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Jubel über einen fantastischen Lauf: Sifan Hassan beim Diamond League Meeting Anfang Juli in Paris.
NEWS
Aregawi vs. Hassan – Duell der Gigantinnen über 1.500m
Beide Läuferinnen sind in Äthiopien geboren, laufen aber für europäische Nationen, und treffen deshalb im mit Spannung erwarteten direkten Duell bei der EM aufeinander. Beide gehören in die absolute Weltklasse dieser Disziplin und könnten für eines der absoluten Highlights dieser Titelkämpfe sorgen.
Bewerb: 1.500m der Damen
Startzeit: Freitag, 15. August um 19:25 Uhr
Titelverteidigerin: Asli Cakir Alptekin (Türkei)
EM-Rekord:
Tatyana Tomashova (Russland) in 3:56,91 Minuten (Göteborg 2006)

Abeba Aregawi ist die amtierende Weltmeisterin und Hallen-Weltmeisterin und läuft seit rund zweieinhalb Jahren für Schweden. Die Startberechtigung für die skandinavische Nation erhielt sie nach einer Hochzeit mit einem seit zwölf Jahren in Schweden lebenden Äthiopier. Seither jagte sie von einem Erfolg zum nächsten, blieb das komplette Kalenderjahr 2013 ohne einzige Niederlage und schien auf europäischer Ebene nach der noch anhaltenden Dopingsperre der türkischen Titelverteidigerin und Olympiasiegerin 2012, Asli Cakir Alptekin bis auf weiteres konkurrenzlos – bis Sifan Hassan kam. Die 21-jährige flüchtete vor mittlerweile sechs Jahren aus ihrer äthiopischen Heimat und kam als Immigrantin in die Niederlande. Im Gegensatz zu Aregawi, die früher bereits Erfolge für Äthiopien gefeiert hatte, aber auch erst mit 16 Jahren erste Wettkämpfe lief, begann Hassan erst in ihrer neuen Heimat richtig mit Laufsport und ein beeindruckender Aufstieg begann. Seit Ende letzten Jahres ist die junge Aufsteigerin der Saison für die Niederlande startberechtigt, mit einer phänomenalen Jahresweltbestleistung bei ihrem Sieg in Paris in 3:57,00 Minuten demonstrierte sie ihr Potenzial.

Duell auf höchster Ebene
Es ist sehr selten, im Rahmen von Europameisterschaften in Laufentscheidungen ein Duell auf einem derartig hohen sportlichen Niveau erwarten zu dürfen, die geschilderten Umstände helfen hierbei sicherlich. Und dementsprechend bietet sich ein Vergleich der Leistungen der beiden Athletinnen bei den hoch dekorierten Wettkämpfen der Diamond League an. Aregawi machte nach einer wahnsinnigen Hallensaison mit Indoor-Europarekord und Weltmeistertitel erstmals in Shanghai auf sich aufmerksam, wo sie ebenso wie in New York und im Rahmen der Team-Europameisterschaft in Braunschweig gewann. In Eugene belegte sie hinter der frisch gebackenen kenianischen Afrikameisterin Hellen Obiri den zweiten Platz. In letzter Zeit regierte allerdings Hassan, die in Shanghai und Eugene jeweils hinter Aregawi ins Ziel kam. In Paris, wo Aregawi sich gesundheitlich nicht wohl fühlte, demontierte sie die Konkurrenz mit der geschilderten Jahresweltbestleistung, zeitgleich holländischer Landesrekord, und auch in Glasgow besiegte sie die Schwedin. Bei den Team-Europameisterschaften kam es zu keinem direkten Duell, da Hassan damals die 3.000m lief.

Enge Geschichte
Um eine Prognose abzugeben: Aufgrund der jüngsten Ergebnisse liegt der Vorteil vielleicht bei Hassan. Allerdings gilt es abzuwarten, wie es sich auswirkt, dass die junge Holländerin in den letzten Wochen auch Wettkämpfe über andere Distanzen bestritt (wie den 5.000m Lauf in Monaco), während Aregawi sich voll und ganz auf ihre Spezialdisziplin konzentrierte. Und eine wichtige Komponente spricht für die 24-jährige Weltmeisterin: Sie ist bereits in ihren jungen Jahren sehr erfahren, was die Teilnahme bei internationalen Meisterschaftsrennen betrifft, während die Holländerin zum ersten Mal um hoch dekorierte Medaillen kämpft. Das Duell gestaltet sich also ausgeglichen, der Zieleinlauf ist offen. Ein Merkmal, das absolut für Spannung sorgt. Hassduell wird es jedenfalls keines, denn Aregawi und Hassan sind befreundet, trainieren manchmal sogar zusammen und beschäftigen denselben Manager. Dass in den Vorläufen beide keine Probleme mit der Finalqualifikation hatten, ist eine überflüssige Bemerkung.

Zweite Entscheidung: das Rennen um Bronze
Auch wenn es auch in dieser Vorschau so klingt, als würden Aregawi und Hassan alleine laufen, dem ist natürlich nicht so. Dass aber eine der anderen zehn Athletinnen, die sich fürs Finale qualifizieren konnten, einen der ersten beiden Plätze belegen könnte, scheint ausgeschlossen. Aber im Sog des Spitzenduos gibt es eine weitere Medaille zu vergeben, für die sich die Britin Laura Weightman bewirbt. Die 23-jährige Olympia-Finalistin von London war zuletzt in Paris eine prächtige Zeit von 4:00,17 Minuten gelaufen und hatte im Konzert der ganz großen aufgezeigt. Kann Weightman eine ähnliche Leistung in Zürich abrufen, ist ein Medaillengewinn abgesehen von unvorhergesehenen Umständen sehr wahrscheinlich. Die in den letzten Jahren stets starken Russinnen haben auf den Mittelstrecken stark abgebaut, die in Zürich aussichtsreichste ist noch Svetlana Karamasheva. Ebenfalls Außenseiterchancen auf eine Medaille sollte die zweite Britin mit dem passenden Nachnamen Hannah England für sich beanspruchen. Als einzige deutschsprachige Finalistin ist die 23-jährige Diana Sujew am Start, die wohl ohne Medaillenchance ist. Das zwölfköpfige Feld komplettieren Renata Plis aus Polen, Amela Terzic aus Serbien, Anna Shchagina aus Russland, Ingvill Makestad-Bovim aus Norwegen, Federica Del Buono aus Italien und Nataliya Pryshchepa aus der Ukraine. Interessant: Im Finalfeld ist keine Athletin, die je bei Europameisterschaften über 1.500m eine Medaille geholt hat.

Leichtathletik-Europameisterschaften 2014 in Zürich
EM-Zeiplan
Text: SIP / TK
Foto: IAAF - Jiro Mochizuki / Errol Anderson