des Briten Steve Ovett, gelaufen 1978 in London in einer Zeit von 8:13,51 Minuten, toppen würde, war schon vor der berüchtigten Schlussrunde klar. Am Ende schraubte Farah den Europarekord auf eine Marke von 8:07,85 Minuten, gut neun Sekunden über den 17 Jahre alten Weltrekord des Kenianers Daniel Komen. „Die letzten Wochen haben mir eine Menge Selbstvertrauen gegeben“, bilanzierte Mo Farah, der das Jahr mit einigen Straßenrennen ausklingen lassen möchte (u.a. Great North Run), aber erst 2015 auf die Bahn zurückkehren will. Bei all dem Hype um Mo Farahs neuen Europarekord sei allerdings erwähnt, dass die zu unterbietende Bestmarke nicht unbedingt die aller größte Herausforderung für den fünffachen Europarekordler und dessen gewohnte Leistungsfähigkeit darstellte und die Distanz von zwei Meilen selten und wenn dann noch seltener im Zuge eines Rekordversuchs gelaufen werden. Der Vollständigkeit halber sei auch noch erwähnt, dass der Neuseeländer Zane Robertson in 8:22,82 Minuten Rang zwei vor dem Kenianer Emmanuel Bett (8:25,55 Minuten) belegte.

Premiere für Lynsey Sharp
Für das zweite Highlight aus Sicht des Publikums sorgte die 24-jährige Lynsey Sharp, die in einem tollen Sprint zur Ziellinie ihren ersten Sieg im Rahmen der Diamond League feierte. Die Schottin hatte zuletzt die Silbermedaillen bei den Commonwealth Games und bei den Europameisterschaften gewonnen, nun stand sie endlich einmal bei einem großen 800m Lauf ganz oben. „Das ist ein Wunder. Ich habe Läuferinnen geschlagen, die ich im vergangenen Jahr, als ich verletzt war, noch bewundert habe“, so die Europameisterin von 2012. Sharp war in Finale die Schnellste eines Trios und stürmte in einer Zeit von 1:59,14 Minuten über die Ziellinie. Das Besondere an diesem Erfolg war, dass die Britin erstmals Weltmeisterin Eunice Sum besiegen konnte, die Zweite wurde. Bei den Commonwealth Games lautete der Zielleinlauf genau umgekehrt. Die 26-jährige Kenianerin, die nach den Commonwealth Games auch bei den Afrikameisterschaften den Titel abräumte, musste sich damit bereits zum zweiten Mal in Folge im Rahmen der Diamond League Meeting mit Rang zwei zufrieden geben. In Monaco hatte die US-Amerikanerin Ajee Wilson Sum besiegt. Deren kleine Siegesserie von vier Erfolgen am Stück endete in Birmingham mit einem enttäuschenden sechsten Rang. Aufs Treppchen kam dafür ihre Landsfrau Brenda Martinez nach einer überzeugenden Darbietung.

Sweep für Kenia über zwei Meilen
Eine beeindruckende Leistung zeigten die kenianischen Läuferinnen angeführt von Siegerin Mercy Cherono im Damen-Bewerb über die Distanz von zwei Meilen. Die 23-Jährige, die zuletzt mit Gold bei den Commonwealth Games und Rang fünf bei den Afrikameisterschaften jeweils über 5.000m die Gefühlswelt zwischen Himmel-hoch-jauchzend und zu-Tode-betrübt binnen weniger Tage vollständig durchschritt, war in Birmingham wieder oben auf und siegte in einer Zeit von 9:11,49 Minuten. Damit verbesserte sie ihre eigene Weltjahresbestzeit aus Eugene und stellte einen neuen Rekord für die Diamond League auf. Cherono ließ im Finale ihre starken Landsfrauen Viola Kibiwot (1:12,59 Minuten, PB) und Irene Jelagat (9:12,90 Minuten) hinter sich. Für die besonders am Ende müde wirkende Genzebe Dibaba blieb nur der enttäuschende vierte Rang, EM-Medaillengewinnerin Susan Kuijken (5.000m) belegte den siebten Rang.

Kenianische Siege bei den Herren
Über die exotische Distanz von 600m versuchte David Rudisha den uralten Weltrekord des US-Amerikaners Johnny Gray aus dem Jahre 1986 auszulöschen. Dafür hätte der 25-jährige Kenianer die Zeit von 1:12,81 Minuten unterbieten müssen, scheiterte aber bei diesem Versuch mit einer Marke von 1:13,71 Minuten. Rudisha, der damit auch den Afrikarekord von Joseph Mutua verpasste, zog dennoch ein zufriedenes Fazit dieses ungewohnten Auftritts, bei dem er 800m-Europameister Adam Kszczot und den Südafrikaner Andre Olivier auf die weiteren Plätze verwies.
In einem hochinteressanten Lauf über die Distanz einer Meile feierte der Kenianer Asbel Kiprop einen prestigeträchtigen Erfolg, bei dem er den Meeting-Rekord des Briten Peter Elliott aus dem Jahr 1991 knapp unterbot. Kiprop setze sich mit einem beeindruckenden Sprint auf den letzten Metern in einer Zeit von 3:51,89 Minuten knapp vor Ayanleh Souleiman und dem Kenianer Vincent Kibet durch.
In der Entscheidung über 3.000m Hindernis feierte Saison-Dominator Jairus Birech einen lockeren Sieg und lief dabei einen neuen Meetingrekord in einer mäßigen Zeit von 8:07,80 Minuten. Damit hatte der 21-Jährige immer noch neun Sekunden Vorsprung auf seine Landsleute Brimin Kipruto und Barnabas Kipyego. Da solche Abstände von Birech zur Konkurrenz in dieser Saison keine Seltenheit waren, stagniert die Szene in dieser Disziplin merklich. Der junge Aufsteiger des Jahres hat seit Monaten nur bei den Commonwealth Games verloren, bei den Afrikameisterschaften besiegte er unter anderem Meister Ezekiel Kemboi.

Diamond League Meeting in Birmingham
Text: SIP / TK
Foto: IAAF - Jean Pierre Durand