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Daumen hoch: Mary Cain beim Jubel mit der US-amerikanischen Flagge, unmittelbar nach ihrem großen Auftritt über 3.000m.
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Jubel in Stars&Stripes: Mary Cain vergoldet die 3.000m der Damen
Die große US-Hoffnung Mary Cain kann dem immensen Druck aus ihrer Heimat standhalten und triumphiert vor heimischem Publikum über die 3.000m. Eine große Überraschung liefert der 800m Lauf der Damen, wo die favorisierte Kubanerin Sahily Diago von der Kenianerin Margaret Wambui deutlich besiegt wird. Aus österreichischer Sicht begeistert der Auftritt einer 400m-Läuferin.
Es war eine riesige Herausforderung für die junge US-Amerikanerin, der Druck auf ihren Schulter musste tonnenschwer gewesen sein. Eine ganze Leichtathletiknation erwartete von ihr nichts als die Goldmedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Eugene 2014 – vor heimischem Publikum. Und als die Amerikanerin ihr Ziel erreichte, begleitete sie tosender Applaus der begeisterten Zuschauer am Hayward Field.

Gewissenhaft hatte sich Mary Cain gemeinsam mit ihrem Trainer Alberto Salazar vorbereitet und die vielseitige Mittel- und Langstreckenläuferin hatte die 3.000m als Distanz gewählt, um den erträumten Erfolg in die Realität umzusetzen. Und sie schaffte es und befriedigte sämtliche Erwartungen. Mary Cain, 18 Jahre alt, aus dem Bundesstaat New York – das könnte durchaus der Name einer in Zukunft sehr erfolgreichen Läuferin sein. Ihre erste Sternstunde in Eugene vollbrachte sie in neuer persönlicher Bestleistung von 8:58,48 Minuten, hatte damit zum ersten Mal die Marke von neun Minuten unterboten, und holte nach Rang sechs bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2012 in Barcelona – damals über 1.500m – ihre erste internationale Medaille. Im vergangenen Jahr war sie bei den offenen Weltmeisterschaften in Moskau am Start und stand im Finale über 1.500m, das sie respektabel als Zehnte beendete. Nie zuvor hatte eine US-amerikanische Läuferin bei Junioren-Weltmeisterschaften eine Goldmedaille auf einer Laufdistanz über 800m gewonnen. Das ist die besondere historische Note dieses umjubelten Siegs.

Hinter Mary Cain freuten sich zwei Kenianerinnen: Lilian Rengeruk holte Silber in einer Zeit von 9:00,53 Minuten, ihre Landsfrau Valentina Mateiko gewann Bronze in neuer persönlicher Bestleistung von 9:00,79 Minuten. Dagegen ging die Japanerin Nozomi Takamatsu auf Rang vier knapp leer aus. Die Entscheidung um den Sieg fiel rund 200m vor der Ziellinie, als Cain zum ersten Mal an die Spitze ging und das Tempo merklich erhöhte. „Ich habe mich auf den letzten Metern einfach nur gut gefühlt“, berichtete die Siegerin. Während die Äthiopierin Senbere Teferi, vermeintlich die große Favoritin für die 3.000m, überraschend in der Startliste für die 1.500m steht, spielte die Polin Sofia Ennaoui, bereits Unter-9-Minuten-Läuferin keine Rolle und stieg aus.

Sensation über 800m
Als haushohe Favoritin war die Kubanerin Sahily Diago in die finale Entscheidung über die zweifache Stadionrunde gegangen, schließlich war sie die einzige Läuferin im Feld, die jemals schon unter zwei Minuten gelaufen ist – und das zweimal mit 1:57er Zeiten im Mai 2014. Umso größer die Überraschung, dass Diago diesen Favoritenstatus nicht in die Goldmedaille bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Eugene ummünzen konnte. Eine auf den letzten 70 Metern wie von einer Tarantel gestochen Richtung Ziel stürmende Margaret Wambui aus Kenia stahl der Kubanerin die Show und holte sich mit einem für diese Distanz mehr als nur beachtlichen Vorsprung von über eineinhalb Sekunden die Goldmedaille. Die 18-jährige, die in ihrer Erscheinung bizarrerweise an die umstrittene südafrikanische Ex-Weltmeisterin Caster Semenya erinnert, fixierte den größten Triumph ihrer Karriere in einer Laufzeit von 2:00,49 Minuten, gleichzeitig persönliche Bestleistung. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren geht der Juniorinnen-WM-Titel über 800m damit wieder nach Kenia. Diago wurde Zweite in 2:02,11 Minuten, die Bronzemedaille sicherte sich die Australierin Georgia Wassall in 2:02,71 Minuten. Die einzige europäische Starterin im Feld, Anita Hinriksdottir ging engagiert ins Rennen und führte das Feld mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit mehr als eine Runde lang an. Damit hatte die Isländerin alles auf eine Karte gesetzt, als sie nachließ und ihre Konkurrentinnen an ihr vorbeizogen, warf sie aus aussichtsloser Position entnervt das Handtuch. Für die beiden Deutschen Alina Ammann und Sarah Schmidt stellte das Halbfinale eine zu große Hürde dar, die Schweizerin Livia Müller scheiterte bereits im Vorlauf.

