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Gott sei Dank verlief der Boston Marathon 2014 friedlich. Dass die sportlichen Schlagzeilen im Vordergrund standen, dafür sorgte insbesondere Rita Jeptoo mit ihrem sagenhaften Streckenrekord.
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Rita Jeptoo läuft fabelhaften Streckenrekord in Boston
Mit einer herausragenden Leistung krönt sich die Kenianerin Rita Jeptoo zur Boston-Triplesiegerin. Nach ihren Triumphen von 2006 und 2013 setzt sie ihrer Leistung 2014 das Sahnehäuptchen auf und verbessert den Streckenrekord bei der traditionsreichsten Marathonveranstaltung weltweit deutlich. Bei den Herren feiern die Amerikaner den ersten Heimsieg seit Ewigkeiten. Dabei wird Meb Keflezighi für eine mutige Taktik belohnt.
Nie zuvor in der 117-jährigen Geschichte war eine Läuferin auf der Traditionsstrecke von Hopkinton nach Boston unter 2:20 Stunden gelaufen. Doch es war nicht allein das Überwinden dieser Marke, das so fantastisch wirkte am Auftritt Rita Jeptoos. Die 33-jährige pulverisierte den alten Streckenrekord von Margaret Okayo aus dem Jahr 2002 um eine Minute und 46 Sekunden und schraubte ihn auf eine Zeit von 2:18:57 Stunden. Jeptoos persönliche Bestleistung liegt im Übrigen bei einer Zeit von 2:19:57 Stunden, gelaufen im vergangenen Jahr bei ihrem Sieg in Chicago. Erreichte Leistungen beim Boston Marathon werden bekanntermaßen von der offiziellen Statistik nicht erfasst, da in Boston auf einer so genannten „Punkt zu Punkt-Strecke“ gelaufen wird und auch der Höhenunterschied nicht den Regeln entspricht. Trotzdem ist eine derartige Zeit auf dem topografisch anspruchsvollen Kurs, besonders vor dem Erreichen der Stadt Boston, absolut beachtenswert.

Hohes Tempo zu Rennbeginn fruchtet
Bereits früh im Rennen wurde deutlich, dass der 118. Boston Marathon bei den Damen ein schneller werden würde. Die US-amerikanische 10.000m-Spezialistin Shalane Flanagan, die im vergangenen Jahr mit Rang vier beim Boston Marathon auch über die 42,195 Kilometer aufhorchen lassen hatte, hielt von Beginn an das Tempo atemberaubend hoch. „Ich hatte nicht erwartet, dass mir gleich so viele Damen folgen könnten“, zeigte sich die mutige Amerikanerin nach dem Rennen überrscht. Am längsten Anstieg hinauf zum legänderen Heartbreak Hill, der schwierigsten Passage des hügeligen Kurses, nahm Topfavoritin Jeptoo das Ruder in die Hand und zog als Solistin davon. In einem Herzschlagfinale gegen die 2:19-Stunden-Marke, die zuletzt Mary Keitany bei ihrem Triumph in London vor zwei Jahren in einem Marathon unterboten hatte, konnte die 33-jährige noch zulegen und bescherte dem ältesten City Marathon der Welt nur ein Jahr nach den traurigsten Momenten seiner Geschichte ein paar der glücklichsten.

Sieg Nummer drei
„Ich hatte nicht damit gerechnet, so schnell zu laufen. Ich war überrascht, dass von Beginn an derartig viel Feuer im Rennen war. Deswegen habe ich gepuscht bis zum Ende und meine gute Vorbereitung hat sich rentiert. Ich bin überglücklich“, freute sich die Triumphatorin nach ihrem Husarenstück. Mit ihrem dritten Boston-Sieg fehlt Rita Jeptoo nur noch ein Erfolg um den Rekord ihrer Landsfrau Catherine Ndereba zu egalisieren.

Vier Läuferinnen unter altem Streckenrekord
Dank des ultraschnellen Rennens blieben neben Jeptoo noch drei weitere Damen unter dem alten Streckenrekord. Die Äthiopierin Buzunesh Deba knackte in 2:19:59 Stunden erstmals die Schallmauer von 2:20 Stunden, ihre Landsfrau Mare Dibaba wurde Dritte in einer Zeit von 2:20:35 Stunden knapp vor der Kenianerin Jemima Jelagat (2:20:41 Stunden, sieben Sekunden unter ihrer Bestzeit aus Chicago 2013). Auch die folgenden Positionen sind interessant: Fünfte wurde die ehemalige 10.000m-Weltklasseläuferin Meselech Melkamu in passablen 2:21:28 Stunden, eine Sekunde vor der Weißrussin Aleksandra Duliba. Die 28-jährige blieb damit über zwei Minuten unter ihrer vor einem halben Jahr in Chicago aufgestellten persönlichen Bestleistung! Würde diese Leistung in die offiziellen Rekordbücher einfließen, wäre Duliba nun die fünftschnellste Europäerin im Marathon aller Zeiten.

