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David Rudisha gelang ein erfolgreiches Testrennen im Glasgower Hamden Park im Rahmen der Diamond League Serie.
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Kenianische Stars streben nach Gold bei Commonwealth Games
Am vergangenen Dienstag wurden in Glasgow die 21. Commonwealth Games eröffnet, ab Sonntag stehen die Leichtathletik-Bewerbe im legendären Hamden Park Stadium auf dem Programm. Im Laufbereich der Leichtathletik zeichnet sich ein Triumphzug Kenias ab, das zahlreiche Stars für Glasgow nominiert hat.
Die Commonwealth Games sind ein internationales Sportereignis, in dessen Programm 17 verschiedene Sportarten und 261 Medaillenentscheidungen stehen, bei dem sich alle vier Jahre die besten Sportler aus den Ländern des Commonwealth of Nations begegnen. Der Commonwealth of Nations ist eine inoffizielle Verbindung souveräner Staaten, die ehemals zum Kolonialgebiet Großbritanniens gezählt haben. Insgesamt 53 Mitgliedsstaaten gehören dem Commonwealth of Nations an, das sind neben „Mutternation“ Großbritannien auch Großnationen wie Australien, Neuseeland, Südafrika oder Kanada. Und eben auch die ostafrikanische Laufnation Kenia, die besonders für die Laufbewerbe der Leichtathletik zahlreiche Stars nach Glasgow geschickt hat, oder die Sprinternation Jamaika. Aus Europa sind neben den vier Verbänden der britischen Insel auch Malta, Gibraltar und Zypern mit dabei.

Für die weltweite Sportaufmerksamkeit sind die Commonwealth Games kein wichtiges Sportereignis, schließlich nehmen zahlreiche große Sportnationen der Welt wie die USA, Russland oder China nicht teil. Für die teilnehmenden Nationen und Sportler sind die Commonwealth Games aber auch aufgrund ihrer Tradition nach wie vor ein relevanter Event – auch wenn die Bedeutung in den letzten Jahren in der Tat abgenommen hat.

Der Austragungsort
Zum dritten Mal nach 1970 und 1986, jeweils Edinburgh, finden die Commonwealth Games in Schottland statt. Damit sind die Commonwealth Games nach zwölf Jahren (Manchester) wieder zurück auf britischem Boden. Rund 6.500 Athleten aus 71 Nationen (mehr Nationen als Mitgliedsstaaten, da zum Beispiel England, Schottland, Wales und Nordirland als eigene Verbände antreten und nicht unter dem Gesamtverband Großbritannien), oder eben besser gesagt Delegationen, haben die Reise in die schottische Arbeiterstadt angetreten. Die Veranstalter im Norden des Königsreichs sind jedenfalls hoch motiviert, möchten sie doch den zahlreichen Athleten aus allen Kontinenten eine ähnlich fantastische Bühne bieten als bei den mehr als gelungenen Olympischen Spielen vor zwei Jahren in London. Auch wenn Gesamtbudget, öffentliche Aufmerksamkeit, sportliche Leistungen und Strahlkraft der Commonwealth Games mit jenen von Olympischen Spielen weit nicht vergleichbar sind.

Die Geschichte
Unter dem Eindruck der Olympischen Spiele 1928 in Amsterdam griff der Kanadier M. M. Robinson die Idee auf, ein reines Sportereignis als British Empire Games auszutragen. Die Idee wurde zwei Jahre später in Hamilton, Kanada umgesetzt. Mehrere Namensänderungen führten zum seit 1978 verwendeten Begriff der Commonwealth Games. In deren Rahmen erlebte die Sportwelt zahlreiche sporthistorische Momente: Zum Beispiel die „Miracle Mile“ 1954 in Vancouver, als der Engländer Roger Bannister den Australier John Landy in einem epischen Rennen besiegte. Oder Filbert Bayi aus Tansania, der 1974 im neuseeländischen Christchurch die 1.500m in neuer Weltrekordzeit von 3:32,16 Minuten gewann und damit Lokalmatador John Walker auf den zweiten Rang verdrängte. Oder als Craig Mottram 2006 in Melbourne mit rund 100.000 Zuschauer im Rücken über 5.000m einen spannenden Zweikampf gegen den Kenianer Augustine Choge verlor.

