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Jennifer Simpson strahlte nach ihrem Sieg über 1.500m mit dem Flutlicht des Stockholmer Olympiastadions um die Wette.
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Europameister Kszczot besiegt Afrikas Champion Amos
Der polnische Europameister über 800m, Adam Kszczot düpiert die Afrikameister Nijel Amos und Ayanleh Souleiman und gewinnt überraschend in Stockholm. Für das Highlight im Rahmen der DN Galan sorgt allerdings Jennifer Simpson, die einen hochinteressanten 1.500m-Lauf der Damen für sich entscheiden kann.
Europameister Adam Kszczot hat sein in Zürich erlangtes Selbstvertrauen in einen großen Erfolg auf internationalem Parkett umgewandelt. Der 24-jährige Pole gewann überraschend das 800m-Rennen im Rahmen der Diamond League Meetingserie in Stockholm und zeigte dabei eine souveräne Leistung von der Spitze weg. Anders als bei der EM war es dieses Mal der Pole selbst, der an der Spitze lag, als Pacemaker Bram Som nach 550 Metern ausstieg. In diesem Moment beschleunigte Ayanleh Souleiman, doch Kszczot hielt dagegen, lief einen langen Sprint über 200 Metern und lag auch an dessen Ende noch an der Spitze. In einer Zeit von 1:45,25 Minuten feierte er seinen zweiten Sieg im Rahmen der Diamond League.

Hinter dem überraschenden Sieger, der mit seiner Performance durchaus beeindrucken konnte, belegte Ayanleh Souleiman in 1:45,49 Minuten den zweiten Rang vor Kszczots Landsmann Marcin Lewandowski (1:45,76 Minuten), der ein sehr erfolgreiches Event für die polnischen 800m-Läufer abrundete. Souleiman hatte wie Kszczot in der vergangenen Woche einen Kontinentalmeistertitel gewonnen, allerdings lief der 21-Jährige in Marrackech die 1.500m. Der zweite frisch gebackene Afrikameister, allerdings über die 800m, Nijel Amos hinterließ in Stockholm keinen guten Eindruck: Der bis dato beste 800m-Läufer der Saison zeigte im Finale einen verbissenen Sprint aus der zweiten Reihe, bei dem er allerdings nicht mit dem gewohnten Elan Boden gutmachen konnte, sondern sogar noch gegen Pierre Ambroise Bosse den Kampf um Rang vier verlor. Sein Auftritt und die für ihn äußerst dürftige Zeit von 1:46,04 Minuten ließen den Verdacht aufkommen, dass der 20-Jährige aus Botswana die kühlen Bedingungen in der schwedischen Hauptstadt überhaupt nicht schätzte, was auch den inferioren Auftritt des Olympia-Dritten Timothy Kitum auf dem achten und letzten Platz erklären könnte.

Showdown im Letzigrund
Durch das überraschende Ergebnis bei der DN Galan im alt ehrwürdigen Stockholmer Olympiastadion konnte der nicht anwesende David Rudisha seine Führung im Diamond League Saisonranking vor dem finalen Schlagabtausch in Zürich, wo die doppelte Punktezahl vergeben wird, verteidigen. Dafür schob sich das Feld aber derartig zusammen, dass theoretisch noch 15 (!) Läufer den Diamanten gewinnen könnten. Die besten Chancen haben allerdings David Rudisha (8 Punkte) und der an Rang zwei liegende Nijel Amos (6 Punkte).

Simpson gewinnt Spektakel über 1.500m
Das erwartete Highlight des Abends, die 1.500m der Damen, waren tatsächlich die mit Abstand spannendste Laufentscheidung des Abends. Im Aufeinandertreffen der mit Ausnahme der Kenianerinnen Hellen Obiri und Faith Kipyegon vollständig versammelten Weltelite hatte sich die Äthiopierin Genzebe Dibaba bei ihrem Saisondebüt über diese Distanz gut überlegt, mit welcher Taktik sie die zuletzt dominierende Sifan Hassan am besten herausfordern konnte. Die Lösung hieß: Attacke. Sofort setzten sich Dibaba und Abeba Aregawi in den Windschatten der ukrainischen Tempomacherin, so dass Hassan gleich die komfortable Position am Ende des Feldes verlassen musste, denn die erste kleine Lücke war bereits existent. 800 Meter vor dem Ziel übernahm Dibaba die Spitze und lancierte trotz des vorherrschenden Windes ein beeindruckendes Solo, das die niederländische Europameisterin wirklich aus der Reserve lockte. Mit 20 Metern Vorsprung riskierte die 23-jährige Äthiopierin voll, eingangs der letzten Runde waren noch zehn Meter übrig und am Ende der Gegengerade hatte es Hassan geschafft, den Windschatten Dibabas zu erreichen. Als die Niederländerin ausscheren wollte um ihren finalen Sprint zu starten, waren die Kräfte bereits ausgeschöpft und Dibabas Strategie erfolgreich. „Das war ein verrücktes Rennen. Die sind so schnell losgelaufen, dass am Ende alle müde waren inklusive mir“, war die 21-jährige Europameisterin überhaupt nicht glücklich mit dem Rennen. Am Ende wurde Hassan hinter Dibaba Dritte.