Kenianer triumphieren über 1.500m der Herren
Das Finale über die 1.500m der Herren war eine Angelegenheit, die von Beginn an von den Läufern aus Kenia dominiert wurde. Im Finale hielt Jonathan Sawe, der lange Zeit davor bereits an der Spitze gelaufen ist, seine Position und sicherte sich in einer Zeit von 3:40,02 Minuten seine erste Goldmedaille im Juniorenbereich. Für Kenia war es der neunte Titel im 15. Rennen bei Junioren-Weltmeisterschaften. In seinem Rücken setzte sich Abdi Mouhyadin aus Dschibuti in einem spannenden Sprint um den silbernen zweiten Rang knapp gegen den zweiten Kenainer Hillary Ngetich durch. Damit wurde Ngetich, der bei den letzten Junioren-Weltmeisterschaften in Barcelona vor zwei Jahren Silber gewann, seiner Favoritenrolle vor dem Finale nicht ganz gerecht, reist aber immerhin mit Edelmetall dekoriert aus den USA ab. Ein noch größerer Triumph stellte der Medaillengewinn für den 18-jährigen Mouhyadin dar, schließlich hat noch nie ein Leichtathlet aus Dschibuti eine Medaille bei Junioren-Weltmeisterschaften gewonnen, selbst Ayanleh Souleiman nicht. Für einen tollen siebenten Platz sorgte der 18-jährige Deutsche Julius Lawnik, sein Landsmann Sebastian Hendel war bereits im Vorlauf gescheitert.

Licht und Schatten für ÖLV
Julia Millonig (ULC Riverside Mödling) hat über die 3.000m Hindernis die Überraschung nicht realisieren können und scheitert in einer Laufzeit von 10:42,95 Minuten bereits im Vorlauf – und das deutlich. Über 23 Sekunden hätte sie schneller sein müssen, um sich einen Platz im 15köpfigen Finalfeld zu sichern. Dabei erwischte die 18-jährige den schnelleren Vorlauf, in dem sich neben den fünf Erstplatzierten, die fix ins Finale aufstiegen, auch sämtliche der fünf Zeitschnellsten befanden. Doch das Feld war für die Leistungsfähigkeit Millonigs einfach zu stark, nicht weniger als elf Läuferinnen vor Millonig liefen neue persönliche Bestleistungen, die Peruanerin Zulema Arenas sogar einen neuen Südamerikarekord für Juniorinnen. Immerhin lief auch die Österreicherin die zweitschnellste Zeit ihrer Karriere.
Dagegen konnte Susanne Walli (Zehnkampf Union) über 400m mit einer sensationellen Leistung überzeugen. In neuer persönlicher Bestleistung von 53,94 Sekunden schaffte sich haarscharf den sensationellen Finaleinzug. „Ich kann es kaum fassen!“, lautete die erste Reaktion der jungen Österreicherin. Der Finallauf über die Stadionrunde steht am frühen Samstagmorgen, 5:30 Uhr mitteleuropäischer Zeit auf dem Programm.


Ergebnis 3.000m der Damen

1. Mary Cain (USA) 8:58,48 Minuten
2. Lilian Rengeruk (KEN) 9:00,53 Minuten
3. Valentina Mateiko (KEN) 9:00,79 Minuten

4. Nozomi Takamatsu (JPN) 9:02,85 Minuten
5. Etagegn Woldu (ETH) 9:06,42 Minuten
6. Emine Hatun Tuna (TUR) 9:06,85 Minuten
7. Jessica Hull (AUS) 9:08,85 Minuten
8. Weini Kelati (ERI) 9:12,32 Minuten
9. Gabriela Stafford (CAN) 9:14,97 Minuten
10. Anna Stefani (ITA) 9:23,12 Minuten

Ergebnis 800m der Damen

1. Margaret Wambui (KEN) 2:00,49 Minuten
2. Sahily Diago (CUB) 2:02,11 Minuten
3. Georgia Wasall (AUS) 2:02,71 Minuten


4. Georgia Griffith (AUS) 2:04,12 Minuten
5. Sara Souhi (MAR) 2:06,16 Minuten
6. Zeyituna Mohammed (ETH) 2:09,38 Minuten

Ergebnis 1.500m der Herren

1. Jonathan Sawe (KEN) 3:40,02 Minuten
2. Abdi Mouhyadin (DJI) 3:41,38 Minuten
3. Hillary Ngetich (KEN) 3:41,61 Minuten


4. Tiago André (BRA) 3:42,58 Minuten
5. Zak Patterson (AUS) 3:44,21 Minuten
6. Jan Petrac (SLO) 3:44,39 Minuten
7. Julius Lawnik (GER) 3:44,96 Minuten
8. Alexis Milliet (FRA) 3:45,28 Minuten
9. Willian Levay (SWE) 3:45,31 Minuten
10. Yemaneberhan Crippa (ITA) 3:47,16 Minuten

Junioren-Weltmeisterschaften 2014 in Eugene
WM-Zeitplan
Text: SIP / TK
Foto: IAAF – Getty Images