Die Stars der Laufszene
Der große Star des kenianischen Aufgebots ist David Rudisha, der unlängst im Rahmen der Diamond League das 800m Rennen in Glasgow gewinnen konnte. Der 25-jährige, der vor zwei Jahren in London in neuer Weltrekordzeit zum Olympiasieg stürmte, möchte die Goldmedaille bei den Commonwealth Games nur allzu gern seiner Vita hinzufügen. Auf der zweifachen Stadionrunde ist Rudisha dabei der haushohe Topfavorit.
Über 3.000m Hindernis kommt es zum lang ersehnten Aufeinandertreffen der beiden aktuellen Stars der Szene: Ezekiel Kemboi, gemeinsam mit Rudisha kenianischer Teamkapitän, hat sich die Commonwealth Games zum Saisonhöhepunkt erkoren – ein Titel, der dem Olympiasieger von 2004 und 2012 sowie dreifachen Weltmeister in Serie in der Tat noch fehlt. Die Vorbereitung bestritt Kemboi in seiner Heimat Kenia und ging den großen europäischen Meetings aus dem Weg. Dort brillierte sein junger Landsmann Jairus Birech, der zuletzt vier Diamond League Erfolge in Serie feiern konnte.
Auch auf sämtlichen anderen Laufdistanzen ist das kenianische Aufgebot mit Starfaktor versehen: Bei den Damen läuft Eunice Sum die 800m, Hellen Obiri ist über die 1.500m am Start, Weltmeisterin Milcah Chemos möchte über die 3.000m Hindernis auf die Straße des Erfolges zurückkehren, über 5.000m heißt die Favoritin Mercy Cherono und eine ganz besondere Starterin schicken die Kenianer über 10.000m ins Rennen: Florence Kiplagat, die im Frühjahr erst in Barcelona einen neuen Weltrekord im Halbmarathon lief und später Rang zwei beim London Marathon belegte. Nicht viel anders sieht es bei den Herren aus, wo 3.000m-Hallenweltmeister Caleb Ndiku die 5.000m läuft und der neue Shootingstar Ronald Kwemoi, in Monaco zuletzt mit Juniorenweltrekord in die Weltspitze gestürmt, gilt über die 1.500m als Favorit, nachdem die großen Asbel Kiprop und Silas Kiplagat die Qualifikation bei den Kenya Trials – möglicherweise nicht ganz unfreiwillig – verpasst hatten.

Klingende Namen im Marathon
Wer glaubt, angesichts der anstehenden hochkarätigen City-Marathons im Herbst wären die Marathonentscheidungen unterklassige Rennen, sieht sich getäuscht: Bei den Damen ist die Siegerin des Vienna City Marathon 2013 und des Paris Marathon 2014, Flomena Cheyech ebenso am Start wie Caroline Kilel, zweifache Siegerin des BMW Frankfurt Marathon. Bei den Herren zählen der Kenianer Erick Ndiema und Abraham Kiplimo aus Uganda zu den aussichtsreichsten Kandidaten auf Gold. Beide Marathon-Startfelder sind allerdings überschaubar.

Die Medaillenkandidaten aus Afrika und Ozeanien
Sehr gute Medaillenchancen rechnen sich Winnie Nanyondo aus Uganda über 800m der Damen, die Südafrikaner Andre Olivier (800m) und Johan Cronje (1.500m), der Neuseeländer Nick Willis, der über 1.500m die Goldmedaille anstrebt, sowie die Australien Zoe Buckman (1.500m), Jeffrey Riseley (800m und 1.500m) und Alex Rowe (800m) aus.

Farahs Absage schmerzt
Die wohl bitterste sportliche Nachricht musste die britische Leichtathletik bereits vor dem Start der Commonwealth Games zur Kenntnis nehmen. Mo Farah sollte eigentlich ähnlich wie in London vor zwei Jahren über 5.000m und 10.000m eine doppelte goldene Show abliefern, doch Magenprobleme warfen den 31-jährigen im Training zurück. „Ich wollte wirklich die Commonwealth Titel meinen Siegen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften hinzufügen, aber der Event kommt zu früh für mich. Mein Körper sagt mir, dass er noch nicht bereit ist für solche Rennen“, lautete die Absage des großen Stars. Für britische Erfolge im Laufbereich sollen nun vorwiegend Andrew Osagie (England) als Medaillenkandidat über 800m oder Chris O’Hare über 1.500m, Europameisterin Lynsey Sharp über 800m oder der 21-jährige Shootingstar Laura Muir über 800m und 1.500m (alle Schottland) sorgen.

Commonwealth Games 2014
Text: SIP / TK
Foto: IAAF – Victah Sailer