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Umhüllt von einer schwedischen Nationalflagge ließ sich die gebürtige Äthiopierin Abeba Aregawi vom polnischen Publikum feiern – ein Bild, an das sich die Leichtathletik-Fans gewöhnen müssen.
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Erwartete Goldmedaillen für die großen Stars der Szene
Die beiden großen Stars des Mittelstreckenlaufs bei den Damen, Genzebe Dibaba und Abeba Aregawi haben sich die Show bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Sopot aufgeteilt: Die Äthiopierin holte WM-Gold über 3.000m, die Schwedin über die halbe Distanz. In einer erwartet offenen Entscheidung über die 800m jubelte die US-Amerikanerin Chanelle Price am lautesten.
Dass Genzebe Dibaba im 3.000m Finallauf fast 40 Sekunden über ihrem eigenen Weltrekord von Stockholm – einer von drei schrillen Weltrekordläufen in dieser Hallensaison durch die 23-jährige Überfliegerin aus Ostafrika – beruhigte jene, die eine weitere unfassbare Weltrekordleistung befürchtet und enttäuschte jene, die Selbige erhofft hatten. Dennoch schmälerte Dibabas Vorstellung, welche in einer Zeit von 8:55,04 Minuten zum erfolgreichen Lauf führte, die Souveränität der Leistung nicht. „Mein Coach hat mir vorgegeben, mich nicht auf die Zeit, sondern auf den Sieg zu konzentrieren. Das habe ich gemacht“, so die Siegerin über ihren Marschplan. Dibaba, die in Istanbul 2012 über 1.500m triumphierte, siegte mit zweieinhalb Sekunden Vorsprung vor Titelverteidigerin Hellen Obiri aus Kenia, Rang drei ging an zweifache 1.500m-Weltmeisterin Maryam Jamal aus Bahrain, die ebenfalls noch unter neun Minuten blieb. Schnellere Zeiten waren nach dem gemütlichen Auftakt nicht möglich, ohne Pacemakerin ließ sich die äthiopische Wunderläuferin zu keinem Husarenritt hinreißen. Der Zieleinlauf auf den ersten drei Plätzen verlief schlussendlich erwartungsgemäß, im Unterschied zu Aregawi über 1.500 Metern lief Dibaba allerdings keinen riesigen Vorsprung heraus.

Aregawi demütigt Konkurrenz
Als Abeba Aregawi, nachdem sie sich die Auftaktrunde ihrer Show aus der letzten Reihe angesehen hatte, nach 500 Metern antrat, begann die Vorführung der Konkurrenz. In fast aufreizender Lässigkeit, aber mit schier unendlichem Vortrieb vergrößerte die für Schweden laufende Äthiopierin ihren Vorsprung von Meter zu Meter und hielt den Rest des Feldes auf beeindruckende Distanz. Obwohl das erste Drittel des Rennens, als die Kanadierin Nicole Sifuentes, die später mit einem neuen Landesrekord sensationell Bronze gewann, in langsamer Geschwindigkeit absolviert wurde, erreichte die 23-jährige Dominatorin noch eine fantastische Endzeit von 4:00,61 Minuten – die zweitbeste Siegerzeit in der Geschichte der Hallen-Weltmeisterschaften.

Die erst 19-jährige Äthiopierin Axumawit Embaye erreichte sechseinhalb Sekunden nach der Siegerin die Ziellinie und klopfte mit der Silbermedaille erstmals richtig an der Weltklasse an. Die Leistungen der jungen Ostafrikanerin sind ein Versprechen für die Zukunft, die 4:07,12 Minuten bedeuteten eine neue persönliche Bestleistung für die Halle. Hinter Embaye gab es auf der zweitlängsten Laufdistanz eine der spannendsten Photo-Finish-Entscheidungen: Sifuentes setzte sich in 4:07,61 Minuten um die Winzigkeit einer Hundertstelsekunde gegen die höher eingeschätzte Marokkanerin Siham Hilali durch. Dabei waren die beiden eigentlich nur um Rang vier gesprintet, denn die ursprünglich drittplatzierte Rababe Arafi aus Marokko wurde ebenso wie die US-Amerikanerin Heather Kampf nachträglich wegen unerlaubten Wechsels der Bahn disqualifiziert.

US-amerikanischer Triumph über 800m
Große Aussagekraft hatten bereits die Vorläufe über 800m bei den Damen. Sowohl die von vielen als Favoritin angesehene Schottin Laura Muir als auch die bis dato Weltjahresschnellste Ajee Wilson aus den USA mussten bereits die Segel streichen ebenso wie die junge Isländerin Anita Hinriksdottir, die wegen illegalen Wechselns der Bahn disqualifiziert wurde. So stand im Finale ein illustres Feld zahlreicher Außenseiterinnen am Start. In einer spannenden wie auch hoch qualitativen Entscheidung setzte sich am Ende die 23-jährige Chanelle Price durch, die US-Amerikanerin erzielte in 2:00,09 Minuten die schnellste Zeit des laufenden Kalenderjahres. Price hatte sämtliche der 800 zu laufenden Meter von der Spitze aus „regiert“.

Unter großen Jubel sicherte sich die 25-jährige Lokalmatadorin Angelika Cichocka die Silbermedaille und feierte vor Heimpublikum den größten Erfolg ihrer Karriere. Damit holten sich die traditionell starken polnischen 800m-Spezialisten die WM-Silbermedaillen sowohl bei den Damen als auch bei den Herren – ein klares Statement für die Europameisterschaften im Sommer! Bronze ging an die Weißrussin Marina Arzamasova, die in persönlicher Bestleistung von 2:00,79 Minuten die Gunst der Stunde optimal ausnützte.

Hinter ihr ging die Schweizerin Selina Büchel zwar mit der unglücklichsten aller möglichen Platzierungen bei Weltmeisterschaften nach Hause, die 22-jährige sorgte mit ihrem Auftritt in Sopot allerdings für Furore. Mit deutlicher neuer persönlicher Bestleistung stieg die Schweizerin als Siegerin ihres Vorlaufs vor der späteren Weltmeisterin sensationell direkt ins Finale auf, bei dem sie keinesfalls enttäuschte.

Hallen-Weltmeisterschaften 2014 in Sopot
Text: SIP / TK
Foto: IAAF - Getty Images