Simpsons Plan geht auf
Das Problem aus Sicht der äthiopischen Frontläuferin: Eine Läuferin hatte die perfekte Antwort auf diesen Rennverlauf, nicht zufällig die erfahrenste in der aktuellen Weltelite. Zwei Tage vor ihrem 28. Geburtstag ließ sich die US-Amerikanerin Jenny Simpson in Hassans Windschatten mit an die Spitze ziehen und kochte ihre beiden Konkurrentinnen auf der Zielgerade ab. In einer Zeit von 4:00,38 Minuten feierte die Weltmeisterin von 2011 ihren zweiten Sieg im Rahmen der Diamond League überhaupt und nach einem Rennen in Tokio und bei den US-Trials den dritten relevanten Saisonsieg. „Ich bin überglücklich. Als ich den Rennverlauf bemerkte, wusste ich: Heute ist Geduld der Schlüssel zum Erfolg. Eingangs der letzten Runde hatte ich große Zweifel, aber ich habe mich gepuscht. Das war das härteste Rennen meines Lebens“, war Simpson nach ihrer taktischen Meisterleistung völlig erschöpft. Eine deftige Niederlage setzte es für die Schwedin Abeba Aregawi, die während der letzten Runde durchgereicht wurde und wie schon in Paris nur Zehnte wurde. Damit war sie noch um drei Positionen schlechter platziert als 5.000m-Europameisterin Meraf Bahta. Nach Commonwealth Games und Europameisterschaften, wo sie Dritte wurde, scheint der Tank bei der Britin Laura Weightman leer zu sein, was Rang 14 und eine Zeit von 4:14,92 Minuten untermalten. Beim letzten 1.500m-Lauf des Jahres im Rahmen der Diamond League kommende Woche in Zürich erwartet die Fans im Letzigrund ein spannender Dreikampf zwischen Abeba Aregawi, Sifan Hassan und Jenny Simpson um den Triumph in der Gesamtwertung. Die Schwedin wird als Führende nach Zürich anreisen.

Jahresweltbestzeit über 5.000m
Die einzige Jahresweltbestleistung beim Meeting im kühlen, hohen Norden wurde im 5.000m-Lauf der Herren erzielt. Dies war soweit keine Überraschung, schließlich war bis dato Edwin Soi in Paris als einziger Läufer in diesem Jahr unter 13 Minuten geblieben. Dass allerdings der Äthiopier Muktar Edris diese lief, ist eine mittlere Sensation. In einer Siegeszeit von 12:54,83 Minuten verbesserte der 20-Jährige bei seinem zweiten Auftritt in der Diamond League in dieser Saison seine persönliche Bestleistung um neun Sekunden! Zuvor war der Nachwuchsläufer einmal bei seinem Sieg in Ostrava im Vorjahr aufgefallen. Der Sieg von Edris war ein klarer, der Äthiopier war im Finale schlichtweg der Stärkste und konnte sich auf der Zielgerade den zweitplatzierten Kenianer Thomas Longosiwa locker vom Leib halten. Auch der drittplatzierte Caleb Ndiku blieb in 12:59,17 Minuten unter der ehemaligen Jahresweltbestleistung. Der leichte Favorit, zuletzt Sieger bei den Commonwealth Games und den Afrikameisterschaften, hatte seine Leistung absolut gebracht: Diese Zeit bedeutete eine neue persönliche Bestleistung. Der 21-Jährige hatte das Finale mit einer Attacke vorbereitet, konnte Edris und Longosiwa allerdings nicht abschütteln. Um sein Ziel, einen neuen US-amerikanischen Rekord zu laufen, zu verfolgen, hatte Galen Rupp früh für das Tempo in einer sechsköpfigen Spitzengruppe gesorgt, zum Schluss verlor er jedoch den Anschluss und wurde Vierter vor Edwin Soi.

Ayalew nicht zu schlagen
Mit dem dritten Erfolg in der Diamond League in Serie hat die Äthiopierin Hiwot Ayalew für eine Vorentscheidung im Diamond League Saisonranking erzielt. Die 24-Jährige, die seit Rang zwei in Eugene vor fast drei Monaten ungeschlagen ist und unter anderem auch bei den Afrikameisterschaften triumphierte, siegte in Stockholm in einer Zeit von 9:17,04 Minuten. Die Entscheidung fiel allerdings erst am letzten Hindernis im Duell mit der Tunesierin Habiba Ghribi. Die Olympia- und WM-Zweite von 2011 lief ihr mit Abstand bestes Rennen der Saison und verwies Emma Coburn auf den dritten und Sofia Assefa gar nur auf den vierten Rang, was für die 26-jährige Äthiopierin das schlechteste Resultat des Jahres bedeutete.

Diamond League Meeting in Stockholm
Text: SIP / TK
Foto: IAAF - H&A Sjogren