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So läuft der momentan beste Marathonläufer: Wilson Kipsang.
NEWS
Weltrekordler Kipsang gewinnt in London mit Streckenrekord
Bei seinem ersten Marathon seit seinem Weltrekord vor mittlerweile mehr als einem halben Jahr hat sich Wilson Kipsang mit Pauken und Trompeten zurückgemeldet. Der 32-jährige feiert beim traditionsreichen London Marathon den siebenten Sieg in seinem zehnten Marathon und markiert einen neuen Streckenrekord. Bei den Damen machen die beiden Kiplagats den Sieg unter sich aus und Tirunesh Dibaba überzeugt mit einem fantastischen Debüt.
Auch wenn viele – der Veranstalter mit eingeschlossen – bei wirklich idealen Bedingungen in der britischen Metropole von einem neuen Weltrekord träumten, hat Wilson Kipsang erneut unter Beweis gestellt, dass er in Moment das Maß aller Dinge im Marathonlauf ist. Mit einer Zeit von 2:04:29 Stunden lief er nicht nur den schnellsten London Marathon aller Zeiten, sondern auch die Jahresweltbestzeit. Tsegaye Mekonnen war in Dubai drei Sekunden langsamer gewesen. „Das war wirklich großartig, hier zu gewinnen. Ab Kilometer 31 habe ich entschieden, einen Gang hochzuschalten und habe immer wieder gepuscht. Ich glaube, ich habe gut gearbeitet und meine Taktik ist ideal aufgegangen“, bilanzierte der Sieger später.

Entscheidung drei Kilometer vor dem Ziel
In der rennentscheidenden Phase konnten viele namhafte Mitstreiter, wie auch beispielsweise die beiden Mutais, der von der Initiative Kipsangs geprägten Spitzengruppe nicht mehr folgen. Einzig Stanley Biwott wich bis drei Kilometer vor dem Ziel nicht von der Seite seines Landsmanns, erst dann konnte der 27-jährige, der vor einer Woche seinen Paris-Streckenrekord an Kenenisa Bekele verloren hatte, einer Attacke Kipsangs nicht mehr folgen. Biwott erreichte das Ziel als Zweiter in einer hervorragenden Zeit von 2:04:55 Stunden und markierte damit eine neue persönliche Bestleistung. Somit gelang es zum ersten Mal in 34 Jahren in London, dass zwei Herren beim selben Rennen die 2:05-Stunden-Marke knackten.

Enttäuschung für Kebede
Mit Hoffnungen auf den großen Coup war Vorjahressieger Tsegaye Kebede ins Rennen gegangen. Der 27-jährige Äthiopier, der den London Marathon bereits zweimal zu seinen Gunsten entscheiden konnte, wollte im stärksten Feld, in dem er je gelaufen ist, seine Meisterprüfung ablegen. Diesem eigenen Vorhaben konnte der Äthiopier nur bedingt gerecht werden, da er nicht ganz zu einer Topzeit laufen konnte. Nichtsdestotrotz zeigte Kebede, dessen Trainingskollege Getu Feleke praktisch zeitgleich beim Vienna City Marathon triumphierte, eine bärenstarke Leistung und lief über weite Strecken engagiert an der Spitze mit. Im Finale fehlten ihm dann die entscheidenden paar Prozent, um mit dem kenianischen Duo mithalten zu können, im Sprint um Platz drei setzte er sich jedoch gegen seinen Landsmann und Trainingspartner Ayele Abshero durch. Mit einer Endzeit von 2:06:30 Stunden hielt Kebede eine absolut beeindruckende Serie aufrecht: Bei sechs Starts in London erreichte er zum fünften Mal eine Podestplatzierung.

Mutais spielen keine Rolle
Geoffrey Mutai und Emmanuel Mutai waren wohl jene beiden Läufer im Feld, denen man am ehesten zugetraut hätte, Wilson Kipsang in die Suppe spucken zu können. Dies entpuppte sich jedoch relativ bald als Fehleinschätzung, beide konnten nicht die Leistung abrufen, die sich bereits gezeigt hatten. Geoffrey belegte am Ende hinter Dubai-Sieger Mekonnen Rang sechs (2:08:18 Stunden), Emmanuel kam eine Sekunde dahinter ins Ziel. Nach einem Sturz im Bad seines Hotelzimmers in der Nacht vor dem Rennen war Emmanuel Mutai allerdings gehandicapt ins Rennen gegangen und klagte über Kopfschmerzen. Noch schlechter lief das Rennen für Olympiasieger und Weltmeister Stephen Kiprotich, der in einer Zeit von 2:11:37 Stunden nicht einmal unter die besten Zehn kam.

Farah zeigt sich enttäuscht
Das mit Spannung erwartete Debüt Mo Farahs über die Marathondistanz endete in einer eigenen Enttäuschung. „Ich hatte heute keinen guten Tag“, bilanzierte der zweifache Olympiasieger knapp. Das Ziel, den britischen Uraltrekord zu knacken, verpasste er in einer Zeit von 2:08:21 Stunden knapp. „Ich komme wieder, denn so tret ich sicher nicht ab“, knurrte ein sichtlich angefressener Farah in die Mikrophone. Dabei sollte sich keiner, der beim Marathondebüt eine 2:08er Zeit läuft und Rang acht belegt, und das auch noch in einem derart starken Feld, wo von Beginn an ordentlich die Post abging, schämen müssen, auch wenn Farah den freilich hinkenden Debütanten-Quervergleich gegen Kenenisa Bekele um drei Minuten verloren hat.