Flanagan überzeugt, Kenianerinnen enttäuscht
Shalane Flanagan erreichte nach ihrer hohen Angangsgeschwindigkeit am Ende Rang sieben, feierte in 2:22:02 Stunden eine neue persönliche Bestleistung und erzielte die schnellste jemals von einer US-Amerikanerin gelaufene Zeit beim Boston Marathon. Weniger erfreut waren die kenianischen Mitfavoritinnen Sharon Cherop und Caroline Kilel: Nachdem sie von Beginn an dem hohen Tempo Tribut zollen mussten, waren sie im Endeffekt kein Faktor im Rennen. Cherop wurde Achte in einer Zeit von 2:23:00 Stunden, die zweifache Frankfurt Marathon Siegerin Kilel tauchte gar erst als 17.schnellste auf der Ziellinie auf, in einer Zeit, die kaum der Rede Wert ist: 2:32:04 Stunden.

Historischer Heimsieg
Für einen historischen Moment in der Geschichte des Boston Marathon sorgte der US-Amerikaner Meb Keflezighi. Als erster Amerikaner seit Greg Meyer vor 31 Jahren schaffte er in Boston einen Heimsieg. Gleichzeitig stellte er in einer Zeit von 2:08:37 Stunden eine neue persönliche Bestleistung auf.

Frühe Flucht gelingt
Besonders aus strategischer Sicht war der Sieg des US-Amerikaners mit eritreeischen Wurzeln ein herausragender: Bereits nach 5 Kilometern setzte sich der 38-jährige Oldie gemeinsam mit seinem Trainingsparter Josephat Boit, ein in den USA lebender Kenianer, vom Feld der Favoriten ab und gestaltete das Rennen auf eigene Faust. Während Boit vom Elitefeld eingeholt wurde und am Ende Elfter wurde, zog Keflezighi durch und überraschte damit nicht nur sich, sondern die versammelte Favoritenschaft.

Elitefeld reagiert zu spät

Als das Elitefeld Keflezighis entschlossene Attacke begann erst zu nehmen, war es bereits zu spät. Trotz einer merklichen Tempoverschärfung kam keiner mehr an den US-Sieger heran. Die Topfavoriten Dennis Kimetto und Vorjahressieger Lelisa Desisa gaben sogar auf, was den Husarenritt Kelflezighis etwas erleichterte, Selbigen aber nicht schmälert. „Wir hatten Angst, mit ihm mitzugehen, und uns zu übernehmen“, erklärte der später zweitplatzierte Wilson Chebet.

Oldie but Goldie

„Ich habe mich mental Richtung Ziel geprügelt, ich wusste, dass es sich ausgehen konnte. Die Unterstützung der Zuschauer war wahnsinnig, ich habe diese Energie aufgesogen. Ich war sehr nervös im Finale“, berichtete der Überraschungssieger nach dem Rennen.“ Keflezighi ist der erste US-Amerikaner, der sowohl den Boston und den New York City Marathon für sich entscheiden konnte, als auch eine Olympische Medaille im Trophäenschrank hängen hat (Silber bei den Spielen von Athen 2004). Seit dem Jahr 1930 war kein Boston Sieger mehr so alt wie Keflezighi, der in zwei Wochen seinen 39. Geburtstag feiert.

Kenianer auf zwei und drei
Den Sprint um Rang zwei im rein kenianischen Duell entschied Wilson Chebet, der neun Sekunden hinter Keflizighi ins Ziel kam, knapp gegen Frankline Chepkwony für sich. Hinter dem Ukrainer Vitaliy Shafar kam mit Markos Geneti der beste Äthiopier erst auf Rang fünf ins Ziel.

Emotionaler Boston Marathon
Nicht nur aufgrund des furiosen Heimsiegs durch Keflezighi war der 118. Boston Marathon wohl der emotionalste in seiner Geschichte. Exakt ein Jahr nach den tragischen Anschlägen im Zielraum des Boston Marathon startete mit 36.000 Teilnehmern das zweitgrößte Feld der Geschichte in den Traditionsmarathon. Unter ihnen standen auch knapp 5.000 eingeladene Läufer, denen im vergangenen Jahr aufgrund der Detonationen der Zieleinlauf verwehrt blieb. Ein nie dagewesenes Polizei-Aufgebot garantierte für die Sicherheit der Athleten und Zuschauer beim heurigen Event.


Ergebnisse Boston Marathon

Herren
1. Meb Keflezighi (USA) 2:08:37 Stunden
2. Wilson Chebet (KEN) 2:08:48 Stunden
3. Frankline Chepkwony (KEN) 2:08:50 Stunden
4. Vitaliy Shafar (UKR) 2:09:37 Stunden
5. Markos Geneti (ETH) 2:09:50 Stunden
6. Joel Kimurer (KEN) 2:11:03 Stunden
7. Nicolas Arciniaga (USA) 2:11:47 Stunden
8. Jeffrey Eggleston (USA) 2:11:57 stunden
9. Paul Lonyangata (KEN) 2:12:34 Stunden
10. Adil Annani (MAR) 2:12:43 Stunden

Damen
1. Rita Jeptoo (KEN) 2:18:57 Stunden
2. Buzunesh Deba (ETH) 2:19:59 Stunden
3. Mare Dibaba (ETH) 2:20:35 Stunden
4. Jemima Jelagat (KEN) 2:20:41 Stunden
5. Meselech Melkamu (ETH) 2:21:28 Stunden
6. Aleksandra Duliba (BLR) 2:21:29 Stunden
7. Shalane Flanagan (USA) 2:22:02 Stunden
8. Sharon Cherop (KEN) 2:23:00 Stunden
9. Phlies Ongori (KEN) 2:23:22 Stunden
10. Desiree Linden (USA) 2:23:54 Stunden

Boston Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Veranstalter - Getty Images