Member Area
Benutzer:
Passwort:
Gratis anmelden
Unverhofft kommt oft: Anna Hahner führte nur 300m lang während des kompletten Marathons, aber wer als Erste das Zielband durchtrennt, gewinnt.
NEWS
Dramatisches Finale bei Triumph für Anna Hahner in Wien
An Dramatik hätte das Finale des Damen-Rennens des Vienna City Marathon kaum überboten werden können. Auf den letzten Metern spielen sich unfassbar emotionale Szenen ab, als die haushoch führende Caroline Chepkwony völlig einbricht und sich noch von der Deutschen Anna Hahner überholen lassen muss.
Der einen Leid, der anderen Freud: So kann man die Geschehnisse vor dem Zieleinlauf in Wien zusammenfassen. Wäre die Ziellinie der Kenianerin einen Kilometer entgegengelaufen, hätte Chepkwony einen deutlichen Sieg gefeiert. Doch der Sprit im Körper der 28-jährigen war längst aufgebraucht.

Wahnsinnig dramatisches Finale

Caroline Chepkwony, die gut zehn Kilometer zuvor mit einer kraftvollen Attacke zu einem beeindruckenden Solo aufgebrochen war, glich optisch nicht mehr einer Marathonläufern ihrer Klasse: Der Oberkörper kippte nach vorne, der Laufstil wurde unrund, die Energiereserven waren längst aufgebraucht. Und genau in diesem Moment roch Anna Hahner die Lunte und versuchte noch einmal zu beschleunigen. Auf dem letzten geraden Stück vor der Abzweigung zum Heldenplatz passierte es dann tatsächlich: Hahner zog an der Kenianerin vorbei und kam sprichwörtlich zum Sieg wie die Jungfrau zum Kind. Ein Drama, wie nur der Sport es schreiben kann!

Erster deutscher Sieg seit 25 Jahren
Mit diesem außergewöhnlich aufregenden Finale sorgte Anna Hahner am Heldenplatz für den ersten deutschen Sieg in Wien seit 1989 in einer Endzeit von 2:28:59 Stunden. 19 Sekunden später taumelte die völlig ausgepowerte Chepkwony über die Ziellinie und konnte sich in den ersten Sekunden nach ihrem Stillstand kaum auf den Beinen halten. Rang drei belegte Marta Lema in einer Zeit von 2:31:10 Stunden vor Alice Chelangat (2:32:46 Stunden) und Olga Glok (2:33:23 Stunden).

Völlig durch den Wind
„Ich kann es immer noch nicht glauben, das ist ein Traum! Erst war ich Vierte und dann Zweite und plötzlich riefen alle ,Die Caroline steht fast’. Unglaublich, als ich dann als Erste durchs Ziel gelaufen bin“, brach die Freude unmittelbar hinter der Ziellinie aus der Überraschungssiegerin heraus. Die furiose Deutsche hatte sich den Marathon am besten eingeteilt und erfolgreich versucht, ihr Tempo über 42,195 Kilometer durchzuziehen „Ich hatte meine Männer vor mir, die mir extrem viel Wind weggenommen haben“, erklärte sie. Unmittelbar nach dem Zieleinlauf löste die 24-jährige auch ihre Versprechung ein und performte einen Walzer. Später bei der Siegerehrung sollte noch ein musikalisch untermalter folgen.

Zu Beginn klassisches Ausscheidungsrennen
Bereits früh setzte sich bei den Damen ein Quartett deutlich vom Verfolgerfeld ab. Gemeinsam zogen die beiden Kenianerinnen Caroline Chepkwony und Alice Chelangat, die Äthiopierin Marta Lema sowie die Japanerin Mai Ito mit ihren Pacemakern davon, kurz vor Halbzeit teilte sich die Gruppe auf und die beiden Favoritinnen Chepkwony und Ito blieben unter sich an der Spitze. Die Vorentscheidung fiel dann rund 15 Kilometer vor dem Ziel: Als Caroline Chepkwony erstmals in die Prater Hauptallee einbog, war von der japanischen Rivalin nichts mehr zu sehen.