Haile als Pacemaker
In 1:01:45 Stunden auf der ersten Hälfte sollte Haile Gebrselassie als Pacemaker das Feld auf Weltrekordkurs bringen, das gelang der äthiopischen Lauflegende bei seiner Premiere in dieser neuen Rolle nicht. Bereits nach 15 Kilometer stieg der Äthiopier ausgepumpt aus dem Rennen – zu früh, um weiterhin an einen Weltrekord zu denken, auch wenn Richard Sigei, ein Läufer von Weltklasseformat, als zweiter Pacemaker noch einmal alles in die Waagschale warf. Gebrselassies Fehler: Er war zu schnell ins Rennen gegangen, ein Fehler, der sich beim London Marathon damit wiederholt.

Kiplagats auf der Zielgeraden unter sich
Ein sehr spannender Damen-Bewerb entschied sich erst auf der Zielgeraden. Die beiden Kiplagats, nicht verwandt oder verschwägert, hatten bis dato dem Rennen gemeinsam den Stempel aufgedrückt, nun musste die Entscheidung um Sieg und Platz zwei im Zielsprint ausgefochten werden. Florence Kiplagat führte das Duett auf die letzten Meter, als Edna Kiplagat aus dem Windschatten herausspurtete und als Erste die Ziellinie erreichte.

„Ich bin überglücklich heute, endlich habe ich es geschafft“, jubelte die zweifache Weltmeisterin, die in den vergangenen beiden Jahren beim London Marathon jeweils den zweiten Platz belegt hatte. Mit einer Endzeit von 2:20:21 Stunden verpasste die 34-jährige ihre eigenen persönliche Bestleistung von vor zwei Jahren gerade einmal um eine gute halbe Minute. „Ich wusste, dass ich im Sprint stärker sein würde. Das habe ich im Training geübt“, lächelte die Siegerin. Die Halbmarathon-Welterkordlerin Florence erreichte eine Zeit von 2:20:24 und verpasste ihren Hausrekord um exakt 40 Sekunden.

Zwei Siegerinnen
War Edna Kiplagat tatsächlich die umjubelte Siegerin des London Marathon 2014, muss man einen zweiten Namen des Erfolges noch hinzufügen. Tirunesh Dibaba, Alleskönnerin auf der Bahn, lief bei ihrem Marathon-Debüt ein fabelhaftes Rennen und belegte den hoch einzuschätzenden dritten Rang. „Ich bin glücklich mit diesem Ergebnis und freue mich bereits auf meinen nächsten Marathon“, lauteten die ersten Eindrücke aus der Marathonwelt für die 28-jährige Äthiopierin. Sie versuchte sich stets an ihren Rennplan zu halten und ging auch nicht jede verfrühte Attacke einer Läuferin mit – einzig mit einer verlorenen Trinkflasche an einer Verpflegungsstelle hatte sie einmal kurz zu kämpfen. In der Geschichte des Marathons waren einzig Paula Radcliffe und Lucy Kabuu bei ihren Marathondebüts noch schneller.

Enttäuschung für Gelana
Mit diesem fantastischen Einstand in der Weltklasse des Marathongeschäfts – 2:20:35 Stunden bedeuten Rang drei in der Jahresweltrangliste hinter Edna und Florence Kiplagat für den Moment – zeigte Dibaba auch ihren höher eingeschätzten Landsfrauen, wo’s lang geht. Feyse Tadese und Aberu Kebede folgten ihr direkt ins Ziel, Olympiasiegerin Tiki Gelana musste mit einem ernüchternden neunten Platz Vorlieb nehmen. Bereits nach zehn Kilometern konnte sie das Tempo nicht mehr halten. Weit kurioser verlief das Rennen der kenianischen Mitfavoritin Priscah Jeptoo, die anfangs der zweiten Rennhälfte urplötzlich und ohne erkennbaren Grund stehen blieb und ausstieg, nachdem sie zuvor einen starken Eindruck hinterlassen hatte.


Ergebnisse London Marathon

Herren
1. Wilson Kipsang (KEN) 2:04:29 Stunden
2. Stanley Biwott (KEN) 2:04:55 Stunden
3. Tsegaye Kebede (ETH) 2:06:30 Stunden
4. Ayele Abshero (ETH) 2:06:31 Stunden
5. Tsegaye Mekonnen (ETH) 2:08:06 Stunden
6. Geoffrey Mutai (KEN) 2:08:18 Stunden
7. Emmanuel Mutai (KEN) 2:08:19 Stunden
8. Mo Farah (GBR) 2:08:21 Stunden
9. Feyisa Lilesa (ETH) 2:08:26 Stunden
10. Ryan Vail (USA) 2:10:57 Stunden

Damen
1. Edna Kiplagat (KEN) 2:20:21 Stunden
2. Florence Kiplagat (KEN) 2:20:24 Stunden
3. Tirunesh Dibaba (ETH) 2:20:35 Stunden
4. Feyse Tadese (ETH) 2:21:42 Stunden
5. Aberu Kebede (ETH) 2:23:21 Stunden
6. Jessica Augusto (POR) 2:24:25 Stunden
7. Tetyana Gamera-Shmyrko (UKR) 2:25:30 Stunden
8. Ana Dulce Felix (POR) 2:26:46 Stunden
9. Tiki Gelana (ETH) 2:26:58 Stunden
10. Lyudmila Kovalenko (UKR) 2:31:31 Stunden

London Marathon
Text: SIP / TK
Foto: Veranstalter