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Zu diesem Zeitpunkt war die Welt noch in Ordnung: Rita Jeptoo läuft als Siegerin über die Ziellinie und feiert ihren zweiten Boston-Erfolg nach 2006.
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Boston Marathon unter dem Eindruck: das Jahr danach
Vor einem Jahr wurde die Bühne des traditionsreichsten, modernen City-Marathons für einen terroristischen Anschlag missbraucht. Zwei Bomben detonierten unmittelbar im Zielraum, für drei Menschen endete diese Katastrophe tödlich, rund 260 Menschen wurden verletzt. In Jahr eins nach den traurigsten Momenten in der Geschichte des Boston Marathon sollen wieder die sportlichen Schlagzeilen im Vordergrund rücken.
Vergangenen Dienstag, auf den Tag genau ein Jahr nach dem Anschlag auf den Boston Marathon, versammelten sich tausende Menschen auf der Ziellinie auf der Boylston Street um den drei Verstorbenen mit einer Zeremonie inklusive Schweigeminute zu gedenken. Um heuer nichts dem Zufall zu überlassen, werden am kommenden Montag über 3.500 Polizisten die Sicherheit der Veranstaltung unterstützen, über 100 neu installierte Kameras überwachen die Strecke und 50 Stellen wurden extra eingerichtet, um Zuschauer optimal beobachten zu können. Zuschauern ist es übrigens nicht erlaubt Rucksäcke oder Taschen mit sich zu bringen, einzig durchsichtige Plastiksackerl werden toleriert. „Unser Ziel ist es nicht, die Leute zu erschrecken. Wir wollen einen sicheren Tag für die ganze Familie ermöglichen. Wir haben seit dem letzten Jahr einiges verändert“, erläutert William Evans von der Boston Police.

Tradition, Patriotismus und der inoffizielle Weltrekord
Bereits zum 118. Mal findet der Boston Marathon in diesem Jahr statt, damit ist die Veranstaltung der älteste Marathon, der immer am selben Ort ausgetragen wird. Ein Jahr vor der Premiere am 19. April 1897 wurde von Marathon nach Athen der erste Marathon der modernen Olympischen Geschichte gelaufen. Der Boston Marathon findet jährlich am „Patriot’s Day“ statt, der im US-Bundesstaat Massachusetts traditionell am dritten Montag im April gefeiert wird. Gestartet wird in Hopkinton in den Hügeln vor Boston, das Ziel ist in der Metropole am Atlantischen Ozean. Da der Kurs ein Gefälle von rund 140 Metern aufweist, ist er nicht rekordtauglich: der Streckenrekord von Geoffrey Mutai, der bei 2:03:02 Stunden liegt, ist deshalb auch nicht als Weltrekord anerkannt.

Zweitgrößtes Starterfeld
In diesem Jahr werden 36.000 Läuferinnen und Läufer die 42,195 Kilometer an der Ostküste der USA in Angriff nehmen, damit feiert Boston das zweitgrößte Starterfeld aller Zeiten nach dem 100-jährigen Jubiläum 1996. Der Grund dafür ist folgender: 5.624 Läufer/innen wurde im vergangenen Jahr durch die Explosionen der Zieleinlauf verwehrt, deshalb lud sie der Boston Marathon auf einen kostenlosen Startplatz ein; rund 4.500 nahmen dieses Angebot auch an.

Hochklassiges Duell
Zwei Namen stechen aus dem Elitefeld der Herren heraus: Lelisa Desisa reist als Titelverteidiger nach Boston. Der 24-jährige blickt auf eine herausragende Marathonsaison 2013 zurück: Vor seinem Sieg in Boston triumphierte er in Dubai in persönlicher Rekordzeit von 2:04:45 Stunden und im Sommer holte er WM-Silber hinter Stephen Kiprotich in Moskau. Sein größter Rivale dürfte der Kenianer Dennis Kimetto sein, der als Schnellster der Meldeliste ins Rennen geht. Im vergangenen Herbst lief der 30-jährige einen furiosen Chicago Marathon, den er in Streckenrekordzeit und persönlicher Bestleistung von 2:03:45 Stunden gewann. Hervorragende Auftritte in Tokio oder in Berlin in den vergangenen Jahren zeugen davon, dass der Kenianer zu den absolut Besten seines Metiers gehören.

Insgesamt laufen sieben Athleten in Boston, die in ihrem Leben bereits unter 2:05:30 Stunden gelaufen sind. Damit ist es das qualitativ beste Feld in der Geschichte des Marathonklassikers. Neben Gebregziabher Gebremariam, Markos Geneti und Tilahun Regassa aus Äthiopien sowie Wilson Chebet aus Kenia ist auch der US-Amerikaner Ryan Hall dabei, der bei diesem unbeschreiblich schnellen Boston Marathon 2011 in 2:04:58 Stunden die schnellste Marathonzeit eines Nicht-Kenianers und Nicht-Äthiopiers aller Zeiten erzielt hat – wenn auch inoffiziell.

Vorjahressiegerin kommt zurück
Wie bei den Herren ist auch im Damen-Feld die Vorjahressiegerin am Start. Rita Jeptoo siegte 2013 in einer unspektakulären Zeit von 2:26:25 Stunden (auch die Herren liefen nicht unter 2:10 Stunden), ein halbes Jahr später überzeugte sie jedoch mit einer persönlichen Bestzeit und Jahresweltbestzeit, als sie in Chicago in 2:19:57 Stunden triumphierte. Der Damen-Bewerb litt unter der ein oder anderen namhaften Absage, deshalb kommen die größten Konkurrentinnen der 33-jährigen wohl aus dem eigenen Lager: Die WM-Dritte von 2011 Sharon Cherop und die zweifache Frankfurt-Marathon-Siegerin Caroline Kilel wollen um den Sieg mitlaufen. Mit im Rennen ist auch die Vorjahresvierte Shalane Flanagan aus den USA.

Livestream ab 15.30 Uhr

Boston Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Veranstalter - Victah Sailer