Japanerin geschlagen
Mai Ito
brach in dieser Phase komplett ein, und verlor in kürzester Zeit weit über eine Minute. Auch im Finale konnte die 29-jährige Mitfavoriten ihr gewünschtes Tempo bei weitem nicht halten und musste relativ bald Marta Lema und Anna Hahner passieren lassen. Am Ende stand für Ito das enttäuschende Resultat eines siebenten Rangs in einer Zeit von 2:35:15 Stunden auf der Ergebnisliste.

Freitag beste Österreicherin
Die amtierende Staatsmeisterin Karin Freitag (LG Decker Itter) erreichte auf Platz acht als beste Österreicher das Ziel in einer Zeit von 2:52:01 Stunden.

Andrea Mayr siegt im Halbmarathon
Österreichs Marathon-Rekordhalterin Andrea Mayr (SVS Leichtathletik), eine von nur zwei Österreicherinnen, denen es gelang, den Vienna City Marathon zu gewinnen, startete heuer beim Halbmarathon, den sie mit großem Vorsprung für sich entscheiden konnte. Bereits nach 5 Kilometern hatte die Oberösterreicherin einen satten Vorsprung von 1:20 Minuten auf ihre erste Verfolgerin. Verpackt in einer Gruppe mit Marathonläufern Anna Hahner und den Pacemakern genoss die 34-jährige ein ideales Tempodiktat, das ihre starke Performance lancierte.

Überraschend stark
„Es ist ein wundervolles Gefühl, an dem Ort, wo ich 2009 meinen Marathonrekord gelaufen bin, mit einer so starken Leistung zurückzukehren. Ich bin wirklich überrascht, wie gut alles gelaufen ist“, freute sich die amtierende Berglauf-Europameisterin über ihre außergewöhnlich gute Frühjahrsform. In einer starken Endzeit von 1:13:47 Stunden, eine absolute Topzeit in nationalen Bestenlisten, blieb sie lediglich knapp zwei Minuten über ihrem eigenen ÖLV-Rekord. Mit großem Respektabstand erreichte die Dänin Malene Munkholm in einer Zeit von 1:21:27 Stunden das Ziel als Zweite, Rang drei ging an Katharina Zipser (SK Rückenwind) in 1:22:11 Stunden. „Das Rennen hat heute sehr viel Spaß gemacht, es herrschte eine tolle Stimmung an der Strecke“, führte Mayr an.

Bei den Herren feierte Mick Clohisey aus Dublin einen dominanten Sieg. Der Ire lief mit einer tollen Zeit von 1:06:30 Stunden unter dem Jubel der Zuschauer am Heldenplatz ein. Damit hatte der 28-jährige im Ziel satte fünf Minuten Vorsprung auf den zweitplatzierten Christian Kresnik (1:11:28 Stunden), Dritter wurde Alexander Weiß in 1:12:30 Stunden.

Tolle Bedingungen, großartige Stimmung
Pünktlich um 9 Uhr war das Feld vor der UNO-City bei idealen äußeren Bedingungen ins Rennen gestartet und bescherte Wien und der Reichsbrücke ein fantastisches Kulissenbild. Während des Marathons kam leichter Wind auf, zwischenzeitlich setzte leichter, aber kaum störender Nieselregen ein. Hunderttausende Zuschauer verfolgten den Marathon entlang der Strecke und sorgten für eine hervorragende Stimmung. Für die 31. Auflage des Vienna City Marathon hatte sich bewerbsübergreifend die Rekordzahl von 42.078 Teilnehmer aus 127 Nationen angemeldet.


Ergebnis Vienna City Marathon der Damen:

1. Anna Hahner (GER) 2:28:59 Stunden
2. Caroline Chepkwony (KEN) 2:29:18 Stunden
3. Lema Marta (ETH) 2:31:10 Stunden
4. Alice Chelangat (KEN) 2:32:46 Stunden
5. Olga Glok (RUS) 2:33:23 Stunden
6. Olha Kalenarova-Ochal (POL) 2:34:19 Stunden
7. Mai Ito (JPN) 2:35:15 Stunden
8. Karin Freitag (AUT) 2:52:01 Stunden
9. Silke Würglbauer (AUT) 3:00:37 Stunden
10. Åslaug-Gol Kaardal (NOR) 3:03:15 Stunden

Vienna City Marathon
Text: SIP / TK
Foto: VCM